Sonntagsleser: Blog-Presseschau 02.03.2014 (KW9)

Von Vigoleis01

Schon trägt das Jahr eine Drei auf dem Rücken – und wir sind zum dritten Mal in Folge sonntagslesend am Start. Eine Aktion, die von der Bücherphilosophin ins Leben gerufen wurde. Um die Dreifaltigkeit zu vollenden, hätten wir heute nur drei Beiträge präsentieren können. “Leider” jedoch – im Sinne von “zum Glück” – gab es auch diese Woche wieder weit mehr Lesenswertes in der literarischen Blogwelt. Eine Auswahl.

Auf Buzzaldrins Blog findet sich der Hinweis auf ein sehr interessantes Romandebüt: “Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst” von Shani Boianjiu. Erzählt werden die Geschichten von drei israelischen Mädchen, im Mittelpunkt stehen die Kriegserfahrungen. “Es sind drei ganz unterschiedliche Geschichten, drei verschiedene Lebensläufe, drei Menschen, die voneinander getrennte Erfahrungen machen und doch von der Tatsache vereint werden, dass sie dazu gezwungen sind, viel zu schnell und viel zu früh erwachsen zu werden.” - 

Jargs Blog stellt “Das Lächeln meiner Mutter”, einen autobiographischen Roman der französischen Autorin Delphine de Vigan, vor. Die Grundprämisse: die Autorin findet ihre Mutter tot auf. Sie hat sich umgebracht. Bald ist Delphine gezwungen, sich mit der ewigen Frage nach dem Warum? auseinanderzusetzen: sie beginnt, ihre Familiengeschichte zu schreiben. Der Rezensent befindet, das Buch sei “eines der intensivsten Lektüreerlebnisse der vergangenen Monate und wird eines jener Bücher sein, die mir lange im Gedächtnis bleiben werden.” Nun ein sicherer Wert auch auf unserer Leseliste.

Auf Literaturen gab es letzte Woche einen dieser seltenen konstruktiven Beiträge zur aktuellen Pingpong-Debatte um die angeblichen Krisen der deutschen “Gegenwartsliteratur”. Das Schöne an diesem Beitrag: nicht einfach Kritik (bzw. Kritik an der Kritik), sondern etwas Handfestes, namentlich eine sorgfältig zusammengestellte Liste von höchst empfehlenswerter deutscher Gegenwartsliteratur. 

Sätze und Schätze hat wieder einen besonderen der zweiten Kategorie gehoben: den Schatz “Die Fälschung der Welt” von William Gaddis. Klaus Krolzig schreibt die Lobeshymne auf dieses 1200-Seiten-Werk, das er denn auch korrekt als “Lesemarathon” beschreibt. Mit Glücksgefühl.

Die Seite Wortspiele von Wolfgang Schiffer – die im Übrigen immer einen Besuch wert ist – hat sich diese Woche der 2013 verstorbenen deutschen Schriftstellerin Sarah Kirsch gewidmet. Der Autor zeigt sich begeistert von den Grenzformen zwischen Prosa und Lyrik, die die Autorin in den von dtv unter dem Titel “Juninovember” verlegten tagebuchartigen Einträgen aus 2002-03 kultiviert.

Zuletzt eine interessante Reflektion: writeaboutsomething hat sich mit der Frage beschäftigt, WARUM wir eigentlich lesen. Neben spannenden Gedanken gibt es auch gleich eine Handvoll spannender Lektürehinweise, sollte man sich in das Thema vertiefen wollen.

Wir wünschen euch allen einen schönen Sonntag!