Sommer-Blechkuchen

Posted by Anina on Jul 13, 2013 in Geschichten und Reisen, Kuchen

Ein Stück Kuchen

Heute stelle ich eines meiner ganz alten, lieb gewonnenen und absolut verlässlichen Rezepte vor: Den Sommerkuchen mit Früchten (Eurer Wahl) belegt, und zwar aus Ölteig hergestellt.

Juli-Obst

In Österreich hat jeder so ein Rezept bei der Hand, in der Regel von Mutter, Grossmutter, Nachbarin oder Tanten für den weiteren Lebensweg mitgegeben.

Meistens, fast immer, ist allerdings ein Eischwerteig die Basis, das mache ich auch ab und an. Nur hat er viel Butter und Zucker in sich, und irgendwann habe ich gefunden, das sei vielleicht gar nicht nötig!

Als ich so um die vierzehn und eines meiner Hobbies das Backen und Kochen war, schenkte mir unsere Nachbarin ein Kochbuch. Es war eines aus der Thea ( ja, die Margarinen-Marke!)-Reihe, nicht gebunden, sondern nur mit einer Spirale zusammengehalten. Die Rezepte  waren alle bodenständig, immer funktionierend, niemals ‘fancy’. Es wurde mir mit der (natürlich nicht offen deklarierten) Absicht geschenkt, ‘richtig’, also wienerisch-österreichisch kochen zu lernen. Ein Verbesserungs-Versuch im Hinblick auf die, nennen wir sie, Rock’n Roll-Küche, die meine Mutter propagierte…

Ich liebte und liebe dieses Kochbuch, es wurde trotz seines bescheidenen Auftrittes ein Quell der Weisheit und unzähliger brauchbarer Grund-Rezepte.

Die edle Spenderin, das zu erwähnen liegt mir am Herzen, war Zeit ihres Lebens mein Grossmutter-Ersatz und der wohlwollende, Rat gebende, ausgleichende, wenn auch sicherlich spiessige Gegenpart und gleichzeitig kongenialer Partner unseres etwas Bohemien-artigen Familien-Konglomerats: Wenn es, weil wir die Waschmaschine und den Backofen gleichzeitig anstellten, wieder einmal die Porzellan-Sicherungen ‘raushaute’, war sie zur Stelle und hatte Ersatz. Wenn mir in der Schule von Lehrern Unrecht geschehen war, wurde ich liebevoll und auch ein bisschen streng-erzieherisch getröstet. Wenn der Installateur unerwartet mehr Geld als vermutet verlangte, sie borgte es uns gerne. Wenn mir und meiner Mutter (natürlich schon mitten im Geschehen) auffiel, wir hatten nicht genug Eier oder Mehl, sie hatte das Fehlende natürlich parat und freute sich sogar über die Störung (ausser, wenn grade die Abend-Nachrichten oder ‘Das Traumschiff ‘liefen, aber da wussten wir, waren wir bestens gebrieft, nicht zu stören).

Da sie alleinstehend war, frage ich mich, inwieweit sie beim Kauf dieser Ingredienzien nicht an uns dachte, da sie natürlich nie Kuchen oder anderes backte. Es rührt mich jetzt noch, wenn ich an sie denke und mir klar wird, wie sehr sie an uns hing und an unserem Leben teilnahm. Ich wurde von ihr, noch im Erwachsenenalter, ‘mein kleiner grosser Spatz’ genannt.

Das war unser liebe ‘Tante Gertrud’. Ein echtes Wiener Original. Wir wohnten Tür an Tür.

Schade, das ich mir heute keine Eier, Zitronen undsoweiter mehr bei  ihr ausborgen kann…

Meine Mutter war beim Backen in einem Punkt sehr konservativ: es stand nicht zur Debatte, einen Kuchen mit Margarine oder gar Öl zu machen. Das war in ihren Augen Ausdruck eines kleinbürgerlichen, unnötigen Spartriebs, und den hatte sie nicht. Ich glaube, sie wusste auch nie, was ein Viertel Butter oder ein Kilo Mehl kosteten. Im krassen Gegensatz zu Tante Gertrud war Geld eine variable, eher unerhebliche Grösse für sie. Daher: Ölteig- keine Option.

Bis ich eines Tages diesen Obstkuchen basierend auf dem Thea-Rezept für Öl-Gugelhupf aus dem Ofen zog… Da war das Eis gebrochen, meine Familie positiv überrascht und das Rezept wurde Sommer für Sommer verwendet und vielen anderen weitergegeben. Ich habe das Rezept etwas abgewandelt, passend für mein Blech und ein bisschen weniger Mehl verwendet.

Ab-in-den-Ofen

Saturn-Pfirsiche

Zutaten:

für ein Kuchenblech von ca. 26×36 cm Grösse

  • 5 Eier
  • 130 gr neutrales Öl (Sonnenblumen, Maiskeim, Raps)
  • 130 gr Wasser
  • 250 gr Zucker
  • 300 gr Mehl
  • 1/2 Tütchen Backpulver 
  • 2 x Vanillezucker
  • Saft und Schale einer unbehandelten Zitrone
  • 50 gr Mandelblättchen für die Form
  • 1/2 Kilo Saturnpfirsiche und ca. 300 gemischte Beeren

Tiefkühl-Waldbeeren

Zubereitung:

Eier trennen.

Eiweiss mit einer Prise Salz fest schlagen, dann die Hälfte des Zuckers beifügen und noch ca. 2 Minuten schlagen.

Den Ofen auf 150°C vorheizen.

Eigelb mit geriebener Zitronenschale und dem Zucker+Vanillezucker schaumig schlagen. Das Öl, den Saft der Zitrone und das Wasser einrühren. Das Mehl mit dem Backpulver versieben und flott in die Eiermasse einrühren, ja nicht zu lange rühren.

Eischnee

Den Eischnee unter die Masse heben.

Die Form buttern und mit Mandelblättchen ausstreuen.

Mandelblättchen

Den Teig hinein streichen, die in Schnitze zerteilten Pfirsiche gleichmässig verteilen und dann die Beeren drüber streuen.

Mit den Pfirsichen anfangen

Schaut fast aus wie ein echter Jackson Pollock, oder?

Beeren und Pfirsich-Belag

Ca. 20 Minuten backen, dann auf 180°C raufschalten und noch 10 Minuten im Rohr lassen. Überkühlt mit Staubzucker  ganz leicht überstäuben.

TIPP: Ich habe schöne, ganz reife Saturn-Pfirsiche und Tiefkühlbeeren verwendet. Der Kontrast von sehr süss und etwas säuerlich, das feine Pfirsicharoma und der typische Waldbeeren-Geschmack gehen ‘eine glückliche Verbindung‘ ein!

Natürlich kann man auch, ganz klassisch, Marillen, halbiert und mit der Innenseite oben darauf geben.

köstlicher Kuchen

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