Sonnenaufgang

Von Martin Gehring

Im Osten ein Glimmen. Die Nacht zerbricht.
Der Sternentuch Schwärze reißt stumm entzwei.
Gibt morgenrot strahlend die Sonne frei.
Taucht Wolken in Pracht, erglühend im Licht.
Was abends verloren schien, vergeben,
strebt nun ins Helle, greift Stück sich um Stück.
Drängt stärker werdend das Dunkel zurück,
beseelt, was starr lag, mit neuem Leben.
Noch kriecht der Nebel im Tal, auf Flüssen.
Wird tagwärts gewandt bald weichen müssen,
krallt eisfingrig fest sich in Bein und Mark.
Sein Griff wird schwächer. Es blüht auf die Macht
des Morgenpflänzchens, das, knospend erwacht,
den Tag begrüßt, zuversichtlich und stark.