Die Anime Expo fand vom 01.-04. Juli 2017 statt und wurde im Los Angeles Convention Center ausgetragen. Insgesamt wurden über 350.000 Besuche an allen Tagen gezählt, was diese Convention knapp 10x so groß macht wie die DoKomi in Düsseldorf. Es ist einfach ein einzigartiges Erlebnis für einen Anime-Fan!
Anfahrt und Unterkunft
Falls du in den nächsten Jahren zur Anime Expo möchtest, hier ein paar Tipps, um die Reise leichter zu machen.
Obligatorisch ist der Hin- und Rückflug, der zwischen 650€ und 1500€ kosten kann, je nach Airline und Zeitpunkt der Buchung. Die Hotelkosten in Los Angeles sind auch nicht gerade gering. Mit 100-300$ pro Nacht muss man rechnen, wenn man nicht gerade in einem Motel nächtigen will. Und selbst bei 150$ pro Nacht kann es passieren, dass man in einer Absteige mit unhygienischen Bedingungen landet (Ist mir passiert!). Am besten ist natürlich, wenn man Freunde oder Familie in der Nähe von L.A. zur Übernachtung hat.
Für den Flug benötigen deutsche Einwohner einen gültigen Reisepass und eine kostenlose Anmeldung über das ESTA-Verfahren, was uns Europäern das Visum erspart. Wenn man beim ESTA-Verfahren nicht akzeptiert wird, darf man auch nicht in die USA einfliegen bzw. wird nach dem Hinflug abgewiesen, weshalb es sehr wichtig ist!
Anders als in Deutschland sind in den USA großteils die öffentlichen Verkehrswege schlecht ausgebaut, da meist ein eigenes Auto genutzt wird. Dennoch kann man in der L.A.-U-Bahn gut zurechtkommen. Die Stadt hat ein Kartensystem wie in Tokyo und London etabliert. Die Karte selbst kostet 1$ am Automaten und diese muss aufgeladen und immer „getapt" werden, wenn man ein- und umsteigen will. Andernfalls kann man eine hohe Strafe zahlen. Ich empfehle gleich die 7-Tage-Ladung zu buchen, wenn man noch ein wenig mehr von L.A. sehen will. Diese kostet einmalig 25$ und man muss sich keine Sorgen um Kontrolleure machen.
Die L.A.-U-Bahn besteht aus 7 Bahnlinien, die nicht nummeriert, sondern coloriert sind. In Los Angeles kennt man diese als Purple Line, Green Line etc. Eigentlich ein sehr einfaches System und mit der 25$-Karte kannst du diese, wann immer du willst, benutzen. Um vom Flughafen zur Metro (U-Bahn) zu gelangen, muss man erst einen kostenlosen Shuttle-Bus nach Aviation/LAX nutzen. Dort kannst du dir auch die Tap-Karte am Automaten kaufen und in die Green Line einsteigen.
Die Anime Expo ist einen Block von der Haltestelle Pico-Station entfernt, die Blue- und Expo-Linie erreichbar sind. Folge einfach den Cosplayern, da immer welche zur AX gehen.
Die Anime Expo - Überblick
Die AX ist gigantisch im Vergleich zu deutschen Conventions. Ähnlich der DoKomi und EpicCon nutzt auch die AX Messehallen für ihr Programm. Es gibt im Grunde genommen zwei riesige Gebäude mit mehreren Ebenen. Die South Hall ist dabei der Eingang zur Pico-Station hin und einfach erreichbar. Dort erwartet dich morgens eine gigantische Schlange, Fan-Gruppen, die Auftritte performen und viele kleine Standgrills von dubiosen Händlern. Diese verkaufen Hot Dogs, Getränke und Churros. Die Hot Dogs sind jedoch mit Speck umwickelt und alles wirkt nicht gerade hygienisch. Der AX-Veranstalter hat uns auch davor gewarnt, etwas von denen zu kaufen.
Wie in Deutschland gibt es auch bei der AX einen Waffencheck am Eingang, wobei die Regeln nicht so streng sind wie hierzulande. Der Eingangsbereich umfasst ein riesiges Foyer und Treppen in alle Richtungen. Die South Hall bietet auf 4 Etagen Möglichkeiten aller Art. Im Keller ist die Kentia Hall mit über 550 Künstlern und Brett-/Kartenspielen. Das Erdgeschoss ist das Foyer. Die 1. Etage bietet den Zutritt zur Merchandise-Halle. Diese bietet dir schon mehr Stände als die DoKomi insgesamt. Die zweite Etage ist für Presse, Industrie-Besucher, VIPs und Orga-Mitglieder gedacht.
Die Anime Expo ist so groß, dass die ganze Stadt davon weiß. In der Metro gibt es Ansagen zur Anime Expo, Busse im Anime-Stil fahren umher und Cosplayer und Besucher mit orangenen Crunchyroll-Rucksäcken fluten die gesamte Innenstadt.
Kentia Hall - Künstler und Co.
Über 550 Künstler ist eine riesige Ansammlung und diese sind zum Teil richtige Profis. Anders als in Deutschland haben die Zeichner dort auch teurere Preise. Mit Poster für 20$ aufwärts darf man hier schon rechnen. Besonders interessant ist der kulturelle Unterschied bei der Preispolitik. Amerikaner lieben den Decoy-Effekt, bei dem man zum Beispiel 3 Artikel zum Preis von 2 verkauft. Oft siehst du Poster mit diesem „Buy 2 get 3"-Schildern. Auch interessant ist der Trend, der sich dieses Jahr auf der AX zeigt. Hologramm-Effekte sind der letzte Schrei bei den Künstlern. Viele Poster besitzen fragmentierte Hologramm-Effekte über das ganze Bild hinweg oder bei besonderen Elementen. Das gibt es hierzulande noch nicht in dem Ausmaß.
Auch werden andere Produkte wie Grußkarten im Anime-Stil, Pins, Buttons, Bügelperlen und Schlüsselanhänger angeboten. Aber die Gänge sind meist so voll, dass du nicht alles sehen wirst. Ich habe mir zum Beispiel diese Poster für insgesamt 40$ gekauft:
Bei den Brett- und Kartenspielen, die knapp die Hälfte der Kentia Hall ausfüllen, waren Yu-Gi-Oh! und Pokémon besonders beliebt. Gleich am Eingangsbereich stand auch ein ATM (Geldautomat), was für viele Besucher sicherlich ein Segen war.
Erste Etage - Merchandise
Die Exhibit Hall hat mit über 400 Händlern und Präsentationsständen einen riesigen Wow-Faktor erreicht. Besonders beliebt waren auf der AX Dragon Ball-Stände für Spiele, Serien und Merchandise. Riesige Shenlong-Figur an der Decke und andere Aufsteller der Serie waren nicht zu übersehen.
Gekauft werden konnten T-Shirts diverser Art, Kuscheltiere, Süßigkeiten aus Japan, Cosplay-Zubehör etc. Ganz wie in Deutschland. Besonders waren eher die Preise, da in den USA z. B. ein großes NemuNeko nur 25$+Steuern (9-10%) gekostet hat, was am Ende ca. 25€ entspricht. Zum Vergleich, hier in Europa kostet ein NemuNeko derselben Größe 30-35€ auf Conventions. Ob das an der Nähe zu Japan oder anderer Zölle liegt, wissen wir leider nicht.
Auch die Aussteller, die einfach nur Produkte präsentieren, waren sehr interessant. Zum Beispiel gab es einen Stand nur für die Psycho-Pass-Waffe (Dominator), die dort ausgestellt wurde. Auch Crunchyroll und Tokyo Otaku Mode haben dort Waren aus den Onlineshops präsentiert. Alles in allem kann man in der Halle Stunden ohne Langeweile verbringen.
Entertainment Hall - Für Cosplay, Games und mehr
Die Entertainment Hall befindet sich im anderen Gebäude und bietet Cosplay-Studios mit diversen Szenen, eine Gaming-Area und vieles mehr an. Diese Halle ist besonders für interaktive Stände geeignet und bietet neben einer Galerie mit diversen Künstlern auch eine Ecke mit Autos, die im Anime-Stil bedruckt wurden. Dort ist auch der Zugang zur Hauptbühne für das Finale der World Cosplay Summit und weiterer Shows. Neben Wacom und Virtual Reality-Ständen findest du dort auch weitere Händler und Signierstunden mit Synchronsprechern, Mangaka usw.
Weitere Bereiche der Anime Expo
Neben Künstlerbereich, Exhibit und Entertainment Hall gibt es noch kleinere Bereiche über das Convention Center verteilt. Das Maid-Café gibt es einmal im jugendfreien Stil und einfach FSK 18, für Freunde anzüglicher Bedienung. Auch der Host Club, der in den USA Butler Café genannt wird, ist vorhanden.
Wer Ruhe haben will, kann in die Quiet Lounge mit Bar-Bereich gehen oder in die Manga-Lounge. Beide sind klimatisiert und bieten Sitzmöglichkeiten. Leider gibt es kein WLAN, weshalb man nicht viel dort machen kann. VIP-Gäste haben noch einen weiteren Raum ganz für sich allein mit kostenlosen Getränken und WLAN. Daneben noch Zugang zu besonderen Vorstellungen etc. Dafür zahlen sie jedoch ein paar hundert Euro für ein Ticket.
Außerdem gibt es noch im Außenbereich diverse Food-Trucks und Sitzmöglichkeiten. In L.A. sind es jedoch derzeit 30-40°C, weshalb man nicht zu lange draußen bleiben will. Im Innenbereich ist außerdem ein AMV-Bereich, ein Kino-Bereich und kleinere Ecken mit Ausstellungen zu sehen. Crunchyroll hat zum Beispiel eine extra Fläche in einer Ecke gebucht, um Attack on Titan und mehr zu bewerben. Generell ist Crunchyroll sehr stark vertreten und als Sponsor vieler Extras bekannt.
Die Convention geht regulär von 10 bis 18 Uhr, jedoch sind einige Bereiche noch bis 2 Uhr morgens geöffnet und mit ca. 800 Stunden Programm über vier Tage verteilt kann man gar nicht alles sehen, selbst wenn man von 10 bis 2 Uhr morgens da ist.
Little Tokyo - Ein kleines Erlebnis
Wer dem Convention-Stress entfliehen will, kann sich in die Metro Richtung 7th Street/Metro Center setzen und von dort umsteigen. Mit der Purple und Red Line Richtung Union Station fahren und bei der Union Station umsteigen in die Gold Line Richtung Atlantic. Nur eine Haltestelle von der Union Station ist nämlich Little Tokyo entfernt.
Los Angeles besitzt viele kleinere Stadtteile, wie Little Armenia, Chinatown, Thaitown, Hollywood usw. Und Little Tokyo wird hauptsächlich von japanischen Immigranten bewohnt. Dort gibt es viele Geschäfte und Restaurants im japanischen Stil. Man kann Sushi, Ramen usw. essen und Souvenirs kaufen. Besonders beliebt ist das Japanese Village Plaza, welches im Stil der alten japanischen Häuser gebaut wurde. Es ist eine Mini-Version des alten Japans, könnte man sagen.
Auf Instagram findest du mehr Bilder zu Little Tokyo:
https://www.instagram.com/explore/locations/504912998/little-tokyo-los-angeles/
Ich hoffe, dir hat dieser kleine Ausflug zur Anime Expo gefallen. Wenn du Fragen zur Reise hast und selbst einen Ausflug dorthin planst, schreibe einfach einen Kommentar bei Facebook oder unter diesen Artikel! 🙂
Ehemals studierte ich Japanologie und Sinologie in Frankfurt. Mittlerweile bin ich im (Online-)Marketing international aktiv und leite den Japan-Bereich der EpicCon (epiccon.de). Japaniac startete als Hobby, um meine Zuneigung zur japanischen Kultur auszuleben. Dabei werde ich von Gleichgesinnten unterstützt!