Kennt ihr das Phänomen, dass wenn eine Sache richtig gut läuft, die anderen mittelmäßigeren Sachen unerträglich werden?
Momentan ist es meine Wohnung, oder eher meine Nachbarn, die meinen Seelenfrieden stören. Die kleinen Dinge, die eben mit der Zeit so zusammenkommen.
Momentan steckt das rundum-veränderungs-Gen in mir, meine Fantasie ist also unberechenbar.
Am liebsten würde ich meine sieben Sachen packen und abhauen.
Mein (nicht mehr ganz so neuer Nachbar) treibt mich in den Wahnsinn mit sein Herumgekicher, seine kindischen Freundin (die ebenfalls doof herumkichert), und deren ständiges Sextreiben. So an sich stört mich das nicht wirklich, nur dieses ultra laut quietschende Bett ist so hardcore, dass ich davon abends, mitten in der Nacht oder am frühen Morgen wach werde (eigentlich ist er oft auf Montage). Ich bin absolut dafür, dass jeder sein Leben leben soll, und ich kann mich in der Tat mit kleinen Dingen abfinden, aber so langsam reicht es. Mir ist, als hätte ich ein halben Kindergarten zum Nachbarn. Ich glaube ja auch fast, dass die noch nicht mal volljährig sind.
Dazu kommt noch, dass die öfters (und vor allem meistens) spät abends laut Musik hören. Meist nur drei Songs (Jean Paul, Britney Spears und A.R. Rahmans 'Jai Ho'). Glücklicherweise kann ich mich mit den Songs anfreunden - trotzdem nervig (so drei Stunden das selbe).
Die Nachbarn über mir poltern momentan auch wirklich außergewöhnlich laut und viel. Manchmal muss ich mich ehrlich zusammen reißen, um nicht nach oben zu rufen "Alter seid ihr so dämlich alles 5 Mal fallen zu lassen oder was zur Hölle treibt ihr da?".
Außerdem kommt dazu, dass mich meine Wohnung langsam erdrückt (oder ich habs einfach Jahre gekonnt ignoriert). Klingt ironisch ich weiß, weil ich ja oft und ständig am ausmisten bin, aber es ändert nichts an die Räumlichkeiten. Nicht daran, dass ich schon fast 7 Jahre durchweg ohne Badewanne ausgekommen bin (wtf), dass mein Wohnzimmer auch mein Ess-, Sport-, Schlaf-und Ankleidezimmer ist.
Und das alles zusammen stört extrem mein Wohlfühlfaktor (und nicht die Sache mit meinem Fuß noch zu vergessen, die mich am weglaufen quasi hindert).
My Home is my Castle, aber mittlerweile ganz schön heruntergekommen und unbequem.
Und da ist sie, die nackte Unzufriedenheit. Warum es nicht so läuft wie s laufen soll. Weil ich einfach keine 20 mehr bin, und mit dem 'Ach das geht schon so, Hauptsache 4 Wände, 1 Dach und fließend warm Wasser, inkl. Heizung' auskomme.
Ich werde bald 29. Fast 30. Manche haben schon einen Mann, Kinder, ein Haus und Haustiere. Ich hab nicht mal 'ne vernünftige Wohnung. Ich hab nicht mal 'ne Badewanne.
Und das Schlimmste ist, ich bin immer noch vom Amt abhängig, weil mein Schicksal vorgesehen hatte, dass ich einfach extrem lange auf Selbstfindungsphase gehen sollte, auch wenn ich weiß dass das alles nicht umsonst war und ist.
Mit 14/15 habe ich mein Auszug tagtäglich herbeigesehnt. Weg von meinen Eltern, weg von meinen 'tollen' (Schul)Freunden. In meiner Lehre habe ich das Ende herbeisehnt. Weg von meinen 'grandiosen' Kollegen, weg von meinen mobbenden Vorgesetzten. 3 Jahre später habe ich das Ende einer Beziehung herbeigesehnt. Weg von Aggressivität und Unzufriedenheit, weg von Verzweiflung.
Weitere Jahre später habe ich das Ende meiner persönliche dunklen (schwarzen) Lebenslage herbeigesehnt. Weg von unechten Freunden, weg von negativen Gefühlen. Vor einigen Jahren habe ich das Ende von unerträglichen Liebeskummer herbeigesehnt. Weg von Herzschmerzen. Weg von diese Aussichtslosigkeit gepaart mit Minderwertigkeit.
Und vor kurzem habe ich das Ende dieser elenden, unzufriedenen Arbeit herbeigesehnt. Weg von den blöden (Wochenend/Feiertags)schichten. Weg von dieser hässlichen Seite Berlins, die man nur in den Morgengrauen- und späten Abendstunden sieht.
Ach ja, und zwischendurch immer dieser 'Weg von den paar Kilos zuviel'-Versuch.
Und da stehe ich nun.
Immer noch mit meiner 13Jahre alten (und ersten) Kücheneinrichtung, weil mir Freizeit immer wichtiger als Geld war.
Und manchmal klopft mein Herz an und fragt nach, ob ich nicht doch mal das WG-Leben mitmachen sollte, bis mein übergroßer Verstand 'Spinnst du??' brüllt, weil ich doch so ein halber Eremit bin und mir meine Ruhe und Chaosordnung hoch und heilig ist. Von den Horrorgeschichten anderer mal abgesehen.
Das ist übrigens nur eine Seite in mir.
Die andere sieht das alles viel chilliger, und kommt ständig mit Sprüchen wie 'Hey du bist frei, du kannst fast tun und lassen was du willst, hast sogar 'ne Woche in London gemeistert-mutterseelenallein. Dir gehört die Welt!' oder 'Scheiß auf Normalität, probier und tob dich aus, Hauptsache einigermaßen vernünftige Wohnung (da haben wir's wieder), aber immerhin FREIHEIT und jetzt bald kein Sklavenleben mehr.' oder 'Man ist so alt wie man sich fühlt und ich sehe noch wie 21 aus, BÄM! Ab gehts ins Fitti, auf'e Tanzfläche oder wherever you want to go. Das Leben ist schön, und ich bin ein Einhorn.'
Oder so.
Ihr seht, die Midlife-Crisis hat mich voll im Griff, obwohl ich ständig denke, sie sei endlich durch.
Manchmal sehne ich mich nach früher, wo alles noch so normal war. Wo man noch einigermaßen normale Probleme hatte (der erste Schwarm, der erste Pickel, die erste 6 in Geschichte).
Sorry für's auskotzen, ich glaube daran war der Penner heute schuld, der mich auf Arbeit 20 Minuten lang auf's übelste beleidigt hatte (und hätten ihn Kunden nicht aufgehalten, wäre er auch direkt auf mich losgegangen mit seinem Flachmann).
Ich bin also immer noch etwas durch den Wind, und werde meine beiden kommenden freien Tage umso schöner gestalten, fernab von Wissen inhalieren, groß Gedanken an's Essen und Sport vergeuden und größenwahnsinnige Zukunftsvisionen.
Sport
Montag: -Dienstag: Leichtes Walken (30 Min.)Mittwoch: Leichtes Walken (30 Min.)Donnerstag: Leichtes Walken (30 Min.)
Freitag: -Samstag: -Sonntag: -
Gerichte der Woche
Gesund & schmackhaft!