Solingen: „Hunde-Benno“ ist der Rudelführer

Von Meinerasselbande

Solingen ohne Benno? Ich kann mir das nicht vorstellen! Er gehört einfach dazu und das schon seit einem Vierteljahrhundert. Danke Benno!

Benno Gräff (48) feiert sein 25-Jähriges als Hunde-Führer. Er ist bekannt „wie ein bunter Hund“.
Von Melissa Wienzek

Er ist in der Stadt bekannt „wie ein bunter Hund“. Wenn das auf jemanden passt, dann auf Benno Gräff (48). Der Hunde-Führer feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. „Alles hat angefangen im Schuhhaus Forkert am Stein“, erzählt Gräff. Schuhe und Hunde? Wie passt das denn zusammen? „Dort habe ich mir damals mein erstes Paar Schuhe auf Raten gekauft. Die Inhaberin hatte mich vorher schon mal gesehen, als ich mit Hunden von Bekannten durch die Stadt gegangen bin und hat mich gefragt, ob ich ihren Hund ausführen könnte.“ Besagte Chefin habe ihm dann sogar wetterfeste Kleidung gekauft. So bekam „Hunde-Benno“, wie sie ihn alle nennen, immer mehr Anfragen zu Gassi-Gängen.

Aber wie schafft der 48-Jährige es, seine Schar von Hunden im Zaum zu halten? „Ich bin der Rudelführer“, stellt er klar. Wenn einer aus der Reihe tanzen wolle, gebe er dem Vierbeiner einen kurzen Befehl, erhebe dabei die Stimme und der Fall sei gegessen. „Ich setze mich durch.“ Das erfordere aber jede Menge Arbeit, die einige Neider nicht sehen, betont er. „Wenn ich einen neuen Hund in die Gruppe aufnehme, gehe ich erst einmal alleine mit ihm spazieren, um zu sehen, wie er drauf ist.“ Grundsätzlich nehme er jeden Hund auf. Nur keine läufigen Hündinnen, das könne schon mal zu Problemen – vor allem bei der männlichen Spezies – führen.

Erst gestern sei er wieder mit 14 Hunden gleichzeitig unterwegs gewesen. Sein Rekord waren 17 auf einmal – da müssen alle in der Gruppe harmonieren, wie sonst sollte „Benno“ mit allen Bus fahren oder in einem Café einen Kaffee trinken können? Die rund 50 Kunden aus ganz Solingen sind froh, dass es die „Institution Benno“ gibt. Christian Schmitz zum Beispiel findet: „Benno gehört zu Solingen. Macht er den Job nicht schon gefühlte hundert Jahre?“ Seine Hündin „Emma“, eine Shar-Pei-Dame, war zunächst ein wenig zickig. „Sie konnte gar nicht gut mit anderen Hunden. Jetzt geht sie drei-, viermal die Woche mit Benno mit. Ihr Verhalten hat sich dadurch wirklich gebessert.“

Bei Giesela Heinens Rüde „Carlos“, ein Parson Jack Russell Terrier, ist es noch krasser. „Er hat andere Hunde gebissen. Es war unmöglich, mit ihm spazieren zu gehen.“ Aber „Benno“ habe das wieder hingekriegt – ohne Maulkorb, nur mit den Regeln, die Hunde untereinander anwenden: Durchsetzungsvermögen und Körpersprache.

„Jetzt flippt Carlos total aus, wenn er nur Bennos Stimme durchs Telefon hört. Meine beiden Hunde lieben ihn heiß und innig.“

„Benno“, der früher in einer Hundeschule bei Köln gearbeitet hat, therapiert verhaltensgestörte Hunde regelrecht. Natürlich hat ihn auch schon mal einer gebissen. „Sehen Sie hier die Narbe?“, sagt er und deutet auf seine Hand. „Das ist passiert, als ein Hund sich aus seinem Halsband rausgerissen hat – das war an der Wuppertaler Straße. Hätte ich den Hund nicht direkt gepackt, wäre er wahrscheinlich über die Straße gelaufen. Da hat er aus Schreck zugebissen. Aber lieber so als wenn ihm was passiert wäre.“

In den nächsten Tagen soll der 48-Jährige, der in der City lebt, eine Urkunde von der Stadt für seinen Einsatz bekommen. Denn er führt nicht nur Hunde aus, sondern befreit auch regelmäßig und selbstständig die Korkenziehertrasse von braunen Hinterlassenschaften. „Das ist absolut lobenswert“, sagt Oliver Nowacki vom Ordnungsamt, „Bennos“ Ansprechpartner. „Für Hunde hat er ein absolutes Händchen.“

Bild- und Textquelle: solinger-tageblatt.de vom 10.01.2012