Sollen Hausfrauen Geld verdienen?

Sollen Hausfrauen Geld verdienen?

Rainer Sturm  / pixelio.de

Sie kocht, putzt und wäscht. Sie ist Nachhilfelehrerin, Krankenpflegerin und oft auch Buchhalterin. Sie organisiert Geburtstagsfeiern, übernimmt kleinere Reparaturarbeiten und kennt immer die besten Angebote im Supermarkt. Sie ist der ultimative Manager. Und das alles ohne jede Bezahlung und vernünftige soziale Absicherung. Die Hausfrau - rechtlose Sklavin oder Traumjob?
Trotz Emanzipation und Gleichberechtigung der Frau, dominiert in unserer Gesellschaft noch immer die klassische Rollenverteilung. Er arbeitet und bringt die Kohle nach Hause, Sie kümmert sich um die Kinder und den Haushalt. Obwohl sich seit Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts die Zahl der Männer, die verschiedene Aufgaben zu Hause übernehmen, deutlich erhöht hat, ist der Haushalt aber noch immer Frauensache.
Eine Studie zur Zeitverwendung hat ergeben, daß Frauen in Österreich durchschnittlich 4 Stunden täglich Putzen, Waschen und Kochen. Weitere Zeit wird für Einkaufen, die Betreuung der Kinder und die Erledigung von organisatorischen Aufgaben verwendet. Alle diese Arbeiten verrichten Frauen unentgeltlich.
Doch was sollte eine Vollzeit Hausfrau und Mutter eigentlich verdienen. Diese Frage hat sich die US Beraterfirma Salary ebenfalls gestellt und eine Jahresgehalt von 92.746 Euro errechnet. Diese sehr hohe Summe entstand, weil die Finanzberater verschiedene Zuschläge, zum Beispiel für Überstunden, ebenfalls miteinkalkulierte. In einer Umfrage eines deutschen Haushaltsgeräte-Herstellers im Jahr 2006 zeigten sich die Frauen realistischer und hielten ein Monatseinkommen von 1.600 Euro für angemessen.
Laut der Studie "Gesellschaft auf einem Blick" der OECD würde sich das BIP eines durchschnittlichen OECD-Landes um circa 30%-50% erhöhen, wenn man die täglich unbezahlte Arbeit von Hausfrauen darin einfließen lassen würde. Notiz am Rande - Selbst der Vatikan fordert ein Gehalt für Hausfrauen.

Kein Gehalt und kein Schutz


Neben der Tatsache, daß Hausfrauen für ihre tägliche Leistung nicht bezahlt werden, kommt auch noch ein unzureichender Schutz in der gesetzlichen Sozialversicherung hinzu. Obwohl laut Kuratorium für Verkehrssicherheit rund drei Viertel aller Unfälle im Haushalt, beim Sport oder Freizeit passieren, haben Hausfrauen keinen eigenständigen Versicherungsschutz. Ebenso besteht kein Pensionsanspruch. 
Nicht berufstätige Frauen sind üblicherweise beim Ehepartner mitversichert. Nach einem Unfall haben Hausfrauen natürlich Anspruch auf medizinische Versorgung und Rehabilitation, jedoch nicht auf eine Unfallrente im Falle einer dauerhaften Invalidität. Bei Scheidung oder Tod des Ehepartner erlischt der Versicherungsschutz. 
Auch in der gesetzlichen Alterspension haben Hausfrauen keinerlei Ansprüche. Nur im Ablebensfall des Ehepartner wird eine Witwenpension geleistet, die maximal 60% der Pension des Ehegatten ausmacht. 
Der Arbeits- und Sozialrechtler Martin Binder hat zur Verbesserung der Versicherungssituation für Hausfrauen mehrere Vorschläge gemacht. Unter anderem plädiert er für eine eigenständige Unfall- und Pensionversicherung für Hausfrauen, die teilweise durch den Familienlastenausgleichsfond und stark ermäßigte Beitragszahlungen des Ehepartners finanziert werden sollen. 

Hausfrauen bedeuten finanziellen Verlust für den Staat


Im Gegensatz zu Martin Binder vertreten Kritiker jedoch die Meinung, daß Hausfrauen dem Staat ohnehin bereits sehr viel Geld kosten und daher Sozialleistungen weder ermäßigt noch kostenlos angeboten werden sollten. Im Speziellen bezieht man sich dabei auf die entstanden Kosten für die schulische Ausbildung.
Wiederum gemäß einer  Studie der OECD belaufen sie Ausbildungskosten für
  • Pflichtschulabschluss auf 53.707 Euro
  • Matura oder Lehre auf 75.506 Euro
  • Hochschulabschluss auf 111.008 Euro
Gemäß dem höchsten Schulabschluss ergeben sich natürlich auch unterschiedlich hohe Einkommen . 
Laut Statistik Austria verdienen Menschen mit eine Pflichtschulabschluss durchschnittlich 1.172 Euro netto im Monat, Maturanten und Berufstätige mit abgeschlossener Lehre circa 1.800 netto monatlich und Akademiker beziehen das höchste Gehalt mit rund 2.500 Euro netto im Monat. 
Aufgrund der geleisteten Lohnsteuer zahlen damit Menschen mit Pflichtschulabschluss in rund 25 Jahren Ihre Ausbildungskosten an den Staat zurück  und Akademiker schon innerhalb von 9 Jahren. Hausfrauen jedoch nie. Da aktuell bereits rund drei Viertel aller österreichischen Frauen einen schulische Ausbildung auf Maturaniveau oder abgeschlossener Lehre absolviert haben, werden Hausfrauen von Vielen als finanzieller Verlust für den Staat betrachtet. 
Meines Erachtens ist die Sichtweise äußerst einseitig, da dabei nur entstandene Ausbildungskosten betrachtet. werden. Hausfrauen leisten aber in so vielen anderen Bereichen wertvolle Arbeit, die für den Staat wiederum wichtige Einnahmen oder Ersparnisse bedeutet. 
Statistisch haben Hausfrauen mehr Kinder als berufstätige Frauen. In Anbetracht der enormen Finanzierungsschwierigkeiten unseres Pensionssystems sollte der Staat über jeden zukünftigen zusätzlichen Beitragszahler froh sein. Gleichzeitig tragen Hausfrauen aber auch zur Senkung der staatlichen Kinderbetreuungskosten bei, da weder Kindergarten- oder Hortplätze benötigt werden. 
Ein weiteres Beispiel dafür, daß Hausfrauen bei der Senkung der Staatsausgaben einen wesentlichen Beitrag leisten, ist die Pflege von Angehörigen. Immerhin werden zwei Drittel der anfallenden Pflegeleistungen von Frauen übernommen, womit staatliche Pflegedienste und Heime finanziell entlastet werden. 

Bedingungsloses Grundeinkommen als Lösung


Einen annähernd realistischen Wert für die von Hausfrauen erbrachte Leistung zu beziffern, wird wahrscheinlich nie gelingen. Daher wird es immer Befürworter und Gegner bezüglich einem Gehalt für Hausfrauen geben. Ein Lösung wäre die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommen. Obwohl damit die Arbeit vermutlich noch immer nicht gerecht vergütet werden würde, wäre es aber trotzdem ein wesentlicher Fortschritt im Vergleich zur momentanen Situation. 
Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen wäre es für Hausfrauen möglich einen eigenständigen Unfallschutz zu finanzieren und sich dadurch nicht nur in finanzieller Hinsicht sondern auch bezüglich der sozialen Absicherung von Ehepartner zu emanzipieren. 
Realistisch betrachtet, sind wir aber vom Gehalt für Hausfrauen ebenso weit entfernt wie von einem bedingungslosen Grundeinkommen. Doch eines kann jeder Einzelne von uns tun, um die Situation für Hausfrauen zu verbessern. Und zwar Wertschätzung. Wir sollten uns ganz bewusst vor Augen führen, was Frauen jeden Tag leisten,  um uns ein sauberes und behagliches Heim zu schaffen. Und wir sollten ihnen sagen wie dankbar wir dafür sind - so oft wie möglich. Nicht nur am Muttertag. 


wallpaper-1019588
Die Algarve feiert 50 Jahre Nelkenrevolution
wallpaper-1019588
Mobile Suit Gundam SEED FREEDOM: Bandai Namco zeigt den Film in den deutschen Kinos
wallpaper-1019588
[Manga] Demon Slayer [2]
wallpaper-1019588
Soundtrack einer Generation: Musik und visuelle Medien harmonisieren