Von Günter Verdin
www.verdinguenter.blogspot.com
(Vater und Sohn Ribarski: Otto Sander und Stefan Jürgens )
Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Soko Donau (ORF,ZDF) gerne die Cobra 11(RTL) wäre. Im augenzwinkernden , oft etwas irrationalen Aufbau von Spannung sind die beiden TV-Serien einander durchaus ähnlich, auch in der Konstruktion ebenso überraschender wie völlig unwahrscheinlicher Schlusswendungen.
Nur: auf der Autobahn, dem Hauptarbeitsfeld der Cobra11, ist meist die Action-Hölle los; bei der Wurstsemmerl-Connection am Wiener Handelskai wird gemütlicher ermittelt; eine rasante Motorradfahrt über den Gehsteig , wie in der jüngsten und 100. Folge mit dem Titel "Familienbande" , ist denn auch schon der Höhepunkt beschleunigt ungesetzlichen Fortkommens.
Als Ersatz für Action wird uns viel Psycho-Logik angeboten. Major Carl Ribarski (Stefan Jürgens) schleppt ein traumatisches Kindheitserlebnis mit sich herum: er hält seinen Vater für den Mörder seiner Mutter. Damit nicht genug der Familienbande: bei den Nordbergs kriselt es auch. Der Herr des Hauses geht fremd und wird schließlich verdächtigt, seine Frau kaltblütig erschossen zu haben. Dann taucht der Gärtner auf und legt ein Geständnis ab.
Drehbuchautor Stefan Brunner haut dankenswerterweise nicht wie seine Kollegen vom ARD-"Tatort" über die Erzählstränge: er führt die Familiensagas der Ribarskis und der Nordbergs parallel, wobei Vater Ribarski noch kurz vor seinem Tod den wahren Sachverhalt aufklären kann. Dass beim gewaltsamen Todesfall der Frau Nordberg ausgerechnet das Opfer selbst es den Kommissaren so schwer wie nur denkbar gemacht hat , ist ein eher schräger Einfall des Autors. Sozusagen ein Schuss in den Ofen! Was sich hinter der sprichwörtlichen Andeutung verbirgt, wird die Leserschaft erkennen, wenn sie die Ermittlungen der Soko Donau bis zum Ende verfolgt.
(ORF Eins, Mittwoch, 19. Dezember 2012, 20Uhr 15)