Sohni schreien mir Ohren weh!

Heute waren wir das zweite Mal dort.

Bei unserem ersten Termin hat sich Maxe benommen wie ein vorbildlicher Late Talker. Er sprach kein Wort.

Dafür setzte er sein charmantestes Lächeln auf und folgte brav den Fragen der Logopädin, die Koldrow-Pollmann heißt oder so ähnlich.

Sohni schüchterte anfangs ein wenig herum, bekam aber schnell heraus, dass Frau Schüssel nur dafür da war, um mit ihm zu spielen.

Bisher habe ich noch Glück und die beiden Logopädinnen behandeln die Zwillinge gleichzeitig, so dass ich nicht zweimal pro Woche zur Praxis gondeln muss. Eventuell werden die beiden diesen Umstand noch ändern, weil sie bessere Erfahrungen mit getrennten Terminen bei Zwillingen gemacht haben.

“Oder wie sehen Sie das?” fragte Frau Pollomann-Kalkruff.

“Ist das der Moment, an dem ich Widerspruch einlegen darf?” erkundigte ich mich interessiert.

Die Frage entpuppte sich allerdings als eher rhetorisch.

Heute durfte ich wieder zuschauen. Frau Schüssel baute mit Sohni eine Kugelbahn, dann kam die Briobahn dran. Wenn man seine Kinder quasi von außen betrachtet, sind sie einfach unglaublich süß. Late Talker haben noch den Vorteil, dass sie immer noch süß sprechen.

“Sohni schreien mir Ohren weh!” ist so ein Klassiker.

Am Samstag hat aber auch das nichts mehr genützt, und ich habe die Kinder ausgesetzt.

Stellen Sie sich einfach drei Roboter vor, die mit wenigen Arbeitsanweisungen und Sätzen ausgestattet sind. Dann stellen Sie sich vor, dass diese drei am Mittagstisch sitzen und ihr Programm abspulen, ohne Drohungen von Seiten der Mutter in irgendeiner Weise beeindruckt zu sein.

“Maxe blöd ist, hihi”, fängt der eine Roboter an.

“Ich nicht Maxe heißen, ich Max-Frederik heißen!” ruft der  zweite empört.

“Maxe, Maxe, Maxe, Maxe, Maxe, Maxe”, sagt der dritte Roboter.

“NEIN ICH MAXE HEISSEN! ICH MAX-FREDERIK HEISSEN!” schreit der zweite Roboter wieder.

“Mama!” ruft der größte Roboter, “Sohni hat sein Fischstäbchen mit der Hand angefasst!!”

“Kümmere dich um deinen eigenen Kram”, brummt es aus der Küche (=Mütterchen).

“Mama! Sohni anfassen Fissdäbchen!!” kommt es aufgeregt.

“Ich nicht anfassen Fissdäbchen!” schreit Sohni.

Und so geht es weiter.

Am Nachmittag tobten die Roboter herum und wurden des Wohnzimmers verwiesen.

“Ey Leute!” rief Mütterchen, “ihr habt DREI Kinderzimmer! Wenn ihr laut sein wollt, sucht euch eines aus!”

“Wir leise sind!” versprach Maxe.

Drei Minuten später schob ich die Brut in den Flur. Noch bin ich stärker.

Schreie. Protest. Bollern gegen die Tür.

“RUHE!” brüllte ich, ohne den Widerspruch zu bemerken, “geht in eure Zimmer oder ich werfe euch auf den Hof!”

Meine Kinder schrien und kreischten. Ich öffnete die Haustür und schubste ein Kind nach dem anderen in den Hof und knallte die Tür zu.

“Haben sie wenigstens Schuhe an?” fragte der beste Ehemann der Welt, der durch das Küchenfenster auf den Hof schielte.

“Nein”, knurrte ich, “siehst du, weshalb ich eine Hofüberdachung haben will?”

Es hat dann doch nicht geklappt. Ich bin dann das Risiko eingegangen und mit allen dreien zu den Pfadfindern gefahren. Frische Luft vertreibt schlechte Laune. Auch die von Müttern.



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