Sockenliebe – ein Gastpost von Alex vonLady-Gardeners

Von Fadenreich

In der letzen Woche von Dannys Urlaub gibt es noch einen
Beitrag von Alex. Ich schreibe sonst über alles was mit wohnen,
Leben und Garten zu tun hat auf www.lady-Gardeners.de.

Ich
liebe Socken. Und ich stricke gerne Socken. Und ich liebe die
Menschen, die in meinen gestrickten Socken stecken. Alles begann
jedoch damit, daß ich mit 15 Jahren stricken lernen wollte. Ich
fand das mit dem Stricken so grundsätzlich irgendwie gut, aber so
ganz meine Sache war es nicht. Der Faden zäh, die Nadeln sperrig,
die Finger steif – ich habe geflucht und gestöhnt und so richtig
hinbekommen habe ich es nicht.

Meine Oma hat
also tapfer für mich gestrickt und ich bekam zu Weihnachten das
heißgeliebte Paar Socken. Ein paar Jahre später, stricken konnte
ich nach wie vor nicht, wurde die Gicht in den Fingern meiner Oma
nicht besser und ich habe nachgedacht. Vielleicht würde ich auch
irgendwann einmal eine Oma sein. Dann müßte ich aber Socken
stricken können, so als Oma.

An sich ein sehr
philosophischer Gedanke: ich investiere in mich selbst und meine
Zukunft, um später der Mensch sein zu können, der ich sein will.
Nun ist man zwar immer die Summe der eigenen Lebenserfahrung, aber
ein wenig steuern läßt sich das ja schon. Und die Frage nach meinem
Selbst in der Zukunft bewegte mich schon früh. Mit 7 Jahren habe
ich mir auf dem Schulweg fest vorgenommen, mir eine bestimmte
Stelle genau einzuprägen und mich mit 30 Jahren daran zu erinnern
und an mich, das kleine Mädchen von damals. Und ich habe mich
gefragt, wer ich dann wohl sein würde und wie mein Leben aussehen
wird und ob ich mich noch an die Siebenjährige auf ihrem Schulweg
erinnern würde. Ich tue es.

Ich war also
inzwischen 18 und sockentechnisch tickte die Uhr. Meine Oma hat mir
mühsam Nadelspiel, Hacke und Spitze, Zu- und Abnehmen erklärt und
dann habe ich tatsächlich die erste Socke gestrickt. Ich ganz
alleine. Ich kann eine Oma werden! Das Socken stricken war harte
Arbeit und hat auch Wochen und Monate gedauert und nur ganz, ganz
liebe Freunde haben sehr, sehr selten ein Paar Socken von mir
bekommen.

Und daran hat sich fast zwanzig Jahre
auch nichts geändert. Nur, daß ich inzwischen einen herzbesten
Ehegatten und zwei Wichtelkinder hatte, die durchaus dankbare
Abnehmer waren. Und nach zwanzig Jahren wurde es mit den Socken
dann doch auch irgendwie etwas langweilig. Ich habe also (extrem
kreativ und auf die Idee ist auch noch niemand gekommen …)
Sneakersocken für den Sommer gestrickt. Das geht schneller und
sieht auch witzig aus. Die Hacke mache ich nach wie vor mit
Käppchen und nachdem ich aus versierter Quelle gehört habe, daß die
Bumerangferse optisch total professionell aussieht (bei mir nicht,
da waren riesige Löcher), aber der Tragekomfort doch hinterher
hinkt, habe ich guten Gewissens auch keine weiteren Bemühungen in
diese Alternative gesteckt.


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Dafür
habe ich die Spitze modifiziert. Die liebe Oma hatte spiralförmig
abgenommen, während ich nun an den Seiten abnehme und einen
schmalen Streifen glatt rechts weiterlaufen lasse. Nun, auch nichts
Neues! Aber es sieht netter aus. Und dann hat es mich doch gepackt
und ich habe mit Hilfe der tollen Elizzza
häkeln gelernt und, learning bei doing, auch meine von der lieben
Oma gesponserten Nähmaschine aktiviert … und mein Repertoire
drastisch erweitert: Pulswärmer, Mützen, Handschuhe, Schals und
Kragen, Blusen, Tuniken, Taschen, Kleider – gehäkelt, gestrickt,
genäht.

Das hat die liebe, kleine Omi leider
alles nicht mehr erlebt. Und sicherlich hätte sie manchmal gesagt:
„Hättest Du mal früher besser aufgepasst.“ So wie bei Rotkohl und
Klößen und Weihnachtspute und Stollen, wo ich auch nicht
aufgepasst, aber genascht habe. Und ich fluche schlimmer als ein
Bierkutscher, daran hat sich auch in 25 Jahren nichts geändert,
aber ich setze mich hin und probiere es einfach. Und so schlecht
wird es meistens auch gar nicht. Für die Massenproduktion reicht es
nicht und es bleibt dabei, meine selbstgemachten Sachen sind
exklusive Geschenke für die Familie und ganz, ganz liebe
Freunde.

Und nach langer Sockenabstinenz bin ich
nun wieder zu meiner guten, alten Socke zurück gekehrt. Denn ich
muß eine schöne Tradition weiterführen: Hochzeitstagssocken für den
Herzbesten. Und da ich die ersten Jahre etwas habe schluren lassen,
muß ich noch ein paar (Ehe-)Jahre nachholen.

Ich
denke an meine liebe, kleine Omili und bin gespannt, ob und was für
eine Oma mal aus mir werden wird. Aber das dauert noch, denn Omas
sitzen zum Stricken doch immer in einem Schaukelstuhl und den habe
ich noch nicht – und dann kann ich auch keine richtige Oma sein,
oder?