So much internet, so little time

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Montagabend, 20:30 Uhr. Ich komm endlich von der Uni heim, bin müde, hungrig, froh, daheim zu sein. Seit zwei Stunden überleg ich mir schon, was ich mir zum Abendessen mache, ob heute noch Zeit für Sport ist und wann ich noch meine Lektüre für morgen lese. Daheim, Tasche weg, BH aus, Pyjama an. Als erstes? Na was wohl – Snapchat! Unterwegs hab ich ja kein wlan und will mein Datenvolumen nicht aufbrauchen, also kann ich ja jetzt kurz 10 Minuten oder? Dann gibts Essen. 10 Minuten später ist es 21:30 Uhr und ich erschreck mich mal wieder über mich selbst. Wo ist die Zeit hin? Denn wenn ichs mir schonmal gemütlich gemacht hab, gehts von Snapchat noch schnell zu WhatsApp, denn da hab ich den ganzen Tag ja auch keine Zeit gehabt, ordentlich allen zu antworten und die 200 Nachrichten aus 5 Gruppenchats zu lesen und 10 Sprachnachrichten á 3 Minuten zu hören und dann sind da noch 5 neue Mails reingekommen und ich hab zwei verpasste Anrufe und 10 Benachrichtigungen auf Facebook und auf Instagram muss ich natürlich auch noch kurz vorbeischauen. Ich hab weder gegessen noch Sport gemacht. Schnell ein 20 Minuten Workout, besser das als nichts, schnell in die Küche, was in die Pfanne hauen, nebenbei die Texte für morgen überfliegen, essen, unter die Dusche und ins Bett – 23:30 Uhr. Morgen geht der Wecker um 6:30, 7 Stunden Schlaf, passt. Aber Moment, jetzt ist das neue Video von meinem Lieeeeblings-Youtuber Casey Neistat online, das schau ich noch kurz, die gehen ja nicht länger als 10 Minuten. Und stop, mit meinem Freund will ich auch noch kurz telefonieren, der hat ja in Santa Barbara 8 Stunden Zeitverschiebung und wenn ich morgen aufwache, geht er schlafen, also muss das jetzt sein. Und danach noch gaaaaaanz kurz nochmal bei Instagram reinschauen, echt nur 2 Minuten kurz die Kommentare lesen. Wieviel Uhr? 0:45. Super.

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T-Shirt by gossengold.com

Gehts euch auch manchmal so? Klar, das ist jetzt ein krasses Beispiel und es ist natürlich nicht jeden Tag so, aber wie ich feststellen muss, sieht es immer öfter so aus bei mir. Und das geht so nicht weiter. Klar, es gibt gerade jetzt so so so viel zu sehen und zu lesen, ich folge so vielen tollen Menschen und will am liebsten voll allen alles sehen und wissen – aber wann? Meine Zeit ist dafür einfach zu knapp, das muss ich endlich einsehen. In der ganzen Zeit, die ich jeden Tag online verbringe, kann ich pro Woche sicher ein Buch lesen, ich könnte jeden Tag Laufen gehen und ein Workout machen, mal lange telefonieren, einen Film sehen. Vorgestern hab ich mir mal einen kalten Entzug verschrieben. Ich musste eine Hausarbeit schreiben und hatte sowieso keine Zeit für was anderes, also gab es an diesem Tag weder Instagram noch Snapchat noch Youtube und mein Handy blieb mal für mehrere Stunden mit dem Bildschirm nach unten neben mir liegen. Am Anfang musste ich meine rechte Hand förmlich mit der linken stoppen, die hat schon einen richtigen Reflex entwickelt und greift quasi automatisch alle 10 Minuten zum Handy. Irgendwie schon erschreckend oder? Nach einer Stunde hab ichs dann tatsächlich vergessen, mich auf meine Hausarbeit konzentriert und war sicher fünfmal produktiver als sonst. Ich hab mir verboten, abends dann alles „nachzuholen“, hab eine Folge HIMYM geschaut und bin einfach so schlafen gegangen. Ich wusste nicht, was meine Lieblingsblogger heute auf Snapchat gefilmt hatten, wer was auf Instagram gepostet hat, hab nicht alle Nachrichten auf WhatsApp beantwortet. Und wisst ihr was? Die Welt dreht sich weiter – auch wenn ich nicht alles mitbekommen hab.

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