La Boum Fatale – Damnwild
VÖ: 29 Juni 2012 – Sinnbus Records
Experimental-Housetracks auf Sinnbus? Ja! Nach den letzten, sehr ruhigen, folkigen Veröffentlichungen war es auch wieder an der Zeit für etwas Tempo, Groove und Tanzbein! Die Lust am Wandlungsfähigen bleibt dabei aber nicht auf der Strecke.
Hinter La Boum Fatale stecken die Herren Antonio de Spirt und Levente Pavelka, welche sich vor zwei Jahren beim gemeinsamen Medientechnikstudium in Hamburg trafen. Um etwas aus dieser Welt zu fliehen und obwohl beide kein Instrument beherrschten, beschlossen sie, Musik zu machen. Und wenn, warum dann nicht gleich alles auf einmal? In erster Linie natürlich Elektronisches, experimentel wie poppig, dazu verzerrt Schwebendes aus dem Bereich Post-Rock, Kitschiges a la Chillstep und, wie gegenwärtig überall zu hören, eine große Portion House.
Die öffentliche Bildfläche erklommen La Boum Fatale, nach Remixen für die Labelmates Bodi Bill und Hundreds, Anfang des Jahres mit der ausgewaschenen House-Nummer „AAA“ und dem großartigen dazugehörigem Video. Dieses erinnert, von der Idee her, an Prodigys „Smack my bitch up“ nur das man anstatt in Point-Of-View dem nächtlichen Exzess des Protagonisten zu folgen, diesem von Beginn an ins Gesicht blickt. Optisch entspricht er dem Typus Soft-Elektroniker a la James Blake und der Exzess beschränkt sich auf eine Flasche Bio-Bier! Der Schauplatz, das Hamburger Gängeviertel, verortet dann endgültig im Bereich Alternativgroßstadtdigitalboheme. Trotz alledem verliert sich das Duo aber nie in musikalischer Nettigkeit=Austauschbarkeit.
Zur Hälfte dreht die Kamera hinter den „Helden“ und wir folgen dem rückwärtslaufenden Streifzug zum Ausgangspunkt zurück. Jedem Ende wohnt sozusagen ein Anfang inne beziehungsweise kehrt das Grundmuster, wie in der meisten elektronischen Musik, stets wieder.
Ebenso vielschichtig gestaltet sich das Album mit dem adäquat nach vorne gehenden Titel „Damwild“. Auf „AAA“ folgt mit „Pass Miss“ eine Electronica-Nummer mit Vocoderstimme und sonnigen Synthies. „Snalle“ und „Rumple“ kombinieren die kitschigen Soundflächen eines M83 mit Dubsteppgeschredder und Housemelodien. Den Abschluss liefert der Song mit dem, für die gegenwärtige Künstlekaste passenden Titel „Let us not be terrible people“. Aber im Gegensatz zu den ganzen Alles-Super-Und-Nett-Und-Lieb Rappern der Blog- und Feuilletonwelt, funktioniert es bei „La Boum Fatale“ ohne Überzuckerung und Energieverlust. Die Vinyl-Version rundet das Album mit einem Aera-Remix von “AAA” ab.
House, Electronica, Dubstep, welchem Genre sie sich auch zuwenden, stets bauen La Boum Fatale die Einzelteile, nach Eigenaussage, „in vielschichtigen Arrangements zu tiefen und atmosphärischen Listening-Schönheiten“ zusammen. Sich selbst können die Herren demnach gut einschätzen. Bleibt nur, ihnen mit dem Album viel Erfolg zu wünschen!
La Boum Fatale online
Sinnbus Records online
Live zu sehen auf dem Dockville Festival (10-12.08.2012) in Hamburg
Autor: Johannes Hertwig
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