Social Media Marketing und die Gier des Abverkaufs

Von Socialmedia @famefact

Ich weiß leider nicht genau, welcher Mensch den Spruch „Gier frisst Hirn“ geprägt hat. Wenn man diesen Begriff bei Google eintippt, bekommt man einen Überblick über Multilevelmarketing, Pyramidensysteme bis hin zur Occupy-Bewegung und deren Motivation.

Es ist ein Dilemma des Marketings – der direkte Abverkauf. Möglichst nachvollziehbar, über genau diesen einen Kanal, an genau diesem einen Tag zu messen, was geschieht. Diese Anforderung bzw. eine Diskussion darüber ist für uns als Beratungsunternehmen tägliche Praxis. Unternehmen wollen z.T. nur Social Media Aktivitäten betreiben, um möglichst direkt Abverkäufe zu genieren, teilweise jedoch ohne Sinn und Verstand. Das mag für kurzfristige Kampagnen Sinn ergeben – Stichwort „Wegwerfcommunity“ – steht jedoch dem Gedanken einer konstant wachsenden Community entgegen und ignoriert, was Social Media eigentlich heisst. Denn was ist eine Community ohne Teilnehmer oder Zuhörer? Diese mit allzu aggressiven Sale-Slogans zu vergraulen ist ein Leichtes.

Verschiedene Bedürfnisse verleiten zum Kauf, soviel steht fest. Wenn alle Knöpfe beim Kunden richtig gedrückt werden, sollte ein positives Resultat folgen. Dies sollte auch in sozialen Medien wie Twitter oder Facebook messbar sein:

Achtung Ironie – die 3 goldenen Regeln für Social Media Marketing

  1. Posten Sie am besten extrem lange Affiliate-Links, die wenig Vertrauen erwecken, diese klicken die User besonders gerne, da es viele gute Erfahrungen gibt.
  2. Beantworten Sie keine Fragen und reagieren Sie bloß nicht auf Kritik, verweisen Sie immer auf den Kauf. Strafen Sie aufmüpfige User mit Ignoranz oder blocken Sie diese sogar.
  3. Zeigen Sie kein Interesse an Veränderungen. Bleiben Sie starr und unflexibel, Ihre Fans werden es Ihnen danken.

Undank ist der Welten Lohn! Social Media ist keine Religion, begleitet aber einen auf technischen Entwicklungen basierenden Gesellschaftswandel – die Kommunikationswende, wenn man so will. Dies birgt Risiken, ohne Frage. Die Risiken können jedoch zu Chancen umgewandelt werden. Im Verfahren des strategic visioning der grove consultants beispielsweise  kommt dies sehr gut zur Geltung.

Haben Sie schlechte Produkte im Angebot? Bieten Sie als Reiseveranstalter bei Gästen ungeliebte Hotels an? Dann sollten Sie darüber nachdenken. Gehen Sie offen mit der Kritik um. Noch besser: Sie nehmen bekannte Problemfälle vom Markt. Machen Sie Ihre Reaktion auf Kritik transparent. Frei nach dem Motto: Sie verbessern Ihr Angebot mit Hilfe von Kundenfeedback!

Worst-Case Beispiele gibt es im Web 2.0 genügend. Besonders first-moving Big Players haben sich bereits die Hände verbrannt. Lernen Sie aus diesen Fehlern. Wir wissen aus unserer Erfahrung, dass die heiße Herdplatte meist selbst berührt werden muss, um diese letztlich zu meiden, aber professionelle Unternehmer lassen sich erst ausführlich beraten bevor Sie agieren. Lassen Sie Ihr Hirn nicht von der Gier verschlingen! Safety First!

Eine „Clint-Eastwood-“ oder „Cowboy-Strategie“, also in die Stadt einzureiten, ohne groß über die dort herrschenden Regeln nachzudenken, ist 2012 gänzlich zu vermeiden. Für Early-Adopter ergibt Learning by Doing Sinn. Social Media ist nur inzwischen voll in der Gesellschaft angekommen und die Schonzeit ist seit mindestens 2 Jahren vorbei. Facebook hat ein Büro in Deutschland, Google hat sogar ein soziales Netzwerk, um die Suchergebnisse händisch von der Crowd verbessern zu lassen. Es gibt einige Unternehmen, die spezielle Karriereseiten für das Employer Branding betreiben, z.B. BMW und die Telekom. Schauen Sie sich also auch die Best-Practice-Beispiele an. Wichtig nur: Satteln Sie Ihr Pferd ordentlich, bevor Sie in die Stadt reiten.

Im Facebook Commerce können sie keine Wunder erwarten, wenn Sie nicht „gesund“ wachsen. Mit anderen Worten, sie sollten einen Consumer-Touchpoint Twitter oder Facebook aufbauen, und in diesen Zeit und Geld investieren, ähnlich wie sie andere CTPs aufbauen. Ein konkretes, leicht vorstellbares Beispiel: Sie haben ein Reisebüro und haben ein schickes Schaufenster, damit Kunden in ihren „CTP“ kommen. Warum sollte jemand auf ihre Facebook-Page kommen, wenn diese nicht ebenso einladend aussieht?

Warum sollte ein Bestandskunde bei Facebook nach Ihnen suchen, wenn Sie nirgends in ihrer „Offline“-Welt darauf hinweisen, dass Sie dort sind? Sobald Sie darauf hinweisen, wird Sie jemand besuchen, und sei es nur, um Kritik loszuwerden. Deshalb seien Sie auf der Hut! Beantworten Sie Anfragen umgehend, auch wenn Sie nur „eine Handvoll“ Fans haben. Ein großer Baum fängt auch als kleiner Samen an. Natürlich ist es verlockend, Profite zu erzielen, aber Sie würden einen dreijährigen Baum auch nicht fällen, um daraus Brennholz zu machen. Oder?

Um nochmal zurückzukommen auf die drei goldenen Regeln für Social Media Marketing von oben, jetzt aber ohne Ironie:

1. Links werden am besten in einer Art und Weise gepostet, wie Sie es auch für sinnvoll erachten – also authentisch. Posten Sie die Website, den originalen Link und nutzen Sie keine URL-Shortener, sofern dies möglich ist.

2. Schaffen Sie Prozesse in denen Sie regelmäßig auf Ihrer Pinnwand schreiben und serviceorientiert in Erscheinung treten. Reduzieren Sie direkte Verkaufspostings. Wenden Sie die 95:5 Regel an: 95% Content und 5% Werbung. Verfallen Sie nicht in Infotainment, betreiben sie Socialtainment! 5% Gier und 95% Hirn, wenn die 5% überlegt ausgesendet werden!

3. Seien Sie kein Fels in der Brandung: Gehen Sie auf Fragen, Schmerzen oder Einflüsse von außen ein. Passen Sie sich an! Social Media kann die Evolution ihres Unternehmens vorantreiben, öffnen Sie sich für diesen Prozess. Die Kommunikationswende macht keinen Halt, auch nicht vor Ihnen.

Viel Erfolg mit Ihrem neuen Konzept für den f-commerce: Hirn frisst Gier!