Immer mehr Hundehalter folgen dem Trend und möchten ihren Hund gerne Barfen. Anfangs sind sie hochmotiviert, weil sie glauben, endlich auf dem richtigen Weg zu sein, um ihren Hund gesund und artgerecht zu ernähren. Das böse Erwachen folgt manchmal aber recht schnell, weil vieles nicht so klappt, wie sie es sich erhofft haben. Der “worst case” tritt ein, wenn der Hund das neue Futter plötzlich einfach nur “zum kotzen” findet. Dazu muss es aber nicht kommen. Im Folgenden verrate ich Tipps und Tricks, wie gesunde und artgerechte Ernährung nach dem BARF-Konzept einfacher umgesetzt werden kann.
Anfängerfehler – zu hohe Erwartung
Man hat viel recherchiert, sich informiert über Futterkomponenten, Zusammenstellung, Nahrungsergänzungen, ein Futterplan ist erstellt und endlich kommt der Tag X – der Hund bekommt seine erste richtige Barf-Mahlzeit. Die Umstellung läuft recht gut ab, der Hund findet das neue Futter toll und schleckt begierig seine Schüssel leer – am 1. Tag, am 2. Tag, am 3. Tag, am 4. Tag … Dann am 5. Tag plötzlich riecht er nur kurz an der Schüssel, dreht sich um und geht …
Viele Hundehalter geraten jetzt in Panik: “Was ist passiert? Ist Barfen doch keine gute Idee? Hab ich was falsch gemacht? Ist das Fleisch falsch? ist der Hund krank?” Fragen über Fragen …
Natürlich gibt es viele Hunde, die ohne Probleme eine Umstellung auf Frischfütterung mitmachen, auch oft, obwohl sie über Jahre mit Fertigfutter ernährt wurden. Es ist aber auch überhaupt nicht ungewöhnlich, dass Hunde nach einer anfänglichen Begeisterung dann doch nicht mehr so begeistert sind. Vor allem sogenannte Futtermäkeler können da schnell schon mal für das ein oder andere Problem sorgen.
Die Futtermittelindustrie (und auch z.B. die Stiftung Warentest) schüren die Ängste der Hundehalter, der Hund könnte nicht mit allen benötigten Nährstoffen versorgt sein. Dabei muss man sich aber immer vor Augen halten, dass es eben nicht nötig ist, jeden benötigten Nährstoff tagtäglich im Futter zu haben. Die Versorgung kann sich zum einen durchaus über einen längeren Zeitraum verteilen, zum anderen entstehen Mängelzustände nicht von heute auf morgen.
Tipps für Futterverweigerer:
- Vor allem in der Anfangszeit ist es besser, sich auf wenige Komponenten zu beschränken und diese langsam auszubauen. Auch mit Ergänzungen sollte man sich erst einmal besser zurück halten. Kräuter können z.B. für die Hundenase eine große Herausforderung sein und ins Futter gemischt dazu führen, dass der Hund die ganze Ration ablehnt.
- Auch Obst und Gemüse werden von Hunden häufig abgelehnt und man sollte mit wenigen Sorten und ganz kleinen Mengen starten. Eine weitere Hilfe kann es sein, das fein pürierte Obst und Gemüse in kleiner Menge im gewolften Fleisch zu “verstecken”.
- Die Fleischsorten sollten in der Anfangszeit nicht zu exotisch sein, Lammfleisch z.B. hat einen sehr speziellen Geschmack (und Geruch!). Dafür sollte auf die Fleischherkunft geachtet werden, diese ist für die empfindliche Hundenase ebenfalls wichtig. Wird eine Fleischsorte vom Hund abgelehnt, lässt man diese eben erst mal weg und bietet sie eventuell einige Monate später erneut an.
- Durch ein leichtes anwärmen wird der Geruch der Futterkomponenten intensiver, was den Hund über die feine Hundenase ebenfalls zum fressen animieren kann.
- Kommt zur Futterverweigerung noch gelegentliches Erbrechen, sogenanntes schmatzen oder z.B. auch Gras fressen dazu, scheint der Hundemagen empfindlich auf das neue Futter zu reagieren. Manche Hunde vertragen den nun hohen Fleischanteil nicht so gut und reagieren mit Sodbrennen / Übersäuerung. Dabei muss man sich vorstellen, dass insbesondere rohes Fleisch die Produktion der Magensäure anregt, während Komponenten wie Kohlenhydrate, Getreide, oder auch Butter die Produktion hemmen. Um einer solchen Übersäuerung entgegen zu wirken, kann es z.B. hilfreich sein, dem Hund am späten Abend noch ein kleines Stück Brot mit Butter zu geben, oder dem Futter etwas Getreide oder Kohlenhydrate (z.B. Kartoffeln, Reis) beizumengen.
- Futterrituale helfen dem Hund, die Fütterung selbstverständlicher in den Alltag zu integrieren. Auch sollten keine Reste stehen gelassen werden, was der Hund nicht frisst, sollte nach einem kurzen Zeitraum weggeräumt und entsorgt werden. Kommt es in Ausnahmesituationen zur Futterverweigerung kann man der Hundenase auch ruhig mal vertrauen, dass mit dem Futter vielleicht etwas nicht stimmt.
Einfache praktische Anwendung
Ein weiteres Problem für viele Neu-Barfer stellt die Integration der Fütterung in den Hundehalter-Alltag dar. Was muss wann eingekauft werden? Wie wird es gelagert? Wie teilt man das Fleisch auf? Wie werden die Tagesrationen aufgeteilt? Wie kriegt man die krummen Gramm-Futtermengen in den Napf? Auch wieder viele Fragen und Verunsicherung. Man will ja schließlich nichts falsch machen. Aus meiner eigenen, langjährigen Erfahrung mit der Barf-Fütterung kann ich diese Unsicherheit absolut nachvollziehen. Und ich weiß auch, vieles braucht einfach seine Zeit. Es fängt damit an, dass man sich im Kopf erst einmal gründlich von der praktizierten Fütterung mit Fertigfutter verabschieden muss. Man muss seine eigenen Routinen entwickeln und rausfinden, welche Vorgehensweisen zum eigenen Leben und Tagesablauf am besten passen. Ein paar Orientierungshilfen gibt es aber trotzdem:
Praktische Umsetzungshilfen beim Barfen
- Die Einkaufsliste richtet sich nach dem Futterplan. Am besten kauft man die Komponenten für einen festen Zeitraum (z. B. 2 Wochen) ein. Für die praktische Anwendung eignen sich kleinere Verpackungsgrößen besser. So kann man immer die Menge auftauen, die man benötigt.
- Im Kühl- und Gefrierschrank reserviert man am besten jeweils ein Fach für den Hund und lagert dort nur die Sachen, die für den Hund sind.
- Obst und Gemüse wird am besten „vorpüriert“ und in kleinen Portionen für einen oder zwei Tage eingefroren. So kann man diese schon in den fertigen Mengen entnehmen und auftauen.
- Bei den tierischen Zutaten (Fleisch, Innereien) legt man eine ungefähre Tagesmenge fest. Dabei ist es egal, welche Komponente der Hund wann bekommt. Da das Gefrierfach für den Hund die Mengen und Komponenten für z.B. zwei Wochen enthält, spielt es keine Rolle, wie diese kombiniert werden. Bei den Innereien ist es meist besser, diese auf mehrere Portionen aufzuteilen, statt alles an einem Tag zu geben (Hunde reagieren häufig mit Durchfall auf zu hohe Mengen).
- Wenn man morgens schon die Gesamtration inkl. Ergänzungen für den ganzen Tag vorbereitet, braucht man diese dann nur noch in die Mahlzeiten aufteilen.
- Für Ergänzungen, die nur an einigen Tagen gefüttert werden, können Tage festgelegt werden, z.B. gibt es jeden Donnerstag die Ration Lebertran, oder jeden Montag ein Eigelb.
- Die gefrorenen Zutaten kann man z.B. abends vom Gefrierschrank in den Kühlschrank verlagern. Hierbei sollte Plastikfolie am besten aufgeschnitten werden, damit das Auftauen nicht unter Luftausschluss passiert. Am nächsten Morgen kann man das nun nicht mehr gefrorene, jedoch noch kalte Fleisch und Gemüse im warmen Wasserbad auf die richtige Temperatur bringen und dann die Rationen zusammenstellen. Fleisch sollte im Kühlschrank nicht luftdicht aufbewahrt werden, da sich so sonst Bakterien vermehren können. Also Deckel nicht verschließen.
Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
Dieser Spruch ist im Bezug auf BARF vielleicht etwas unpassend, da hierbei ja roh gefüttert wird. Trotzdem sollte man sich diesen immer einmal selber sagen, wenn aus einer kleinen Unsicherheit heraus gleich das ganze Konzept in Frage gestellt wird. Weil ein Hund z.B. mal Durchfall hat, heißt das nicht gleich, dass das Futterkonzept schlecht ist. Hunde reagieren relativ schnell mit Durchfall, z.B. wenn eine Futterkomponente nicht ganz in Ordnung war. Der Hundeorganismus entsorgt auf diesem Weg kurz und schmerzlos, was da nicht reingehört. Das beste Mittel bei einem Durchfall ohne weitere Symptome ist deshalb fasten. Häufig reicht das schon und es braucht nicht einmal die vielerwähnte Schonkost.
Auch viele weitere Umstände können dazu führen, dass der Hund einmal keinen Appetit hat. So kann ein Rüde, der eine läufige Hündin in der Nase hat, durchaus schon mal sein Futter verweigern. Oder die Läufigkeit kann bei der Hündin dafür sorgen, dass diese mit Durchfall oder Erbrechen reagiert, weil ihr Organismus während dieser Zeit schlicht empfindlicher reagiert. Auch sollte man sich immer mal ein wenig darüber Gedanken machen, dass bei der menschlichen Ernährung lange nicht solch ein Theater gemacht wird, wie bei der Fütterung von Hunden. Niemand vermutet gleich, dass mit der Ernährungsart etwas nicht stimmt, weil er/sie mal Durchfall hat, oder weil die Frisur nicht sitzt. Auch wiegen wir unsere Mengen nicht ab und wenn wir mal keinen Hunger haben, haben wir eben keinen Hunger.
HIER gibt es noch ein paar Tipps, welche Utensilien beim Barfen nützlich sein können.