Wer kein Gift in der Wohnung will, sucht sich ökologische Farben und Materialien für die Wohnungsrenovierung. Aber Öko-Farbe ist nicht gleich Öko-Farbe, immer mehr konventionelle Hersteller werben mit verwirrenden Umweltslogans, und ohne Fachwissen sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Aus dem Wohnungsrenovierungsprojekt von Lilli Greens Geschäftsführerin Tatjana Haas wuchs ziemlich schnell ein größeres Projekt, denn sie wollte es ganz genau wissen: Wie geht ökologisches Renovieren? Welche Farben sind für welche Wände die Richtigen? Wir haben uns an Wolfgang Güse von Biofarben gewendet und von ihm hilfreiche Tipps sowie wunderschöne Farben erhalten. Wir berichteten bereits über die Gründungsgeschichte von Biofarben und die besondere Ästhetik der Naturfarben. An dieser Stelle möchten wir nun unsere Erfahrungen sowie Tipps und Wissenswertes zum Thema ökologisches Renovieren und Malern mit euch teilen.
Nachdem wir die Wände zum Teil freigelegt und von lang überholter, für die Berliner Altbauwohnungen typischer Raufasertapete befreit haben, hatten wir viel Freude daran, sie mit verschiedenen Farben Biofarben Wandquarz zu bemalen. Vorher musste eine Grundierung ran, um den zum Teil sandigen und bröckeligen Untergrund der über 120 Jahre alten Wände wieder zusammenzuhalten. Stellenweise hatten die Wände bereits tiefere Risse, die natürlich hinter der Tapete nicht sichtbar waren. Diese haben wir wieder aufgefüllt. Dort, wo die Wand etwas mehr Struktur gebraucht hat, haben wir eine Schlämmbeschichtung auf Silikatbasis aufgetragen. Diese hat eine wunderbare Struktur gegeben und somit die zum Teil sehr unregelmäßige Wand wieder ausgeglichen.
Wir haben eine getönte Schlämmbeschichtung verwendet, und hinterher festgestellt, dass es eine wunderbare Farbe ergibt, und keinen weiteren Anstrich benötigt. Das Auftragen der Strukturbeschichtung war zwar etwas aufwändiger, weil das dicke Zeug in die Wand eingebürstet werden musste, doch es hat sich gelohnt – das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen! Diese Wände haben nun einen ziemlich rohen Charakter, der gerade in einer Berliner Altbauwohnung wunderbar zur Geltung kommt. Für Wände, bei denen sich hinter der Raufasertapete eine einigermaßen glatte Struktur verbarg, haben wir einen Biofarben Streichlehmputz verwendet. Dieser ließ sich einfach mit einer Rolle, fast wie eine gewöhnliche Wandfarbe, auftragen.
Das Resultat: ein optimales Raumklima. Wo vorher ein muffeliger Geruch und teilweise Schimmel herrschte, ist jetzt ein tolles Raumklima entstanden. Und das Schönste war das Finishing durch das Auftragen der Biofarben Farbtöne. Wir waren unglaublich begeistert, wie gut diese Farben bereits beim ersten Anstich deckten, wie leicht sie sich auftragen ließen, wie wenig sie „kleckerten“ und vor allem wie angenehm sie sich in der Nase anfühlten – ganz ohne Chemiegestank, natürlich. Tatjana empfand, dass die Farbe sogar so schön nach Natur riecht! Nach zwei Anstrichen und ein Paar Tagen Trockenzeit begeisterte uns auch noch das Ergebnis. Das Besondere ist die ästhetische Tiefenwirkung der Wandquarz-Farben. Die Tiefe der Farben hat etwas sehr harmonisches und eine subtile Ästhetik, die einfach dazu einlädt, nur auf die Wände zu starren. Wir übertreiben nicht! Wirklich. Wir können uns an den neuen Wänden einfach nicht satt sehen!
Wissenswertes über Naturfarben
Antworten von Wolfgang Güse, Gründer und Geschäftsführer von Biofarben:
Wodurch unterscheiden sich Biofarben von konventionellen Dispersionsfarben oder Lacken?
„Bei konventionellen Wandfarben sind die Inhaltsstoffe nicht herauszufinden. Pflicht ist nur, einzelne Gefahrenstoffe im Sicherheitsdatenblatt anzugeben. Eine vollständige Kontrolle aller Inhaltsstoffe gibt es dabei nicht! Das Dilemma ist: in herkömmlichen Wandfarben können, auch wenn sie frei von Lösemitteln oder mit dem Umweltengel versehen sind, zahlreiche unerwünschte Inhaltstoffe enthalten sein. Problematisch sind vor allem die Bindemittel: neben Wasser sind dies bei konventionellen Wandfarben in der Regel Kunstharze oder Acrylate. Biofarben dagegen lässt nur pflanzliche oder mineralische Bindemittel zu, denn es sind gerade die Bindemittel, durch die Umwelt und Gesundheit beeinflusst werden können.“
Was unterscheidet richtige Naturfarben von Anbietern, die mit “Eco-Friendly” werben?
„Die Rezepturen unserer Original-BIOFARBEN werden komplett deklariert. Die Volldeklaration aller Inhaltsstoffe wird auf der Dose oder im technischen Merkblatt veröffentlicht. Das macht sie nachprüfbar. Sogenannte “eco-friendly” Farben machen aus ihrer Rezeptur ein Geheimnis, eine Volldeklaration aller Inhaltsstoffe werden Sie nirgends finden. Bei unseren Farben können viele Inhaltstoffe aus dem natürlichen Kreislauf entnommen und in diesen wieder eingegliedert werden. Ein selbstverständliches Anliegen jeder ökologisch korrekten Orientierung.“
Was bedeutet der Blauen Engel bei Farben und Lacken?
„Bei Produkten, die sich mit einem “Umweltengel” schmücken, entfallen einzelne als problematisch erkannte Stoffe, sie werden aber oft durch einen komplexen Cocktail neu entwickelter chemischer Stoffe ausgetauscht. Dies birgt enorme Risiken. Wir halten es zum Beispiel für wenig umweltfreundlich, wenn ein sinnlich wahrnehmbares, stinkendes Lösungsmittel gegen Topfkonservierer, Schaumverhüter, Rostschutzmittel, Acrylate u.s.w. ausgetauscht wird, die nicht wahrnehmbar sind, die aber bedenkliche Emissionen über einen wesentlich längeren Zeitraum abgeben als die bisher verwendeten Schadstoffe.”
Was sind die Vorteile von Mineralfarben?
“Silikatfarben oder Mineralfarben empfehlen wir, weil die Alkalität sich deutlich länger hält und dadurch Schimmel nicht nur kurzfristig verhindert. Kalkfarben zum Beispiel sind nur wischfest; wird ein waschechter, hochabbriebbeständiger Anstrich gewünscht, verweisen wir lieber auf unsere Silikatfarbe Biofarben Wandquarz. Silikatfarbe bietet den beständigsten Anstrich und wird daher nicht nur im Innenbereich, sondern bevorzugt auch als Fassadenfarbe verwendet.“
Warum ist Silikatfarbe von so hoher Festigkeit und Widerstandsfähigkeit?
“Der Grund ist die sogenannte Verkieselung des Wasserglases mit mineralischen Untergründen beim Trocknen. Silikatfarbe verbindet sich mit dem Untergrund, ohne die Atmungsaktivität einzuschränken. Unsere Silikatfarbe Biofarben Wandquarz entfaltet ihre Vorteile auch auf konventionellen Untergründen. Zwar setzt hier keine Verkieselung ein, jedoch kommt hier die spezifische Oberflächenhärte zum Zuge. Die schimmelwidrige Alkalität und die Vergilbungsbeständigkeit sind gute Argumente, die sie zu unserer am häufigsten verkauften Wandfarbe machen.”
Was ist das besondere an Kalkputz?
“Kalk wird wegen der einzigartigen Tiefenwirkung der Kalkoberfläche, der raumluftverbessernden Wirkung sowie seiner hygienischen Eigenschaften seit jeher als Baumaterial geschätzt. Allergiker profitieren von der Fähigkeit des Kalks, Schadstoffe aus der Luft zu binden. Aufgrund seiner positiven Eigenschaften wird Kalk heute auch im Wohnbereich wieder häufig eingesetzt. Unsere Maler verfügen über eine langjährige Erfahrung in der Anwendung von Kalkputzen.”
Wofür ist Lehmputz geeignet?
“Lehm ist einer der ältesten Baustoffe der Welt, der in unseren Breitengraden nicht nur in Fachwerkhäusern, sondern auch traditionell in gemauerten Häusern als Putz eingesetzt wurde. Wegen seiner wärmedämmenden Eigenschaften und seiner positiven Auswirkungen auf das Raumklima erfreut sich Lehm heute wieder wachsender Beliebtheit. Allergiker schätzen, dass unsere Lehmputze und Lehmfarben frei von schädlichen Zusatzstoffen sind. Unsere Maler haben viel Erfahrung in der Herstellung von Lehmoberflächen. “
Was sind Naturpigmentfarben?
„Naturpigment-Binderfarben enthalten reine Naturpigmente. Lapislazuli wird z.B. als Blaupigment verwandt, Umbren aus Zypern als Braunpigment. Als Weisspigment fungiert Kreide aus der Champagnergegend und weitere grüne, rote und gelbe Erden aus Italien und Frankreich findet man in Ocker- und Rotklängen. Als Bindemittel dienen Zellulose- und Weissleim, als Lösemittel Wasser. Die Farben werden nur mit Borax konserviert und sind frei von allen bekannten Allergie auslösenden Chemikalien. Ihre Verarbeitung ist nicht einfach, Verarbeiter sollten erprobt sein im Umgang mit diesen einzigartig schönen Farbmaterialien. Wir freuen uns, dass wir als zertifizierte Verarbeiter diese wunderbaren Farben anbieten können.“
Und wofür werden Naturharzdispersionsfarben benutzt?
“Naturharzdispersionsfarbe wird zur Gestaltung mineralischer Untergründe sowie für Papiertapeten, Gipsfaserplatten o. ä. im Innenbereich verwendet. Sie ist diffusionsoffen und besonders leicht zu verarbeiten. Unsere Biofarben Naturharzdispersionsfarbe ist eine waschbeständige, hochdeckende, matte Wandfarbe auf pflanzlicher Basis. Im Unterschied zu mineralischen Farben (wie Kalkfarben oder Silikatfarben) sind Wandfarben auf pflanzlicher Basis (wie Naturharzdispersionsfarben) nicht so vergilbungsbeständig. Außerdem sind Naturharzfarben aufgrund ihrer organischen Bestandteile für Feuchträume oder schimmelgefährdete Bereiche ungeeignet.“
Sollte bei Euch eine Renovierung oder ein neuer Anstrich anstehen, können wir Euch nur ermutigen, dies konsequent auf eine ökologische Weise umzusetzen. Es schont nicht nur die Umwelt und schafft ein tolles Raumklima, sondern bereitet auch noch viel mehr Freude. Und es muss nicht mal unbedingt teuerer sein – so unsere Erfahrung.
Hier geht es zum ersten Teil über Biofarben: „Wohndesign mit Biofarben: Die tiefere Schönheit der Natur“. Und hier direkt zum Biofarben Onlineshop.