"Soulshine & Karthasis" - Zentralperspektive

Erstellt am 22. November 2010 von Derdigitaleflaneur


Leipzig - die Perle des Osten wurde hier ja schon mehrfach mit Lobgesängen bedacht und nun schickt die Stadt die niemals schwächelt, neue Katzen ins Rennen. 
Erscheinen wir dieses Kleinod auf dem Label  Leipziger Schule - und dieser Labelname ist fast schon programmatisch zu verstehen. In Anlehnung an die verkopften (kleingeistigere Wesen setzen hier den Begriff studentisch ein) Texte der Hamburger Schule werden hier verdammt stimmige und dichte Storytellertracks erzählt, deren Vortragsstil, Sprachwahl und Ästhetik weit über die Genregrenzen hinweg geht. Hiphop-Puristen werden wohl frohgemutet die Mageninhalte emporvomitieren, alle anderen sollten mal die Löffel spitzen!
Soulshine (MC) und Karthasis (Beats) haben eine 13 Track schwere Konzeptsause ausm heimischen Rechner extrahiert, eigentlich ist diese Platte als eine lange Geschichte in vereinzelten Episoden zu verstehen. Verbindendes Element der Songs ist das Thema des Reisen, man berichtet von den kleine Reisen und den große, spricht über das körperliche Bewegen und das geistige Verschwinden, über Tagträumereien im Nahverkehr und Ausflüge in fremde Städte - es ist einfach alles dabei. Feine Sache, wirklich!
Die zurückhaltende, manchmal fast zaghafte Stimme von Soulshine macht die Platte zu einer nicht wirklich dem Grobreiz verpflichteten Veranstaltung. Lieselotte Pulver-Freunde werden sich hier wohl eher selten heimisch fühlen, dafür ist sie weder schnell, hart oder käsig genug. 
Alle anderen, denen Headphones als additive Extensions gegen allzu viel Menschenlärm vertraut sind, werden bei dieser Kreuzfahrt quer durch euren Köpfe sehr viel Vergnügen haben. Und diejenigen, die glaubten nach der wunderbaren Collabo von Total Chaos und Waxolutionists würde nie wieder eine deutsche Stimme schöner die Nacht besingen können, euch sei gesagt - oh doch! Hört doch selbst.
Ich mach's kurz, Leipzig strahlt einmal mehr, neben verdammt hartärschiger Battlekeulerei und lässiger Funkabfahrt in der Federboa werden nun auch die leisen Töne sichtbar. Schöne Platte voller Alltagsweisheiten - Zuhörhiphop eben. Meine Liebe hat diese Perspektive allemal. Cheerz!
Käuflich erwerbbar ist die Platte hier und wer sie nach dem folgenden Liebesliedvideo mit sehr schicker Weichzeichnerorgie nicht erstehen (oder zumindest geschäftsschädigend laden) will, der hat kein Herz und soll bitte aussterben gehen. Danke.