So Come Here Get Some Free Stuff

So Come Here Get Some Free Stuff

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If You cut Social Budgets, You’ll earn riots.“ So kommentierte eine pensionierte Lehrerin aus Plymoth die jüngsten Ereignisse in britischen Städten. Armenrevolten wurden bereits im alten Ägyten als politisches Problem vermeldet. Wirksamstes Gegenmittel: Das „Brot und Spiele- Konzept“ des römischen Imperiums. Dieses widerum bezahlten die Reichen, zumeist Politiker. Drohten Ruhe und Ordnung zu kippen, gab’s für eine Weile „Free Stuff“ und Massen- Entertainment.

JoJo – Im heutigen, marktradikalen Kapitalismus hingegen ist damit Schluss. Jede Inverstition muss sich amortisieren. Für Brot und Spiele ist heute kein Platz mehr. Auch die Beziehungen der Menschen untereinander haben materialistischen Warencharakter, werden zu Warenbeziehungen. Die Waren Arbeitskraft und Humankapital werden wie ganz normale Investitionsgüter, wie Maschinen, Rohstoffe und Produkte auf dem Arbeitsmarkt gehandelt. Nach Angebot und Nachfrage, marktgerecht und je nach Konjunkturlage. Danach richten sich die Gehälter von Managern ebenso wie die der Billiglöhner, je nach der Ergiebigkeit der von Ihnen erarbeiteten Profite. Diese wiederum werden vom Konsumgütermarkt abgeschöpft.

Über allem herrscht der Gott des Geldes namens „Wachstumszwang“, gemeinsam mit einem zyklisch verlaufenden Krisenrhythmus. In der Strukturkrise wird umverteilt, von unten nach oben. Denn nicht benötigte Arbeitskräfte sind unrentabel, als Konsumenten überflüssig, da sie kein Geld haben und somit schädlich. Soziale Sicherung dient vorrangig der Vermeidung politischer Instabilität, rigide Sparmaßnahmen der Regierung hingegen befördern diese. In solch einer Gesellschaft bewerten die Menschen einander nur noch nach ihrer Kaufkraft, ihrem Konsumstandart.

Während in den Medien verschwenderischer Überfluss als Leitbild das Statusranking bestimmt, müssen ausrangierte Arbeitslose und prekär Beschäftigte unter miesesten Bedingungen um Obdach, Wasser, Essen, Kleidung und ihren erbärmlichen Arbeitsplatz bangen. Tag für Tag, ohne die geringste Hoffnung, diesem Albtraum jemals entfliehen zu können. „Herr Cameron sollte einmal ein Jahr lang so leben müssen wir wir. Dann möchte ich mal sehen, ob nicht auch er krank, drogensüchtig oder kriminell wird, ob nicht auch er durchdreht.“ Dies sind die Worte einer Mutter aus Birmingham, die am 09. August auf BBC gesendet wurden.

Heranwachsende Menschen suchen sich Orientierung in ihrer Realität auf der Suche nach Optionen für eine gute Zukunft. „No Future“ hingegen bedeutet Resignation, die schlechteste aller Lösungen. Denn solange ein vernunftbegabter Mensch noch Kraft und Resthoffnung besitzt, wird er alles daran setzten, um seine Situation zu verbessern, egal wie. Englands Jugendmisere angesichts einer korrupten, rassistischen und rigiden Polizei, perfiden, bestechlichen Politikern und exzentrisch dekadenten Reichen, macht den vorgetäuschten gesellschaftlichen Konsens unglaubwürdig, irreal und verzichtbar. Junge Briten lernen aus der Lebenswirklichkeit ihrer Umgebung, dass ihre Gesellschaft gespalten ist in soziale Klassen, in Kasten, bestehend aus einer brutalen Ellenbogengesellschaft. Halt bieten ihnen dagegen Jugendgangs, ethnische Zugehörigkeit und die gemeinsame Welt der suburbanen Slums des Concret Jungles.

Fast 30 Prozent aller Londoner kommen aus Migrantenfamilien, zumeist über mehrere Generationen hinweg, aus einer Zeit, in der Kolonialrassisten billige Arbeitskräfte ins Land verschleppten oder lockten. Nun lässt sich die wachsende Zahl perspektivloser Jugendlicher bestens spalten und sich deren Bewusstseinsbildung als Klasse mit gemeinsamer Lage und Interessen verhindern, indem man die 13 Prozent Südasiaten, die 10 Prozent Afrikaner, die 3 Prozent Chinesen und die verarmten ethnischen Engländer voneinander trennt und gegeneinander ausspielt. Jugendbanden organisieren sich genau so, ihrem eigenen Selbstbild folgend. Desorganisierte und gespaltene spontane Gegengewalt ohne artikulierte Ziele und die Möglichkeit, das Gesellschaftssystem als Ursachenkomplex ihrer Not zu durchschauen, treiben sie in hilflose Ausbrüche von Gegengewalt. Dabei geht es auch um den täglichen Überlebenskampf, indem man sich die Dinge zum kurzzeitig besseren Leben verschafft, die ansonsten unerreichbar sind. Die Ladeninhaber dieser Slums werden dabei bereits als Reiche betrachtet, die vom knappen Geld der Massen profitieren.

Die untere Middle Class, örtliche Beamte, Angestellte und Kleinunternehmer formieren sich dann zu rechten Milizen, neonaziartigen Vereinen und Bürgerwehren, um nach verschärfter Repression zu rufen. Der angedrohte Entzug der Mindestmittel zur Sicherung der armseligen Lebensgrundlage, der verknappten Sozialhilfe für die abgeurteilten Teilnehmer der Revolten, ist ein einziger Hohn. Dadurch signalisiert man allenfalls deutlich, dass man keinesfalls gewillt ist, die Ursachen der Unruhen, die aus der Verzweiflung geboren wurden, zu beseitigen. So wird nicht nur in England, sondern auch in Griechenland, Spanien, Portugal, Italien, Irland, Frankreich und Ungarn derzeit die Hölle konserviert und ausgebaut. Diesen Krieg der herrschenden Klasse gegen die Unterschicht kann man getrost als Bürgerkrieg bezeichnen. Auch wenn sich die Betroffenen dessen nicht bewusst, unorganisiert, gespalten und wegen mangelnder Bildungschancen unfähig zum planmäßigen und zielgenauen Widerstand sind. Doch auch die akademische Jugend Englands scheint sich ihrer schlechten Zukunftsoptionen bewusst zu sein, klopfte der Queen bereits aufs Dach ihrer Majestäts Bentleys.



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