Solani Virginia Flake with Perique (Blend 633)
Pfeife: Otto Pollner
Es ist wirklich eine kleine Ewigkeit her1, dass ich den Tabak in meinen Pfeifen hatte. In meiner Erinnerung ist der Solani Virginia Flake with Perique (Blend 633) ein guter Virgina-Flake mit deutlichem Anklang an Perique.
Doch entweder hat sich der Tabak verändert im Laufe der letzten elf Jahre – oder ich. Denn damals beschrieb ich ihn noch als Nikotinbombe; das stimmt so heut nicht mehr. Auch war der Flake in meiner Erinnerung süßer. Was ich heute jedoch aus der Dose entnehme und in die Pfeifen stopfe ist eher einer der strengen, grasigen Virginias. Und der Perique kommt mir nicht mehr pflaumig vor; sondern verströmt einen eher leicht unangenehm sauer-fauligen Geruch. Wer einmal seine Nase in ein Fass Perique gehalten hat, weiß, was ich meine.
Nichtsdestotrotz ist der Solani Virginia Flake with Perique ein guter und außergewöhnlicher Flake geblieben.
Anders als ich es 2001 beschrieb lassen sich die wirklich schön anzusehenden Flakescheiben gut voneinander trennen und einfach nur gefaltet und geknickt in Pfeifen jeglicher Größe stopfen. Der Tabak hat die rechte Feuchte und Konsistenz; er zerbröselt nicht und aber er ist auch nicht gummihaft störrisch. Ein paar Zündversuche und der Tabak glimmt bis zum (oft überraschenden) Ende zu feiner, grauer Asche herunter.
Der Geschmack – und das soll der Schwerpunkt sein – der Geschmack ist ein Erlebnis. Ich muss allerdings vorausschicken, dass ich den Tabak immer ohne Filter oder mit Papierfiltern rauchte; nur so lassen sich die manchmal überraschenden Nuancen erkunden.
Die bereits im Geruch anwesende Strenge der Virginias ist auch im Geschmack deutlich vernehmlich. Keine vordergründige Süße ist da; nur wenn man die Pfeife aus dem Mund nimmt und einen Moment ablegt – und natürlich nach dem Rauchen – bleibt ein seltsamer süßer Geschmack auf der Zunge. Doch der ist wohl eher dem Perique geschuldet; der absolut die erste Geige im Orchester spielt. Da ist nichts von vornehmer Zurückhaltung zu erschmecken. So wie der Perique schon den Duft aus der Dose prägt, ist er auch im Geschmack dominant. Hier jedoch nicht muffig und ein wenig ekelerregend. Sondern als vollmundiges, immer wieder überraschendes Geschmackserlebnis. Es ist wie eine ein klitzekleines wenig versalzene Suppe: Man schmeckt den Perique permanent und immer; aber nicht so, als wäre es zu viel. Ein halbes Prozent mehr davon und der Tabak wäre langweilig geworden. So jedoch ist der Geschmack wie eine Gradwanderung und gerade so noch ausbalanciert.
Es macht (mir) Spaß, diesen Grat zu bewandern. Anfangs kommt der Tabak noch relativ unspektakulär daher; die ersten Züge erinnern eher an Zigarettentabak – wie den schwarze American Sprit (with Perique), den ich mir ab und an ganz gern drehe. Doch im Laufe der Füllung – und abhängig von der Größer der Pfeife – wird der Tabak immer kräftiger. Das meint den Geschmack ebenso wie den Nikotinanteil. Halsdrücken – wie früher – macht der Tabak mir nicht mehr. Aber eine Pfeife von der Größe wie die auf dem Foto sättigt dann schon für ein paar Stunden. Wer also nicht sonderlich nikotinresistent ist, sollte den Solani Virginia Flake with Perique nur aus kleinen Pfeifen genießen.
Fazit:
Der Flake führt seit gut zwölf Jahren ein Nischendasein auf dem deutschen Tabakmarkt. Und ist aber auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Man lernt den Perique kennen und schätzen.
Ganz sicher werden nicht wieder 12 Jahre vergehen, bis ich den Tabak mir wieder kaufe; aber für den täglichen Gebrauch sind mir die süßen Virgina’s dann doch lieber.
Nic
- lt. daft im Sommer 2001 ↩