Auch wenn es immer mehr Hindernisse gibt, die Energiewende setzt sich durch. Zumindest wächst die Anzahl an Mieterstrom-Projekten in Deutschland. Damit steigt der Ausbau der Photovoltaik und die Verbraucher, in dem Fall Mieter, sind in dem Projekt gleich mit einbezogen. So stelle ich mir die künftige Entwicklung der Energiewende vor – mehr erzeugungsnaher Direktverbrauch anstelle der anonymen Einspeisung ins Stromnetz. Ein gutes Beispiel ist der Sonnenburg Mieterstrom.
Sonnenburg bringt die Mieterstrom für 230 Mieter
Dieses Projekt mit Solarstrom für 230 Mietparteien entsteht derzeit in Burg in Sachsten-Anhalt. Auf 12 Gebäuden der Burger Wohnungsbaugenossenschaft (BWG) werden derzeit die Photovoltaik-Anlagen errichtet, die günstigen Strom für die Mieter liefern sollen. Unter dem Projektnamen Sonnenburg arbeitet die BWG mit den Stadtwerke Burg zusammen, um eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten.
Aktuell sind bereits 29 von insgesamt 35 Solarstromanlagen installiert, der Rest wird im kommenden Jahr fertig gestellt. Der Strom aus den PV-Anlagen wird ausreichen, um ein Drittel des Strombedarfs der 230 Mietparteien, die den Strom beziehen können, zu decken. Insgesamt verfügen die 35 Anlagen über eine installierte Leistung von maximal 280 Kilowatt. Montiert werden die Anlagen von eab solar aus Magdeburg.
Mieterstrom bietet die Umsetzung der Energiewende vor Ort
Dr. Alfred Kruse, Geschäftsführer der Stadtwerke Burg, sieht in diesem Mieterstrommodell einen weiteren wichtigen Baustein auf dem Weg zu einer effizienten und klimaschonenden Energieversorgung:
„Der Klimaschutz ist eine globale Herausforderung, die von jedermann einen Beitrag fordert“, sagt er und fügt an: „Die dafür notwendige Energiewende jedoch findet hier vor Ort, regional, statt; ich sehe hierbei Stadtwerke mit kommunaler Beteiligung besonders in der Pflicht.“
Ihre Aufgabe sei es Impulse zu setzen, Lösungen zu entwickeln und Projekte auch umzusetzen.
„Gemeinsam kann man mehr bewegen, Kooperationen sind für die Gestaltung unserer künftigen Lebensqualität schon von daher wichtig“,
betont auch BWG-Vorstand Diethelm Harp. Er freut sich über dieses erste gemeinsame Solarprojekt mit den Stadtwerken Burg und lobt dessen Vorteile:
„Es ist gut für die Umwelt und die BWG-Mieter profitieren von geringeren Stromkosten.“
Für den Stadtwerke-Chef hat der am Erzeugungsort verwendete Strom noch einen dritten Vorteil: Er entlastet die Stromnetze, weil er nicht eingespeist werden muss.
Stabile Strompreise vom Dach mit Sonnenburg Mieterstrom
Mit dem Pilotprojekt im Jerichower Land ermöglichen die Stadtwerke Burg und die BWG erstmals Mietern den Zugriff auf die Kostenvorteile von erneuerbar erzeugtem Solarstrom für den Eigenverbrauch. Für den Solarstrom vom eigenen Hausdach zahlen die Mieter einen Fixpreis, der für die nächsten 20 Jahre stabil bleibt. Lediglich die Höhe der auch für selbst erzeugten Strom voll zu zahlenden EEG-Umlage von 6,345 Cent pro kWh in 2016 kann sich ändern.
Die Abrechnung erfolgt wie gewohnt durch die Stadtwerke Burg; über sie können die Mieter auch ihren restlichen Strombedarf decken; der Solarstrom vom Dach reicht etwa für ein Drittel des Bedarfs, zwei Drittel müssen sie wie bisher aus dem öffentlichen Netz beziehen.
Installation von Smart Meter ohne Mehrkosten für die Mieter
Die Stadtwerke Burg installieren ohne Mehrkosten intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meter. Sie erlauben jedem Bewohner einen aktuellen Überblick über ihren Stromverbrauch. Das macht Stromverbrauch sowie Abrechnung transparent und regt auch zum Energiesparen an.
„Die Beobachtung des Stromverbrauchs hilft, Stromfressern auf die Spur zu kommen und vielleicht auch das eigene Energieverhalten zu verändern“, meint Dr. Alfred Kruse.
Ausweitung und weitere Projekte mit Mieterstrom im Jerichower Land
Das Projekt Sonnenburg ist der erste Schritt für die Stadtwerke Burg GmbH. In der Pressemitteilung werden bereits weitere Projekte mit anderen Immobilienbesitzern – privat oder genossenschaftlich – aus dem Jerichower Land für das kommende Jahr angekündigt. Die Erhöhung des Anteils an nutzbarem Solarstrom mit einem Batteriespeicher wird als Option für die Zukunft betrachtet.
Interessant ist in diesem Projekt auch die Form der Bürgerbeteiligung, denn die Mieter können sich auch in Form von Spareinlagen am Projekt Sonnenburg beteiligen. Die Stadtwerke Burg übernehmen dafür die Investitionsrisiken, sowie Planung, Abwicklung, Finanzierung und den Betrieb der Photovoltaikanlagen.
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Über Andreas Kühl
Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.