Soulwax: Quecksilber

Soulwax: QuecksilberSoulwax
„From Deewee“

(Pias Recordings)
Chromglanz, überall. Das ist es, was einem durch den Kopf geht, wenn die fünfzig Minuten das erste Mal vorüber sind. Quecksilberbeats, funkelnde Maschinenmusik, und danach gleich: Wirklich Soulwax? Das belgische Brüderpaar also, das sich – man weiß das ja eigentlich, insofern ist die Frage eher rhetorisch zu verstehen – für sein Leben gern neu erfindet. Das, nur als Beispiel, mit „Much Against Everyones Advice“ und „Any Minute Now“ zwei ziemlich unterschiedliche Platten gemacht hat, beschwingter Indiepop die eine, schwer fassbares Technorock-Mashup die andere. Richtig weg waren sie ja nie, es hat nur über zehn Jahre gedauert, bis Stephen und David Dewaele wirklich Lust darauf hatten, der Konvention Genüge zu tun und ihren wild wuchernden Ideenreichtum in die herkömmliche Form eines Albums zu pressen. Leicht gefallen ist es ihnen nicht, allein daß sie den Flow des Nonstopmixes für die Vinylversion mehrmals unterbrechen mußten, bereitete den beiden arges Kopfzerbrechen – Konventionen sind nicht so ihre Sache. Lieber hüpfen sie bienengleich von Blüte zu Blüte, veredeln die schönsten Songs mit ihren Remixkünsten, basteln wunderbare Bild- und Klangcollagen für mobile Apps und das hauseigene Radio – psychedelisches Popcornfutter, das erstaunlicherweise nie zur Übersättigung führt, nichts also von wegen too many DJs.
Jetzt also komplett ohne Gitarren. Dafür um so mehr Percussion. Ganze drei Musiker sind, so hört man, im Studio am Schlagzeug gesessen. Soulwax hatten sich vorgenommen, jeden Track in nur einem einzigen Take aufzunehmen – eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe. Wie strikt sie sich daran gehalten haben, wird wohl ihr Geheimnis bleiben, aber selbst wenn das Dogma am Ende etwas aufgeweicht werden mußte, passierte die Produktion in Rekordzeit. Zwölf Stücke, ansatzlos ineinandergemischt, flirrender Discofunk hier, Synthpop, House dort, alles dabei, was so zwischen Donna Summer und Depeche Mode Platz hat. Und natürlich: Kraftwerk. Im letzten Drittel findet sich mit „Transient Program For Drums And Machinery“ eine Art Essenz des aktuellen Sounds und man muß sich nicht sonderlich bemühen, um die Roboter aus Düsseldorf durch die Kulisse marschieren zu hören. Selbst schuld, wer nach einem Durchlauf schon Schluß macht – das Album ist, so die Brüder in nachdrücklicher Empfehlung, der ideale Begleiter für lange Autofahrten: „Listen to it in a moving way“, so Stephen Dewaele im Interview. Anders läßt sich dieser hochgradig infektiöse Musikmix ohnehin nicht verfolgen. Und was danach kommt, wissen wir wohl spätestens in zehn Jahren … http://www.soulwax.com/

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