„s/t“
(Gzygusk)
Die Frage, ob das zu nerdig rüberkommt – nun ja, man kann sie stellen. Angriffsflächen, Anhaltspunkte gibt es genug. Angefangen damit, dass die Hamburger Kapelle ihre Platte ausschließlich digital veröffentlicht. Der Sänger heißt dann auch tatsächlich Henrik Demcker Ankerstjerne Schimkus, wofür er nichts kann und was, je öfter man es versucht auszusprechen, auch einen ganz charmanten Klang bekommt. Das Badetuchcover, die vorwitzigen Ausrufezeichen im Bandnamen – es fehlt nicht an kautziger Eigenwilligkeit. Was beim Sound der Jungs aus der Hansestadt ganz sicher von Vorteil ist. Denn der pendelt, sucht man seine Vorbilder in der näheren Umgebung, zwischen dem luftigen Elektrofunk der leider zu früh verblichenen Berliner Formation The Whitest Boy Alive, dem Gitarrenpop von Slut und den Weilheimer Edelfricklern von The Notwist. Kurz: Klug verbastelte Indiemucke, melodisch, melancholisch, vielseitig. Locker federnde Klänge wie im Eingangsstück „The Consequence“ oder bei „A Closet That’s Empty“ stehen neben den zackigen Franz-Ferdinand-Riffs beim flotten „Dry Run“ und dunkel dräuenden Tönen von „The Unnatural Shapes“. Das Meisterstück gelingt ihnen allerdings mit der Single „Backs“ (übrigens auch im feinen Phoooala-Remix zu haben), da pochen die Drums, schmeicheln die Saiten, dass es einem gleich ganz warm und schwer ums Herz wird – ein nahezu perfekter, ein großartiger Song. Zehn davon wären die Nummer Sicher gewesen, sie aber bleiben lieber unberechenbar, probieren hier, experimentieren da und wollen auf das Verzwickte nicht verzichten. So hüpft „The Bitters“ nervös und seltsam unentschieden durch die Kulisse und bekommt das gutgelaunte Midtempo von „The Envelope“ kurzerhand noch ein paar quietschende, lärmende Takte angehängt, so enttäuscht man schnell mal ein paar wohlfeile Erwartungen, um die Spannung zu halten. Nicht die schlechteste Idee für jemanden, der im Gespräch bleiben will, man wünscht ihnen wirklich, gerade wegen dieser Eigenheiten, den verdienten Erfolg – an ödem Mittelmaß herrscht hierzulande bekanntlich keinerlei Mangel …
25.07. Hamburg, Pooca