Sommerbody mit Makeln

Sommerbody mit MakelnDas hier wird ein wahrscheinlich ein Beitrag an dem sich die Geister scheiden. Vielleicht werden die ein oder anderen sich ganz gut damit identifizieren könne, vielleicht werden andere "Bodyshaming" schreien. Who knows. Ich werde jetzt trotzdem mal los, was ich zu sagen habe. 
Als Teenager habe ich den Sommer geliebt, weil ich mich endlich wieder in knappe Klamotten schmeissen konnte. Im zarten Alter von 18 Jahren konnten meine Bikinis gar nicht knapp genug sein und ich suhlte mich wohlig in Komplimenten für meinen jugendlichen Körper (für den ich nichts konnte, denn Sport war schon damals nicht meine Lieblingsbeschäftigung). Mit Verachtung und Mitleid blickte ich auf "alte" Frauen herab (also Frauen, die so alt waren, wie ich jetzt), die schrumpelige Hintern und dallige Oberschenkel in ihren Bikinis zur Schau stellten und dachte viele Dinge gleichzeitig: Hoffentlich sehe ich nie so aus, wenn ich alt bin. Wenn ich mal so aussehe, ziehe ich was anderes an. Wie kann man....? Was denken bloss ihre Männer?
Wir verlassen diese hässlichen Gedanken und spulen 15 Jahre vor. Ich bin 31, stehe vor den Bikinis bei H&M und eine 60-Jährige und ich greifen nach demselben Modell, worauf sich zwischen uns eine hitzige Diskussion über zu knappe Bikinimodelle, die kein Mensch anziehen kann, entspinnt.  Wir sind Schwestern im Geiste. Wirklich so passiert.
Es ist nicht so, dass ich mit meinem Körper auf Kriegsfuss stehe. Er ist...ok. Aber im Sommer trage ich definitiv lieber zu viel als zu wenig Stoff mit mir herum. Meine Bikinihosen sind grösser geworden und meine Kleider reichen mindestens bis zum Knie. Es wird einen Grund haben, warum das eine royale Regel ist. Seien wir ehrlich: Ich habe Dehnungsstreifen an den Oberschenkeln und erste aber deutliche Anzeichen von Cellulite am Hintern. Das lässt sich weder weg cremen noch schönreden. Jedes Jahr im Frühling überlege ich mir, was ich dagegen tun könnte, mache halbherzig Sport, balsamiere mich mit Selbstbräuner und überlege mir zweimal, ob ich das Eis wirklich essen soll - nur um mich dann doch dafür zu entscheiden. Älter werden kann ganz schön hart sein. 
Warum schreibe ich darüber anstatt einfach eine Strandtunika überzuwerfen? Manchmal, wenn ich Blogs lese, wünschte ich mir, ich könnte mich in dieser Hinsicht mehr mit den Frauen identifizieren. Keine von ihnen scheint mit ihrem Hintern zu hadern oder sich zu fragen, ob die Shorts vielleicht etwas zu kurz ist. Dabei sollte das doch auch ein Thema sein, wenn man über Mode schreibt. Nicht im Sinne von "Liebe deinen Körper und trage immer was du fühlst". Sondern ganz ehrlich: Wie kleide ich meinen Körper so, dass er so vorteilhaft wie möglich aussieht. Und dazu gehört einfach auch, die unschönen Seiten anzusprechen. Die Dellen und Pölsterchen und strahlend weissen Beine. Wir alle haben Seiten, die wir nicht gerne zeigen, aber nicht jede hat die Zeit und das Geld, um den eigenen Körper zur Perfektion zu trimmen wie einen preisverdächtigen Acker. Wenn wir alle offener darüber reden könnten, würden Mädchen und Frauen vielleicht gar nicht mehr auf die Idee kommen, einem unrealistischen Ideal nachzueifern.
Und da kommen wir wieder zurück zu H&M. Im Onlineshop zeigen sich die Models so herrlich natürlich und ungephotoshopt, dass ich beim Bikinikauf am liebsten heulen würde vor Glück. (Übrigens nur die Frauen! Einen Mann mit Bierbauch in Badehose sucht man vergeblich. Aber das ist ein Thema für einen anderen Post.) Ich brauche keinen streifenfreien, straffen, jugendlichen Körper, um in einem Bikini schön auszusehen. Aber vielleicht doch ein bisschen Selbstbräuner...

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