So ein schöner Po! Und dann schlägt die Cellulite zu. Was tun?

Von Gerd Bewersdorff @derallrounder
Man nennt sie Orangenhaut, Hagelschäden oder auch Dermopanniculosis deformans – ja, Cellulite ist der Staatsfeind Nummer Eins. Das zumindest propagiert die bunte Welt der Klatschblätter jedes Jahr aufs Neue. Scheinbar kann es jede Frau zwischen Wiege und Bahre treffen…egal, wie alt oder jung, dünn oder dick.

Orangenhaut: Was tun bei Dellen am Po? Hier sieht das noch schön knackig aus. Noch! Bild pixabay


Was also ist zu tun? Ignorieren, behandeln lassen oder Sport treiben? Und vor allem: Waren Grübchen am Po nicht mal ein gefeiertes Schönheitsideal?

Cellulite – ein Einzelphänomen? Von wegen!
Verschiedenste Studien haben es bestätigt: Zwischen 90 Prozent aller Frauen über 20 Jahren haben Anzeichen der Orangenhaut an Bauch, Beinen und Po. Männer hingegen bleiben von den Dellen fast immer unbehelligt. Dies bestätigt auch Tatjana Pavicic, Dermatologin an der Ludwig-Maximilians-Universität: "Männer bekommen dicke Bäuche, aber in der Regel keine Cellulite". Dies geschehe nur, so Pavicic, wenn der betreffende Mann unter einem Mangel an männlichen Sexualhormonen leide. Warum also wir? Was prädestiniert die Herren der Schöpfung für einen dellenlosen Hintern? In erster Linie ihre Art der Fettspeicherung, denn: Männer lagern ihr Fett zwischen den Organen im Bauchraum ein und müssen sich somit vermehrt mit einem pränatal anmutenden Kugelbauch herumschlagen. Die weiblichen Sexualhormone hingegen lenken abzuspeicherndes Fett mit Vorliebe unter die Haut an Po und Oberschenkeln. Treffen Fettreserven auf ein schwaches Bindegewebe, so schließen sie sich zu großen Depots zusammen und drücken von innen gegen die Haut – unebene Dellen entstehen. Wie stark diese allerdings ausfallen, hängt auch von der genetisch bedingten Vorbelastung der Familie ab. Eine dünne Haut, schlechte Durchblutung, Wassereinlagerungen und ein aufgeräumtes Bindegewebe können allerdings Mitverursacher der Cellulite sein.

Hallo Dellen – seid ihr auch schon alle da?
Was also tun, wenn sich Orangenhaut auf unseren Schenkeln, Pos und Hüften ausbreiten? Sportliche Übungen gegen Cellulite gibt es zuhauf, die Kosmetikindustrie verdient fleißig an Cremes, Tinkturen und Wässerchen jedweder Couleur. Tatsächlich hält jedoch kaum ein Produkt das, was es verspricht. So ließ die Stiftung Warentest im Jahr 2009 über 300 Frauen an einer Studie teilnehmen: Mit 10 auf dem Markt erhältlichen Produkte wurden gecremt, massiert und gepflastert – mit dem Ergebnis: Jedes einzelne Wundermittel fiel gnadenlos durch. Schuld an den minderwertigen Lösungsvorschlägen der Kosmetikhersteller ist vor allem der Umstand, dass es zum Thema Cellulite kaum unabhängige und objektive Forschungen gibt. Viel mehr existiert Orangenhaut und starke Cellulite für die medizinische Fachliteratur so gut wie gar nicht. So liefert beispielsweise die Suche im altehrwürdigen "British Medical Journal" lediglich einen Treffer zum Thema Dermopanniculosis deformans: Einen Artikel aus dem Jahr 2002, in dem sich der damalige Herausgeber über die "Nicht-Krankheit" mokiert. Die anerkannte und unabhängige Forschung scheint die Unsicherheiten vieler Frauen also nicht ernst zu nehmen, die Kosmetikindustrie hingegen hat die Marktlücke längst erkannt und wirft im monatlichen Takt neue Cremes, Roller, Öle und Pflaster auf den Markt.
Haben oder nicht haben – das ist hier die Frage
Weltweit investieren Frauen jedes Jahr rund drei Milliarden Dollar in Anti-Orangenhaut-Produkte. Die Forschung der Kosmetikindustrie hat den Nachfragen ihrer Kundinnen zumeist jedoch nichts entgegenzusetzen: "Zudem wollen die Unternehmen ihre Mittel schnell auf den Markt bringen und nicht erst die Ergebnisse aus Langzeitstudien abwarten", so die Dermatologin Tatjana Pavicic. Den Behörden reiche es bereits, wenn Kosmetikhersteller die Ungefährlichkeit der verwendeten Inhaltsstoffe belegen könnten. Schließlich sei Kosmetika nicht mit Arzneimittel gleichzusetzen – folglich müsste sie auch keine nachweisbaren Effekte haben.

Gibt es Wunderwaffen gegen Cellulite?
Sport, gesunde Ernährung und Massagen – sieht so die Wunderwaffe gegen Orangenhaut und starke Cellulite aus? Zumindest kann so das eigene Hautbild geglättet werden. Wer jedoch Anlagen zur Cellulite hat, der bekommt die unliebsamen Dellen nie ganz weg. Das bestätigt auch die spärlich gesäte Cellulite-Forschung: Im Jahr 2010 analysierten Forscher mehr als 50 verschiedene Therapieverfahren – mit dem Ergebnis: Ob Ultraschall, Rollmassage oder Laser – keine einzige Methode versprach einen hundertprozentigen Erfolg im Kampf gegen die Krater. War unsere Abneigung gegen alles scheinbar Unperfekte schon immer so groß? Ende des 16. Jahrhunderts malte Altmeister Peter Paul Rubens seine drei Grazien…mit Dellen, Orangenhaut und in wohl beleibtem Zustand. Ist die Orangenhaut ein Überbleibsel vorindustrieller Zeiten, die wir mithilfe der modernen Kosmetik wegrationalisieren wollen? Wie wäre es stattdessen mit größerer Achtsamkeit für den eigenen Körper?

Was kann ich selber dagegen tun?
Um die Dellen los zu werden müssen Sie Ihre Haut straffen. Dabei hilft entgegen der allgemeinen Meinung Krafttraining sehr viel besser als Cardiotraining. Denn hier kommt unsere Muskulatur ins Spiel. Bauen wir die Muskulatur auf bzw. stärken diese, strafft sich nach und nach die Haut darüber. Eine sinnvolle Kombination zum Muskelaufbauprogramm ist gezieltes Cardiotraining (Ausdauertraining) in Kombination mit einer angepassten Ernährung. Primär liegt der Muskelaufbau aber im Vordergrund. Natürlich variiert das Ergebnis zwischen Menschen, jedoch ist es momentan wohl die einzig wirklich effektive Lösung.
Trainingstipps im Fitnessstudio, Verein oder Zuhause:
Krafttraining
a) Ausfallschritte mit Kurzhanteln oder Kettlebells
Das zu trainierende Bein wird mit einem großen Ausfallschritt nach vorne geführt und abgefedert. Das vordere Bein wird dabei gebeugt, das hintere bleibt fast gestreckt und berührt beinahe mit dem Knie den Boden. Strecken Sie nun das vordere Bein wieder und kehren Sie beim Ausatmen in die Ausgangsposition zurück.
b) Abduktoren am Seilzug
Hier werden ganz speziell die Muskelpartien Gesäßmuskel und die äußere Oberschenkelmuskulatur trainiert. Bewegungsausführung: Mit dem Arm am Gerät abstützen. Bein zur Seite ziehen. Die Zehen zeigen nach vorn, die Hüfte bleibt stabil in einer Position. Anspannung kurz halten und zur Ausgangsposition zurückkehren. Unser Tipp: Wählen Sie einen geringen Widerstand und führen Sie so viele Wiederholungen aus bis Sie ein Brennen im Muskel spüren.
Cardiotraining
High Intensity Training am Ergometer
Eine 20-30 minütige Cardioeinheit nach dem HIT Prinzip bringt den Stoffwechsel in Schwung und fördert gleichzeitig die Durchblutung des Gewebes. Dreimal die Woche nach einem Workout ist ideal um das eigene Training abzuschließen.
Quelle hammer.de
Gesundheit