So viel Wahrheit steckt in Wagenknechts Banken-Bashing

Von Hartstein

“Verluste werden sozialisiert, Gewinne privatisiert”, kommentiert Sahra Wagenknecht die Politik nach der Krise. Die SPIEGEL-Dokumentation macht den Faktencheck: Ergibt sich die hohe Staatsverschuldung aus der Sozialisierung privater Verluste?

Gewinne der Deutschen Bank, so Wagenknecht, gäbe es nicht ohne den Steuerzahler. Ohne die Rettung der Hypo Real Estate oder die Bankenrettung in Irland und Spanien wäre die Deutsche Bank pleite.

“Verluste werden sozialisiert, Gewinne privatisiert”, mit diesem Prinzip müsse “endlich gebrochen werden”. Mit solchen Worten forderte die prominente Linke die Überschüsse der Deutschen Bank für die Allgemeinheit ein.

Folgen wir der Logik dieses nicht nur unter Marxisten beliebten Schlagworts, dann müssten wir in einer immer höheren und stärker risikobehafteten privaten Verschuldung und den daraus im Laufe der Zeit immer wieder resultierenden staatlichen Stützungs- und Rettungsaktionen eine wichtige Ursache für ansteigende öffentliche Schulden sehen.

“Blicken wir zurück auf 140 Jahre Wirtschaftsgeschichte, so zeigt sich, dass Finanzkrisen nur sehr wenig mit öffentlichen Schulden zu tun gehabt haben”.

Auf der anderen Seite – das hätten Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff schon vor ein paar Jahren gezeigt – bestehe aber eine enge Beziehung zwischen Bankkrisen und einem darauf folgenden Anstieg der öffentlichen Verschuldung. Die Harvard-Ökonomen berechneten im Schnitt einen Anstieg der Staatsschulden um 86 Prozent im Vergleich zum Vorkrisen-Niveau.

Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, so Schularick, seien in den fortgeschrittenen Industrieländern privat induzierte Finanzkrisen zu einem Hauptrisikofaktor für die Stabilität der öffentlichen Haushalte geworden.

Mit anderen Worten: “Abgesehen von Kriegszeiten, hatten Finanzkrisen typischerweise ihren Ursprung im privaten Sektor, während die Kosten sozialisiert worden sind.”

Fazit: Neue Studien zeigen, dass die private Verschuldung in den vergangenen 140 Jahren weitaus stärker angestiegen ist als die staatliche, und verweisen auf den privaten Sektor als den Hauptverantwortlichen für die wiederkehrenden Finanzkrisen. In der Folge erscheint die seit 1970 international stark anwachsende Staatsverschuldung zu einem nicht unwesentlichen Teil – aber natürlich nicht allein – als das Ergebnis privater Verluste. In dieser Hinsicht haben die Linken recht, selbst wenn man ihre politischen Folgerungen nicht teilen mag.

Note: Zwei rote Sterne für Sahra Wagenknecht“

Quelle und gesamter Text: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wagenknecht-zur-staatsverschuldung-im-muenchhausen-check-a-955318.html