"Söhne der Sonne" - Die Indogermanen Asiens

Inhaltsübersicht zum Video-Vortrag:

00:00:00 - Einleitung: Die genetische Geschichte Europas ist in den Grundzügen schon gut verstanden. Wie aber sieht es aus mit der genetischen Geschichte Asiens, hier vor allem Asiens westlich und nördlich von China?


00:03:45 - Ethnische Rückzugsräume, Rand- und Reliktbevölkerungen haben in der Weltgeschichte mehrfach große weitere Bedeutung bekommen - sowohl in Europa wie in Asien. Beispiele dafür: Blätterhöhle in Westfalen, Schweriner See, östlicher Ostseeraum noch lange nach der Neolithisierung, Baikalsee-Fischer noch lange nach der Indogermanisierung als Vorfahren der Turkvölker.

00:09:35 - Man findet im deutschsprachigen Raum keine Berichterstattung über den derzeitigen recht faszinierenden Forschungsstand zur genetischen Geschichte Asiens, also der Archäogenetik, Ancient-DNA-Forschung (1-3). Deshalb mache ich darüber dieses Video, obwohl ein solcher Vortrag von kompetenterer, fachwissenschaftlicher Seite gehalten werden sollte. Immerhin behandelt der Kanal "RuStAG Netzwerk 2.0" (nicht "Virulent National"!) schon die (inzwischen etwas veraltete) Haplotypen-Genetik.

00:13:26 - Erst West-, dann Ostwanderung der Schnurkeramiker als Shintashta- und Andronowo-Kultur bis an die Grenzen Chinas. Damit ergeben sich zwei genetisch unterschiedliche Phasen der Geschichte der indogermanischen Völker des Steppenraumes, einmal die ursprüngliche Yamnaya-Kultur (3.300 v. Ztr.) mit nur geringen genetischen Anteilen anatolisch-neolithischer Herkunft und ab 2.100 v. Ztr. die Shintaschta-Kultur der Ukraine und die Andronovo-Kultur Sibiriens als Nachkommen der Schnurkeramiker Mitteleuropas.

00:26:30 - Die erste europäische Zuwanderung nach Indien, ebenso wie die Hethiter in Anatolien weisen bislang zwar beide kaukasische, aber beide keine spezifisch indogermanische Herkunft auf.

00:31:19 - Um Anteilnahme für die indogermanische Völkerwelt zu wecken, werden aus ihrer reichen kulturellen Vielfalt exemplarisch die 36 tocharischen Königreiche entlang der Seidenstraße (ab 2.000 v. Ztr.) und das Königreich der Sogder in Samarkand vorgestellt, sowie der Fernhandel der Sogder mit Kamel-Karawanen weit in das Tang-zeitliche China hinein, wo diese einerseits als "Exoten" vielfältige Darstellungen in der chinesischen Kunst gefunden haben und andererseits auch hohe Regierungsbeamte werden konnten.

00:34:45 - Die hunderte von europäischen tocharischen Wüstenmumien am Westrand Chinas gewähren die aller faszinierendsten Einblicke auch in unsere eigene mitteleuropäische Bronzezeit, die nur denkbar sind, da der Erhaltungszustand ihrer Körper, ihrer Tätowierungen, ihrer Kleidung, ihres Schmucks, ihrer hölzernen Grabausstattungen so hervorragend ist wie nirgends sonst in der indogermanischen Welt.

00:54:45 - Restvölker in Rückzugsräumen der Weltgeschichte können - aus diesen Rückzugsräumen heraus und nach erneuten genetischen und kulturellen Neuanpassungen - ganze neue Zeitepochen der Weltgeschichte einläuten und dominieren. Dies wird am Beispiel der Hunnen/Turkvölker/Mongolen aufgezeigt, deren Vorfahren einst von allen Seiten von Indogermanen umgeben und "umzingelt" waren, die dennoch ihre genetische, sprachliche und kulturelle Eigenart erhalten haben und mehrere tausend Jahre später selbst das Ruder der weltgeschichtlichen Entwicklung Asiens in die Hand genommen haben, nämlich in der Spätantike und mit dem Untergang von hunderten indogermanischer Königreiche, Fürstentümer, Stämme und Völker in Asien.

01:08:33 - In den neuesten Studien schälen sich immer mehr "Geister"-Völker des Kaukasus-Raumes als wichtige Vorfahren der genetischen Geschichte sowohl einerseits 1. Indiens als andererseits 2. Anatoliens und schließlich 3. der Indogermanen heraus.

01:13:00 - Die genetische Geschichte der Skythen zwischen Ungarn und dem Altai-Gebirge. Es wird auf die genetische Einmischung von Hunnen, bzw. Turkvölkernn in die unterschiedlichen Stämme und Konföderationen des großen Völkerstammes der skythischen Völker hingewiesen. Die Skythen in Ungarn weisen gar keine hunnischen Einmischungen auf, während nördlich des Tianshan die skythischen Reitervölker (Saken) schon bis zur Hälfte hunnischer Abstammung sein konnten. Im Zusammenhang mit diesen skythischen Mischvölkern entstanden dann fast rein hunnische, turksprachliche Völker wie die Xiongnu der Mongolei, die seit der Spätantike in Asien den Lauf der Weltgeschichte bestimmten.

Der Kaukasus-Raum als Angelpunkt der Völkergeschichte


Nachträgliche Ergänzungen (3.7.18):

Es dürfte so sein, daß die Kura-Araxes-Kultur im Gebiet des Kaukasus und des östlichen Anatolien eine große Rolle spielte bei der Ausbreitung kaukasisch-neolithischer Genetik nach Anatolien. Es deutet sich ein Bild an, daß es parallel zur gewaltigen anatolisch-neolithischen Ausbreitung bis hoch nach Skandinavien es eine parallele kaukasisch-neolithische Ausbreitung gegeben hat, ausgehend von jenem Bauernvolk des Westiran, das die Hassuna- und Samara-Keramik hervorgebracht hat. Es breitete sich bis an die Südhänge des Kaukasus aus (vielleicht auch nach Sumer ... ... ), begann jedenfalls ab 6.500 v. Ztr. zum ersten mal in der Menschheitsgeschichte im Südkaukasus mit dem Weinbau.

Im heutigen Nordirak brachte es dann bald die ersten urbanen Zentren hervor (wie zeitgleich die anatolisch-neolithische Cucuteni-Tripolye-Kultur in der Ukraine, die aber wenig Berührung mit den Indogermanen gehabt zu haben scheinen).

Vordringend über den Hauptkamm des Kaukasus kamen die kaukasisch-neolithischen Bauern im Bereich der Vorfahren der Indogermanen in der Steppe bald nicht mehr weiter (im Gegensatz zu dem gleichzeitigen Geschehen in Europa, wo sich das anatolische Neolithikum ja bis nach Skandinavien ausgebreitet hat). Und dabei kam es dann zur Ethnogenese der Indogermanen (wenn das nicht schon mit kaukasischen Jäger-Sammler geschehen war).

Aber Richtung Osten (Indien) und Westen (Anatolien) hat sich die kaukasisch-neolithische Genetik noch lange später durchgesetzt, in Anatolien insbesondere ab der Kupferzeit parallel zur Kura-Araxes-Kultur, für die Ausläufer und Verwandte bis nach Syrien und Palästina hin genannt werden (auf Wikipedia). Zur ethnischen Herkunft der Kura-Araxes-Kultur gibt es derzeit noch mehrere Theorien (siehe Wikipedia). Man ist sich hier vergleichbar unsicher wie man sich zuvor - beispielsweise - unsicher war bei der Kugelamphoren-Kultur (die jetzt aber als nicht-indogermanisch erwiesen ist). Manche halten indogermanische Einflüsse bei der Kura-Araxes-Kultur für denkbar, andere gar nicht. Also in diesem Bereich der Forschung ist alles noch einmal sehr spannend und werden - sicher schon in den nächsten Jahren - abschließendere Erkenntnisse präsentiert werden.

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  1. Allentoft et. al. 2015 (Eske Willerslev): Population genomics of bronze age Eurasia. Nature Magazine
  2. Damgaard et. al. 2018 (Eske Willerslev): The first herders and the impact of early Bronze Age steppe expansions into Asia. Science Magazine, 9. Mai 2018
  3. Damgaard et. al. 2018 (Eske Willerslev): 137 ancient human genomes from across the Eurasian steppes. Nature Magazine, 9. Mai 2018
  4. Bading, Ingo: Die Frühbronzezeit in den Fürstentümern der Seidenstraße. 4. November 2007, http://studgendeutsch.blogspot.com/2007/11/die-vor-wenigen-wochen-erffnete.html
  5. Bading, Ingo: Aufsatzreihe zu den Sogdern und Tocharern, 2007, http://studgendeutsch.blogspot.com/search/label/Sogder
  6. Bading, Ingo: Neue Forschungen zur Entstehung der Indogermanen. Wie entstanden die modernen europäischen Völker? - Ancient-DNA-Forscher David Reich berichtet über den aktuellen Forschungsstand. 2. Juli 2017, http://studgendeutsch.blogspot.com/2017/07/neue-forschungen-zur-entstehung-der.html
  7. Bading, Ingo: Aufsätze zur Indoeuropäer-Frage, 2007-2017, http://studgendeutsch.blogspot.com/search/label/Indoeurop%C3%A4er
  8. Bading, Ingo: Aktuellste schriftliche Blogbeiträge seit 2018 immer auf: https://plus.google.com/+IngoBading
  9. London, Jack: Ein Sohn der Sonne. http://gutenberg.spiegel.de/buch/ein-sohn-der-sonne-10086/1
  10. Wade, Lizzie: Ancient DNA untangles South Asian roots. In: Science, 20 Apr 2018: Vol. 360, Issue 6386, pp. 252 DOI: 10.1126/science.360.6386.252, http://science.sciencemag.org/content/360/6386/252.full
  11. Vagheesh M Narasimhan et. al. (inkl. David Reich): The Genomic Formation of South and Central Asia. bioRxiv 292581; doi: https://doi.org/10.1101/292581 This article is a preprint and has not been peer-reviewed, 31.3.2018, https://www.biorxiv.org/content/early/2018/03/31/292581

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