Der eine ist geboren in einer Stadt, in der die Flüsse immer noch fließen, wenn der Wind den Frost übers Land weht. Der andere in einem Ort namens Okfu Skee, der wohl nur so heißen muss, weil er sein Mädchen an einem Baum in einer Bodensenke trifft, der im "Holler Tree" heißt, was sich auf Ofku Skee schön reimt. Der eine hat einen irischen Namen, der andere weiß, dass niemand so singen wie er.
Aber Billy Bragg, der auf seinem Album "Mermaid Avenue" vor 14 Jahren gemeinsam mit der Folkrockband Wilco Texte von Woodie Guthrie vertonte, irrt. Brian Fallon, als Vorsteher der Springsteen-Erben The Gaslight Anthem ein Ur-Enkel von Guthrie, kommt in seinem Stück "Red At Night" zum selben Schluss wie Bragg in "Way Over Yonder In The Minor Key": "Ain't nobody that can sing like me", singt Bragg, "ain't nobody got the blues like me" antwortet der 23 Jahre jüngere Kollege aus New Jersey.
Bragg, der Brite, intoniert die Melodie zackiger, seine Erzählung ist länger und sie enthält in der Zeile "We walked down by the Buckeye Creek to see the frog eat the goggle-eye bee" das Wort, aus dem die Guthrie-Fans Larry Page und Sergey Brin einige Monate nach der Veröffentlichung den Namen ihrer Suchmaschine ableiteten. Fallon dagegen macht es kurz, zwei Strophen, eine Bridge, dreimal Refrain, fertig.
Die Akkorde teilen sich beide brüderlich: Es gibt ein C, ein D, ein G und ein E-Moll, die Melodie geht an denselben Stellen hoch und runter. Auch Braggs Stück steht in Dur, obwohl er ja im Titel behauptet, in Moll anzutreten. Das Wunder hier: Nach Angaben der Booklet-Hefte von Braggs "Mermaid Avenue" und Fallons "Sink or Swim" singen beide Künstler hier nicht nur dasselbe Lied. Sie haben es beide auch selbst geschrieben.
Zur popkulturhistorischen PPQ-Serie: Song Meanings