Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten, sagte Karl Kraus.
Deshalb ist der November auch der richtige Monat für die Inszenierung einer Bambi-Verleihung. Hubert Burda schmeisst dann für die ihm verpflichteten Schauspielerdarsteller eine Runde Facetime zur Primetime. Der Mann bringt nicht nur bunte Blätter an die Bahnhofskioske. Er erweckt auch den Eindruck auf Karrieren im deutschen Fernsehfilm großen Einfluss zu haben. Dafür hat er den Bambi erfunden. Einen Preis, den man nicht bekommt, wenn man im Fernsehen Großes geleistet hat. Sondern umgekehrt: Wer sich mal auszeichnen lässt, der verbessert seine Chancen in diesem Zirkus, z.B. auf eine Anstellung im ARD Tatort. Und wer die Festanstellung hat, der wird zum Content in Burdas Erzeugnissen. So fügt sich der Kreislauf des Lebens. Es gibt auch eine Fastlane zum ARD Tatort: Den Golfclub Tegernsee. Aber das ist länger her und die Chance gab es nur einmal.
Als ich gestern kam, sah und verstand, dass es an Veronica Ferres (hier mit ihrem Gatten) sein würde, eine Laudatio auf Matthias Brandt zu halten, dachte ich noch an das Sprichwort, in dem man Gott um die Kraft bittet, das Unvermeidliche zu ertragen. Als Brandt dann seine Dankesrede hielt, fand ich seine Worte und Stimme angenehm, wie immer. Fragend flog mich kurz der Gedanke an, warum Brandt denn eigentlich Kommissar im ARD Flagschiff geworden ist, und verschwand wieder. Denn der Auftritt von Rosenstolz stand bevor. Und -Hut ab- die gaben dem Publikum Anschauungsunterricht in Sachen Zivilcourage. Sie bissen die Hände, die sie in dem Moment fütterten: Die Hände von Patricia Riekel und Philipp Welte, die sich Bushido auserkoren hatten, um den Bambi für Integrationsleistungen zu vergeben. Berliner rätseln bis jetzt, was oder wen Bushido integriert haben soll, außer sich selbst in das System Burda. Die Bushidobonmots sind längst über etliche Privatsenderlaufbänder zum besten gegeben worden, deshalb brauche ich sie hier nicht zu wiederholen. Ich will mich auch nicht in die Lage versetzen, den Mann um eine Lizenz für die Wiedergabe seiner Worte bitten zu müssen.
Etwas leid tat mir Bushido-Laudator Peter Maffay. Ob er sich seine Rolle gestern selbst ausgesucht hat? Mich erinnerte er eher an Günter Netzer, als er körperlich unwohl, den Auftritt von Monika Lierhaus auf der Springerveranstaltung ankündigte.
Wer eine Leidenschaft für Menschen pflegt, in dem könnte gestern die Neugier erwacht sein, was die auch textuell sich stets blond gebende Patricia an diesem Mannsbild so reizt? Wer hin und wieder Korrespondenz mit Burda Vorstand Philipp Welte pflegt, der weiß, dass der sich nicht an kleinen Dingen stört, wenn er zu Großem unterwegs ist. Man darf ihm nur nicht den Eindruck vermitteln, dass man von ihm Qualität erwartet. Dann fühlt er sich schnell provoziert. Er holt dann bis 1945 aus, um zu legitimieren, dass man in Deutschland verkaufen darf, was Auflage macht:
Solche Zeilen schrieb Welte vor zwei Jahren Lesern, wenn die sich über das von Patricia Riekel tiefer gelegte Niveau früherer Qualitätsmagazine beschwerten. Nein, das war kein Tippfehler. Er schrieb nicht "lebenswert" und meinte "lesenswert". Er meinte was er schrieb. Doch den Furor, deren Bekämpfung er vorgab um sich daran zu adeln, den projizierte er selbst. Wie Burda vertauscht er Ursache und Wirkung. Auch heute:
Denn nicht die hormonelle Übersteuerung als Lebensstil zu etablieren ist demokratisch, sondern sie da zu begrenzen, wo sie die Freiheit anderer einschränkt wäre es. Und kulturell überlegen darf sich fühlen, wer kulturell überlegen ist. Das wissen wir aus Lars von Triers Film "Dogville": Arrogant sein darf, wer höhere Maßstäbe anlegt.
"Ich möchte morgen auch noch in den Spiegel schauen können", sagte Rosenstolz Mitglied Peter Plate gestern. Das ist schon viel. Als Matthias Brandt später auf seine Haltung zu dem Integrations-Bambi an Bushido angesprochen wurde, sagte er laut WELT: „Ich muss gestehen, dass ich nicht wusste, wer er ist.“ Diesen Satz hätte ich gestern nur Patricia Riekel zugestanden.
Deshalb ist der November auch der richtige Monat für die Inszenierung einer Bambi-Verleihung. Hubert Burda schmeisst dann für die ihm verpflichteten Schauspielerdarsteller eine Runde Facetime zur Primetime. Der Mann bringt nicht nur bunte Blätter an die Bahnhofskioske. Er erweckt auch den Eindruck auf Karrieren im deutschen Fernsehfilm großen Einfluss zu haben. Dafür hat er den Bambi erfunden. Einen Preis, den man nicht bekommt, wenn man im Fernsehen Großes geleistet hat. Sondern umgekehrt: Wer sich mal auszeichnen lässt, der verbessert seine Chancen in diesem Zirkus, z.B. auf eine Anstellung im ARD Tatort. Und wer die Festanstellung hat, der wird zum Content in Burdas Erzeugnissen. So fügt sich der Kreislauf des Lebens. Es gibt auch eine Fastlane zum ARD Tatort: Den Golfclub Tegernsee. Aber das ist länger her und die Chance gab es nur einmal.
Als ich gestern kam, sah und verstand, dass es an Veronica Ferres (hier mit ihrem Gatten) sein würde, eine Laudatio auf Matthias Brandt zu halten, dachte ich noch an das Sprichwort, in dem man Gott um die Kraft bittet, das Unvermeidliche zu ertragen. Als Brandt dann seine Dankesrede hielt, fand ich seine Worte und Stimme angenehm, wie immer. Fragend flog mich kurz der Gedanke an, warum Brandt denn eigentlich Kommissar im ARD Flagschiff geworden ist, und verschwand wieder. Denn der Auftritt von Rosenstolz stand bevor. Und -Hut ab- die gaben dem Publikum Anschauungsunterricht in Sachen Zivilcourage. Sie bissen die Hände, die sie in dem Moment fütterten: Die Hände von Patricia Riekel und Philipp Welte, die sich Bushido auserkoren hatten, um den Bambi für Integrationsleistungen zu vergeben. Berliner rätseln bis jetzt, was oder wen Bushido integriert haben soll, außer sich selbst in das System Burda. Die Bushidobonmots sind längst über etliche Privatsenderlaufbänder zum besten gegeben worden, deshalb brauche ich sie hier nicht zu wiederholen. Ich will mich auch nicht in die Lage versetzen, den Mann um eine Lizenz für die Wiedergabe seiner Worte bitten zu müssen.
Etwas leid tat mir Bushido-Laudator Peter Maffay. Ob er sich seine Rolle gestern selbst ausgesucht hat? Mich erinnerte er eher an Günter Netzer, als er körperlich unwohl, den Auftritt von Monika Lierhaus auf der Springerveranstaltung ankündigte.
Wer eine Leidenschaft für Menschen pflegt, in dem könnte gestern die Neugier erwacht sein, was die auch textuell sich stets blond gebende Patricia an diesem Mannsbild so reizt? Wer hin und wieder Korrespondenz mit Burda Vorstand Philipp Welte pflegt, der weiß, dass der sich nicht an kleinen Dingen stört, wenn er zu Großem unterwegs ist. Man darf ihm nur nicht den Eindruck vermitteln, dass man von ihm Qualität erwartet. Dann fühlt er sich schnell provoziert. Er holt dann bis 1945 aus, um zu legitimieren, dass man in Deutschland verkaufen darf, was Auflage macht:
Patricia Riekel ist nicht nur die erfolgreichste Chefredakteurin Deutschlands, sondern eine der erfolgreichsten Print-Journalistinnen der Welt. Wie gut die Verschiebung der redaktionellen Verantwortung in die Hände von Sabine Nedelchev und in die Herausgeberschaft von Patricia Riekel getan hat, sehe ich wie jeder andere an der ersten Ausgabe der "Elle Decoration", die so viel emotionaler geworden ist, sich so viel mehr an den Interessen der Leser orientiert ...
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Und bedenken Sie, wie zweischneidig es sein kann, sich selbst als kulturell überlegen zu positionieren und darüber urteilen zu wollen, was lebenswert ist oder was besser sterben sollte. Als europäischer Demokrat lebe ich in der Gewissheit, dass wir diese offenbar kulturell getriebene Selbstherrlichkeit spätestens 1945 überwunden haben sollten.
Herzlich,
Philipp Welte
Solche Zeilen schrieb Welte vor zwei Jahren Lesern, wenn die sich über das von Patricia Riekel tiefer gelegte Niveau früherer Qualitätsmagazine beschwerten. Nein, das war kein Tippfehler. Er schrieb nicht "lebenswert" und meinte "lesenswert". Er meinte was er schrieb. Doch den Furor, deren Bekämpfung er vorgab um sich daran zu adeln, den projizierte er selbst. Wie Burda vertauscht er Ursache und Wirkung. Auch heute:
Denn nicht die hormonelle Übersteuerung als Lebensstil zu etablieren ist demokratisch, sondern sie da zu begrenzen, wo sie die Freiheit anderer einschränkt wäre es. Und kulturell überlegen darf sich fühlen, wer kulturell überlegen ist. Das wissen wir aus Lars von Triers Film "Dogville": Arrogant sein darf, wer höhere Maßstäbe anlegt.
"Ich möchte morgen auch noch in den Spiegel schauen können", sagte Rosenstolz Mitglied Peter Plate gestern. Das ist schon viel. Als Matthias Brandt später auf seine Haltung zu dem Integrations-Bambi an Bushido angesprochen wurde, sagte er laut WELT: „Ich muss gestehen, dass ich nicht wusste, wer er ist.“ Diesen Satz hätte ich gestern nur Patricia Riekel zugestanden.