So geht das ja gar nicht .....

Herr M. ist empört. "Ein Projektteam, das für 2 Tage einfach verschwindet. Keiner weiß, was die da tun. Und vor allem, wo sie sind. Als ob die Besprechungsräume im Unternehmen nicht gut genug wären. Die sollen arbeiten, so daß man sie auch sieht."
Herr M. redet sich in Rage. Eines seiner wichtigsten Projektteams gibt sich gerade der Arbeitsverweigerung hin. Für 2 Tage! - alle weg. Irgendwo in irgendwelchen Tagungsräumen. Was soll das bringen? Außerdem ist da immer noch das ungeklärte Problem mit der Datenbank-Anbindung. Seit 3 Monaten ist das Projekt nicht imstande, dafür eine Lösung zu finden. Stattdessen machen die einen Ausflug…
Herr P. dagegen ist sehr zufrieden. Die Unklarheiten und Probleme im Projekt klären sich langsam. Das Team überarbeitet konzentriert die Aufteilung der Arbeitspakete und diskutiert die Abhängigkeiten, die sich daraus ergeben. Endlich sind einmal alle in Ruhe bei der Arbeit, und zwar so lange bis alles geklärt ist, und nicht bis der nächste Besprechungstermin ruft oder ein dringender Anruf stört.
So geht das ja gar nicht .....
Nebenbei entwickelt das Team gemeinsam Ideen um die ständige Überlastung aller Beteiligten in den Griff zu bekommen. Aufgaben werden anders verteilt, Prioritäten hinterfragt. Auf einer großen Tafel werden alle Ideen gesammelt und so lange wieder neu sortiert, bis alle im Team zufrieden sind.
Ein 2 - tägiger Planungsworkshop scheint sich zum Katalysator für die kreative Lösungsfindung zu entwickeln.
An die Stimmung, in der Herr M, sein Chef vermutlich gerade ist, denkt Herr P lieber nicht. Es reicht, wenn er sich übermorgen das Donnerwetter abholt. Da er dann konkrete Lösungsvorschläge für die akuten Performance-Probleme und Datenbank-Anbindungen vorlegen kann, hofft er, ihn zu besänftigen. Immerhin schleppen sie das ungelöste Datenbank-Problem schon seit 3 Monaten mit sich herum. Eine intensive Diskussion der Experten unter sich, ausgestattet mit dem richtigen Arbeitsmaterial, hat hier Wunder gewirkt.
Herr P gilt als Exot unter seinen Projektleiter-Kollegen. Er legt Wert auf gemeinsame Workshops, in denen mit Stift und Papier gearbeitet wird (nicht nur, aber zum großen Teil). Visualisierungen sind ein wichtiger Aspekt. Papiertischdecken zum Beschreiben, Skizzieren von Ideen, das Weiterentwickeln von zunächst unrealistisch wirkenden Lösungsansätzen führt über die Tage hinweg zu durchaus sinnvollen Lösungen – das Team ist begeistert.
Warum Herr P auch noch Tagungsräume außerhalb des Unternehmens gesucht hat, hatte mehrere Gründe.
1. ungestört arbeiten - das liegt auf der Hand.
2. eine andere Umgebung bringt das Team automatisch auf andere Gedanken. Menschliche Gehirne funktionieren nun mal so. Sie nehmen Impulse der Umgebung auf und beeinflussen sich damit selbst. Eine Umgebung in der man sich gerne aufhält, regt dazu an, konstruktiv zu arbeiten und auch mal etwas Neues auszuprobieren.
3. Funktionierendes Arbeitsmaterial hält Herr P für sehr wichtig. Flip Charts ohne Papier, Whiteboards, die nicht mehr zu reinigen sind, Stifte, die aufgebraucht sind, Moderationskoffer, die leer oder im besten Fall minderwertig ausgestattet sind - das ist zwar Alltag im Unternehmen, aber nichts, mit dem man gerne arbeitet. Was umgehend wieder zu Punkt 1 und 2 führt.
Herr M. hat sich nach dem 2 tägigen Workshop tatsächlich wieder besänftigen lassen. Das lag auch daran, dass sich die Ergebnisse des Teams wirklich sehen lassen konnten. Und es wurde ja alles protokolliert und dokumentiert. Schließlich will das Projektteam auf den Arbeitsergebnissen aufbauen.
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