So tricksen die Online-Supermärkte

Erstellt am 3. November 2011 von Newssquared @Oliver_schreibt

So tricksen die Online-Supermärkte

Rund sechs Millionen Deutsche haben laut einer Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom schon einmal Lebensmittel über das Internet gekauft. Das entspricht zwölf Prozent aller Internetnutzer. Vor allem junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren interessieren sich für das neue Shopping-Modell.

Höchste Zeit für die großen Supermarktketten, ins Geschäft mit dem Klick einzusteigen. Doch Verbraucherschützer warnen: Vom Einkauf vor Ort unterscheidet sich der im Onlineshop erheblich. «Bisher muss im Online-Supermarkt, abgesehen von den Zusatzstoffen eines Produkts, nichts angegeben sein», sagt Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im Gespräch mit news.de. Erst Ende des Jahres soll eine neue Lebensmittelverordnung in Kraft treten, die auch Onlineshops genaue Angaben zu den Produkten vorschreibt. Das Problem: «Es gibt sehr lange Übergangsfristen.» Bis 2013 hätten die Online-Märkte noch freie Hand und könnten schummeln, ohne vom Gesetzgeber belangt zu werden. News.de hat Supermärkte unter die Lupe genommen.

Was Kaiser’s Tengelmann und Real bieten, lesen Sie auf Seite 2

Kaiser’s Tengelmann

Onlineshop: Seit zehn Jahren ist Einzelhändler Tengelmann im Lieferdienstgeschäft. Entsprechend übersichtlich ist der Onlineshop mit mehr als 4000 Produkten. Über eine Quernavigation lassen sich die Produkte ansteuern. Vorbildlich: Zu vielen Artikeln gibt es ausführliche Informationen zu Inhaltsstoffen und Herkunft sowie Tipps zur Zubereitung. Bei Konserven lassen sich Fotos zum Abtropfgewicht und den Zutaten gesondert anklicken, wie es die Verbraucherzentrale vorschlägt. Bei einigen Waren fehlen jedoch Bilder und Informationen. Und der Bestellservice gilt nur für Kunden aus Berlin und München.

Ein weiterer Unterschied zum Supermarkt vor Ort: Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist keine verpflichtende Angabe. «Das Produkt muss noch verkehrsfähig sein», sagt Clausen. «Es darf aber auch nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum verkauft werden.» Das heißt: Der Kunde kann nur hoffen, dass Joghurt und Milch noch möglichst lange haltbar sind, wenn sie geliefert werden. Auch auf einen Preisnachlass sei laut Verbraucherzentrale nicht zu hoffen.

Lieferzeiten:Zwischen 9 und 21 Uhr liefert Kaiser’s Tengelmann die Waren aus. Am günstigsten wird es mit 4 Euro Versand zwischen 13 und 17 Uhr, davor und danach betragen die Kosten 1 bis 2 Euro mehr. Zeiten, an denen keine Lieferung möglich ist, werden in einem virtuellen Kalender als «ausgebucht» angezeigt.

Preise: Um im Shop bestellen zu können, müssen sich Kunden mit Namen, Adresse, Telefonnummer und Geburtsdatum registrieren. Anschließend legen sie ihren Lieferort fest und bestimmen eine Lieferzeit. Auf Wunsch liefert Tengelmann direkt am gleichen Tag. Der Mindestbestellwert beträgt 15 Euro. Bezahlt werden die Lebensmittel bar oder per EC-Karte, sobald der Lieferant die Ware übergeben hat.

Real

Onlineshop: «Über 5000 Produkte! Gleiche Preise wie im Markt! Bestellbar rund um die Uhr!» So bewirbt die Metro-Tochter Real ihr Online-Angebot. Der Shop ist auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs ausgerichtet, bietet also nur einen Teil der tatsächlichen Produktpalette. Die Preise entsprechen denen im Supermarkt. Laut eigenen Angaben werde der Service vor allem von Familien, Senioren, Kindergärten und kleinen Unternehmen genutzt. «Ist es besonders kalt oder warm, dann haben wir die meisten Bestellungen», sagt Unternehmenssprecher Markus Jablonski.

Doch im Unterschied zum Geschäft um die Ecke können die Kunden im Onlineshop nicht alle Informationen zu den Inhaltsstoffen und zur Herkunft eines Produkts einsehen. Zudem schummelt der Anbieter beim Grundpreis einiger Waren. Rosenkohl der Hausmarke beispielsweise hat einen Grundpreis von 1,98 Euro je Kilogramm. Wer nachrechnet, erkennt jedoch, dass der Grundpreis nicht – wie vom Gesetz vorgegeben – auf das Abtropfgewicht berechnet wurde, sondern auf den Rosenkohl plus das Wasser, in dem er schwimmt. Der eigentliche Grundpreis beträgt fast 30 Cent mehr.

«Die Gesetzesvorgabe hindert viele Onlineshops nicht, ihre Grundpreise kräftig zu verwässern», schreibt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Dem Kunden wird ein Schnäppchen vorgegaukelt, das es nicht gibt. Im Gegensatz zum Handel sind die Anbieter im Internet nicht verpflichtet, das Abtropfgewicht anzugeben. So kann der Kunde nur schwer prüfen, ob der angegebene Grundpreis stimmt.

Liefer- und Abholzeiten:Einen Lieferservice für Lebensmittel bietet Real derzeit nicht an. Für Kunden aus dem Raum Hannover und dem Großraum Köln gibt es jedoch einen Abholservice. Das heißt: Im Onlineshop können sie die gewünschten Produkte ordern und ab zwei Stunden nach Abschluss der Bestellung ihre Waren abholen – montags bis samstags von 8 bis 21 Uhr. Dafür benötigen sie ihre Auftragsnummer, die kurz nach der Online-Bestellung per E-Mail zugeschickt wird.

Preise:Für die Bestellung im Onlineshop müssen sich Kunden mit ihrem Namen und ihrer Adresse registrieren. Einen Mindestbestellwert gibt es laut Real nicht. Pro Bestellung fällt eine Servicegebühr von 1 Euro an. Bezahlt wird bei Abholung bar, per Kredit- oder EC-Karte.

Wie Rewe seine Kunden locken möchte, lesen Sie auf Seite 3

Rewe

Onlineshop: Die Supermarktkette Rewe bietet seit März 2011 einen Abholservice, bei dem Kunden ihren Einkauf online bestellen und anschließend im Markt abholen. Er ist derzeit an sechs Standorten verfügbar, darunter Hamburg, Köln und im Rhein-Main-Gebiet rund um Frankfurt. Noch in diesem Jahr soll es auch einen Service in München geben. Rewe-Sprecher Raimund Esser erklärt, auf welches Klientel der Onlineshop abzielt: «Das Konzept ist überall dort erfolgreich, wo Kunden leben, die viel arbeiten, gut verdienen, aber wenig Zeit haben.»

Ende September startete der Einzelhändler zudem einen Lieferservice für den Großraum Frankfurt am Main. Auch hier bestellen Kunden online und bekommen die Ware nach Hause geliefert. Der Rewe-Onlineshop enthält alle Produkte, die es im Markt gibt. Die einzelnen Artikel lassen sich über eine Quernavigation ansteuern, die zur Veranschaulichung mit Bildern versehen ist.

Doch auch der Rewe-Shop hat ein Manko: Wer ein Produkt anklickt, erhält oft nur den Preis, den Grundpreis je 100 Gramm oder je Kilogramm sowie eine Abbildung. Jedoch fehlen Informationen zu Zutaten, Inhaltsstoffen oder Abtropfgewicht oder fallen sehr knapp aus. Beim Obst und Gemüse behält sich der Händler vor, Ursprungsland und Handelsklasse je nach Angebot variieren zu können. Clausen von der Verbraucherzentrale hält das für legitim, schließlich sei nie ganz sicher, welche Lieferung gerade im Supermarkt stehe, wenn der Kunde im Internet bestelle.

Lieferservice:Rewe bietet seinen Lieferservice montags bis samstags von 9 bis 13 Uhr und von 15 bis 21 Uhr an. Der Lieferzeitraum der Ware beträgt zwei Stunden und kann bis zu drei Wochen im Voraus festgelegt werden.

Preise:Online-Bestellungen sind ab einem Mindestbestellwert von 30 Euro möglich. Pro Order berechnet Rewe eine Servicegebühr von 5 Euro. Bei Waren im Wert von mehr als 150 Euro verringert sich die Gebühr auf 2 Euro. Wer mehr als drei Getränkekisten bestellt, zahlt 50 Cent pro zusätzlicher Kiste, maximal sieben Kisten sind möglich. Auch Leergut nehmen die Lieferanten entgegen, allerdings nur so viele Flaschen, wie auch mit der aktuellen Bestellung gekommen sind. Das Pfand wird von der Rechnung abgezogen. Bezahlt wird per Bankeinzug.

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Lebensmittel per Klick – So tricksen die Online-Supermärkte

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Tags: lebensmittel, Online-Supermärkte

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