Sotschis Sklaven

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Viele Wanderarbeiter machen sich heutzutage auf den Weg zu einer Großbaustelle und hoffen auf neuen Wohlstand. Doch wenn in Katar die Fußballstadien gebaut werden kann genauso wenig von fairer Arbeit gesprochen werden, wie in Sotschi, wo die Olympischen Winterspiele stattfinden werden. Ein Blick hinter die Kulissen.

Viele Menschen wie Mardiros Demertschan setzen viele Hoffnungen auf eine bessere Zukunft, wenn sie sich auf den Baustellen abschuften. Der gebürtige Russe heuerte auf einer Baustelle in Sotschi an. Er wollte viel arbeiten, um seiner Familie etwas bieten zu können. Anhand seines Beispiels zeigt sich aber, dass Russland mit Menschenrechten noch nicht im grünen Bereich ist. Vor knapp einem Jahr erfuhr Mardiros Demertschan von einem Nachbarn, dass in Sotschi viele Arbeiter gesucht werden. Zwar boten die Containerunterkünfte mit den viel zu kleinen Wohneinheiten einen üblen Anblick, doch heuerte der ungelernte Bauarbeiter für etwa 33 Euro pro Tag an. Dies ist außergewöhnlich gutes Geld in Russland.  Aber damit begannen alle Probleme! Schon nach drei Wochen teilte ein Angestellter der Baufirma mit, das erste Gehalt werde als Kaution einbehalten. Da halfen auch alle Proteste der Angestellten nichts. Diese Methode ist bekannt und viele russische Menschenrechtsorganisationen sprechen von Sklavenarbeit. Nach knapp zwei Monaten auf der Baustelle ohne Lohn wurden alle Arbeiter mit der Begründung gefeuert, es würde zu wenig gearbeitet. Der Chef bot als Ausgleich 50 Prozent des verdienten Lohns an, ein Alptraum für Demertschan. Er weigerte sich und wird kurz darauf wieder zur Baustelle bestellt. Nun wird ihm Diebstahl vorgeworfen und obwohl er die Tat bestreitet, landet er in Handschellen auf der Polizeistation. Als die beiden Beamten Boxhandschuhe anziehen, ahnt der Russe, was ihm blüht. Um ein Geständnis zu erpressen, wird er halb tot geschlagen. Mehrere Stunden lang wird er gefoltert, doch er überlebt diese Prozedur. Demertschan hat lange Zeit große Schmerzen und ohne Tabletten kann er heute kaum laufen.

Dies ist in Russland kein Einzelfall. Um an Löhnen zu sparen, setzen Unternehmen in Sotschi alles in Gang. Ihnen ist es egal, welche Familientragödien sich hinter diesen Arbeitern abspielen. Der Rechtsanwalt von Demertschan klagte zwar mittlerweile vor dem Regionalgericht, doch verspricht dies wenig Hoffnung auf Erfolg. Da die russische Regierung die Olympischen Winterspiele zur nationalen Aufgabe erklärt hat, sind Mißtöne unerwünscht. Sotschi soll ein strahlendes Bild aufzeigen, eine traumhafte Zeit für die Medien werden. Welche Opfer all die schönen Gebäude und Anlagen gebracht haben, wird schnell vergessen. Leider ist dies nicht zu ändern, solange unsere Gesellschaft nicht mal innehält und nachdenkt.

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Joern Petersen Joern Petersen

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