© Eric de Lainsecq
Wer mehr als 20 000 Franken in eine Solaranlage investiert, kann jeden Zustupf brauchen. Daher freute sich Andreas Stämpfli aus Faulensee BE, als er von der «Solaraktion» der Bernischen Kraftwerke (BKW) las: «Wir belohnen Ihren Einsatz für Energieeffizienz mit einem einmaligen Förderbeitrag von 1000 Franken», verspricht das Unternehmen. Stämpfli meldete deshalb die geplante Sonnenkollektoranlage auf seinem Dreifamilienhaus bei den BKW an – und erhielt eine Absage. Der Stromkonzern beschied, der von ihm gewählte Hersteller mache bei der Aktion leider nicht mit, folglich gebe es kein Geld.Das hat seinen Grund: Die BKW bezahlen die 1000 Franken nicht selber, sondern bitten die Hersteller und Installateure zur Kasse. Die Hersteller bezahlen 700 Franken, die Installateure 300. Die Imageaktion für erneuerbare Energien kostet den BKW-Konzern somit keinen Rappen. Vielmehr wird sie gar zum Geschäft: Zusätzlich zu ihrem Beitrag sind die Hersteller verpflichtet, bei den BKW pro Kunde 1000 Kilowattstunden Strom der Marke «nature made water star» zu kaufen.
Hausbesitzer Stämpfli ärgert sich nun – nicht nur über den entgangenen Zustupf, sondern vor allem darüber, «dass die BKW vorgeben, Solaranlagen zu fördern, aber andere dafür bezahlen lassen». Auch in der Solarbranche stösst die Aktion auf wenig Gegenliebe. Wichtige Hersteller von Solaranlagen verzichteten dankend auf eine Beteiligung, unter anderem der Kollektorenhersteller Soltop: «Wir wollen den Kunden Qualität und tiefe Preise bieten», sagt Firmenchef Fritz Schuppisser. «Wenn wir aber unsere eigenen Produkte subventionieren sol len, müssen wir das vorher auf den Preis draufschlagen.»
Beim Branchenverband Swissolar ist man über die BKW-Aktion ebenfalls nicht begeistert: «Grundsätzlich begrüssen wir es, wenn ein grosser Energieversorger eine Aktion für Solarthermie lanciert», sagt Matthias Leuenberger, Verantwortlicher Technik. «Aber dann sollte er auch einen finanziellen Beitrag leisten.»
Die BKW betonen, dass man für Marketing und Kommunikation der Aktion aufkomme. Zudem bilde man bis Ende 2012 insgesamt 300 Installateure aus – worin genau, ist allerdings offen. Auch wie viel sich die BKW diese Engagements kosten lassen, will Sprecher Antonio Sommavilla nicht sagen: «Wir geben keine Kosten bekannt.»
Die BKW-Aktion erinnert stark an die «Solarinitiative» der Erdölvereinigung aus dem Jahr 2009. Auch die Lobbyvereinigung der Ölbranche setzte damals für Sonnenkollektoren 1000 Franken aus – wenn man gleichzeitig einen neuen Ölbrenner montieren liess. Die Prämie gab es dann in Form von Gutscheinen für Heizöl.
Die BKW-Aktion übrigens ist bisher alles andere als ein Erfolg. Zwar wurden vom Beginn der Aktion im Juni 2010 bis Ende Jahr total 888 Gesuche gestellt, aber nur 16 Anlagen realisiert. Zum Vergleich: Das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich sprach 2010 knapp 600 000 Franken an Fördergeldern für Sonnenkollektoren – und bezahlte dies aus der eigenen Tasche.
© Beobachter 2011