Sonne, Mond und Stimme – der Fall “Terlusollogie”

Horoskope, Pendeln, Wünschelruten – keine Idee scheint absurd genug, um nicht doch noch von irgendjemandem geglaubt zu werden. Zu jenen obskuren Ideen gehört auch die sogenannte „Terlusollogie“ – eine Lehre, die sich besonders unter Logopäden, Stimmtrainern und Gesangslehrern – trotz zahlreicher gravierender Risiken – wachsender Beliebtheit erfreut. Ich habe die Terlusollogie jetzt zum ersten Mal wissenschaftlich überprüft und gefragt: Ist vielleicht doch etwas dran, an dieser Theorie? Wenn ja, was?

Der Name „Terlusollogie“ ist ein Kunstwort und leitet sich von Erde (Terra), Mond (Luna) und Sonne (Sol) her. Die Lehre geht davon aus, dass die jeweilige Konstellation von Sonne und Mond zum Zeitpunkt der Geburt eines Menschen dessen gesamtes Leben beeinflusse. Die Position von Sonne und Mond zum Zeitpunkt der Geburt bestimme – vergleichbar einer elektrischen Polung – den Atemtyp eines Menschen. Wenn der Einfluss des Mondes stärker sei als der der Sonne, handle es sich um einen Einatmer. Wenn umgekehrt der Sonneneinfluss stärker sei als der des Mondes, handle es sich um einen Ausatmer. Der Einatmer wird auch lunarer Typ genannt, der Ausatmer solarer Typ.

Die jeweilige Polung halte das gesamte Leben an und habe Auswirkungen auf die gesamte Lebenswirklichkeit des Menschen: „Lunare Typen“ – die aktiven Einatmer – sind Nachtmenschen und lieben es, lange zu schlafen. Sie bevorzugen eher feucht-warmes Klima, sie haben einen großen Bewegungsdrang, sie lernen durch Hören, ihre „Kraftseite“ ist rechts. „Solare Typen“ hingegen – die aktiven Ausatmer – erreichen Ihr Leistungsmaximum in den Morgenstunden, dafür gehen sie früh zu Bett. Sie bevorzugen entweder heißes oder kaltes, in jedem Fall eher trockenes Klima, sie sind eher „statische“ Typen, sie lernen durch Sehen, ihre „Kraftseite“ ist links. Terlusollogen werden nicht müde, das Ganze als „Naturgesetz“ zu verkaufen. Während „typenrichtiges“ Verhalten Gesundheit und Wohlergehen fördere, führe „typenfalsches“ Verhalten früher oder später zu Leistungsmangel und schließlich Krankheit.

Nun könnte man die Terlusollogie als harmlose Spinnerei einiger weniger Esoteriker abtun, wenn das terlusollogische Gedankenvirus nicht a) immer mehr Menschen infizieren und b) gravierende gesundheitliche Risiken mit sich bringen würde. Beispielsweise brauchten sich „Solare“ um ihren Flüssigkeitshaushalt angeblich keine Sorgen zu machen, es reiche vollkommen aus, wenn sie wenig trinken! Der Hals der „Lunaren“ liegt angeblich in einer „Verengungszone“, auch winters brauchen Einatmer deswegen keinen Schal zu tragen! „Solare“ sind angeblich „Ruhetypen“, für sie seien „bewegungsarme Tätigkeiten“ optimal! „Lunare“ sollen in den Brustkorb atmen, der Bauch darf „nach innen sinken“ – eine fatale gesundheitsschädigende Hochatmung! Während bestimmte Alkoholika für die „solare“ Hälfte der Menschheit absolut schädlich sei, seien diese Alkoholika für die andere, die „lunare“ Hälfte dagegen durchaus bekömmlich. „Lunare“ sollen sich vor Nikotin hüten – ein Freibrief für alle „Solaren“, bedenkenlos zur Zigarette zu greifen?

In meiner gesangspädagogischen Diplomarbeit habe ich die Terlusollogie auf Herz und Nieren überprüft. Es ist die erste wissenschaftliche Arbeit überhaupt zu diesem Thema. Über 550 Menschen haben an der Umfrage teilgenommen. Sie beantworteten unter anderem, zu welcher Tageszeit sie sich am fittesten fühlen, ob sie Rechts- oder Linkshänder sind oder ob sie eher die Aus- oder Einatmung als aktiv empfinden.

Das Resultat ist eindeutig: Die empirischen Ergebnisse widersprechen in allen Punkten deutlich den terlusollogischen Behauptungen. Damit ist klar: wie Horoskope und Wünschelrutengänger gehört auch die Terlusollogie – die Legende von den „Einatmern“ und „Ausatmern“ – nach Absurdistan.

Die komplette Arbeit steht bei GRIN zum Download bereit:
http://www.grin.com/de/e-book/188986/lunar-solar-kritisch-rationale-untersuchung-der-terlusollogie-und-deren#inside


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