Koch Media bringt den neuesten Ableger aus der von CI Games entwickelten Sniper: Ghost Warrior Reihe in den Handel. Dabei unterscheidet sich Sniper: Ghost Warrior Contracts inhaltlich durchaus ein wenig von Sniper: Ghost Warrior 3 aus dem Jahr 2017 und enthält vermutlich auch deswegen keine Nummer im Titel. Natürlich bleibt die Kerndisziplin weiterhin, actionreiche Missionen als Scharfschütze in weitläufigen Gebieten zu erfüllen. In der Vergangenheit hatten CI Games oft Probleme mit der Technik und es wirkte, als ob sie die CryEngine noch nicht richtig im Griff haben. Im Test verraten wir euch, was Scharfschützenfans vom Spiel erwarten dürfen.
Willkommen zurück, Jäger!
Wer sich die Patch-Notes anschaut, stellt aber schnell fest, dass die Releasefassung von einigen Fehlern geplagt war. Da passte es wohl ganz gut, dass ich krankheitsbedingt mit dem Test erst etwas später als geplant beginnen konnte. Aber nur weil das Spiel stabil läuft, ist es nicht gleich frei von Fehlern. Gelegentliche Aussetzer der gegnerischen KI, die dann in einer Animation festhing, traten genauso auf, wie einige optische Mankos. Aber dazu später mehr.
Zwei sehr nervige Fehler sind mir dann aber doch während meines Spieldurchgangs begegnet. An einer Stelle im Spiel bin ich von einem Treppengeländer runtergesprungen und hing dann bewegungsunfähig zwischen der Treppe und drei davorstehenden Bäumen fest. Doof. Hier konnte ich mich aber Dank der verfügbaren Schnellreisepunkte auf der Karte selbst befreien, ohne meinen Spielfortschritt zu verlieren. An einer anderen Stelle sind mitten drin plötzlich die Missionsmarker auf der Karte verschwunden. Das ist ziemlich blöd, wenn man, bei den weitläufigen Karten, so gar nicht mehr weiß wo man hin muss. Besonders dann, wenn die Missionsziele manchmal etwas missverständlich formuliert sind.
Ab ins Führerhaus - oder doch nicht?
Übrigens verabschiedet sich Sniper: Ghost Warrior Contracts von der Open-World des dritten Teils und verlagert das Spielgeschehen auf insgesamt fünf große aber vergleichsweise kompakte Karten in Sibirien. Die „Geschichte" als richtige Story zu bezeichnen wäre aber ziemlich gewagt. Wir sollen vermeintlich böse Putschisten und Kriminelle töten, biologische Kampfstoffe zerstören und Informationen einsammeln. Da hilft auch die eigentlich ansprechende Inszenierung der Missionsbeschreibungen nichts, die leider nur auf Englisch vertont sind und durch deutsche Untertitel ergänzt werden können. Wir selbst spielen hier einen Auftragskiller, der von seinem neuen Auftraggeber mit besonderer Ausrüstung ausgestattet wird.
Sniper: Dishonored Crysis
Aber Anzug und Maske können noch mehr, zumindest wenn wir Geld von toten Feinden und für erledigte Missionsziele für entsprechende Upgrade ausgeben. Dadurch wird die Maske über eine unverzichtbare Wärmekamera erweitert, der Anzug mit Kevlar verstärkt oder die Munitionstaschen werden vergrößert. Auch die Drohne ist wieder dabei und kann helfen, die Gebiete nach Feinden zu durchsuchen oder feindliche Scannerstörsender, die das Markieren von Feinden verhindern, mit einem EMP auszuschalten. Besonders spaßig ist das automatische Geschütz. Dieses können wir aufstellen und markierte Feinde von ihm auf unseren Befehl hin, auch wenn wir weit davon weg sind, ausschalten lassen. Feinde vermuten uns an der Position des Automatikgeschützes, obwohl wir vielleicht schon Mitten in der Feindbasis unterwegs sind.
Auch unsere Waffen können modifiziert werden. Änderungen am Lauf, andere Magazine und verschiedene Munitionstypen und Zielvorrichtungen warten hier auf die Freischaltung. Oder auch andere Waffen. Grundsätzlich können wir eine Handfeuerwaffe, ein Scharfschützengewehr und ein Maschinengewehr mit auf unsere Abenteuer nehmen, wobei sich überall in der Spielwelt Munitionskisten mit Nachschub finden lassen und das Durchsuchen erledigter Gegner, neben Geld, auch unseren Munitionsvorrat wieder aufstockt.
Das Waffenhandling, das Erkunden der Karten und Planen der Routen zu den Zielen und Finden der besten Schussposition für den perfekten Schuss motivieren ungemein. Vor allem, wenn man einmal raushat, dass die Geschosse auch mehrere Gegner auf einen Schlag erledigen können. Oft stehen mehrere feindliche Kämpfer beisammen und man kann eine Schussposition finden, in denen eine Kugel mehrere von ihnen durchschlägt.
Nichts wie weg hier!
Denn schließlich löst ihr Ableben in den meisten Fällen Alarm aus und dann ist es mit dem Stealth-Gameplay oft vorbei. Trotzdem motiviert das Spiel, auch die zusätzlichen, optionalen Herausforderungen zu absolvieren. Dabei lassen sich bereits abgeschlossene Karten jederzeit erneut besuchen, um weitere Ziele abzuschließen. Mit Konzentration auf die Hauptziele sieht man, je nach Spielweise und Schwierigkeitsgrad, nach ca. 12 Stunden den Abspann. Wer sich noch mit den Herausforderungen austoben möchte, kann gut und gerne nochmal 3-5 Stunden Spielzeit draufrechnen.
Technisch ist Sniper: Ghost Warrior Contracts ein Wechselbad der Gefühle. Es unterstützt auf der Xbox kein HDR und ist auch nicht für die Xbox One X optimiert. Insgesamt wirkt das Bild etwas verwaschen, als würde es teilweise mit weniger als FullHD laufen, ein bisschen so wie Rage 2 auf der normalen Xbox One. Andererseits zaubert die Cry Engine hier tolle, weitläufige Areale mit Schnee-, Wald- und Gletschergebieten auf den Fernseher. Staub und Schnee in der Luft zeugen vom Wind und die Lichteffekte überzeugen auf ganzer Linie. Andererseits gibt es immer wieder immersionsschädigende Popups, vor allem auf der „Waldkarte" werden Grünpflanzen mit jedem Schritt sichtbar ausgerollt. Dafür ist der Gletscherabschnitt optisch absolut überragend. Ich glaube, dass ein Xbox One X Patch dem Spiel wirklich guttun würde. Erwarten dürfen wir den aber eher nicht.
Fazit
CI Games hat mit der Sniper: Ghost Warrior Reihe in den ersten beiden Teilen auf lineare Level gesetzt, sich im dritten Teil an einer Open-World versucht und nun im vierten Serienableger eine zur Reihe passende Schnittmenge gefunden. Weitläufige Karten, auf denen es überall etwas zu tun gibt. Denn auch die Wege zwischen den Hauptzielen laden zum Erkunden ein und die zusätzlichen Herausforderungen und optionalen Kopfgelder belohnen die Spieler durch weitere Ressourcen, die für die Verbesserung der eigenen Ausrüstung ausgegeben werden können. Das Spiel lässt sich auf dem unteren Schwierigkeitsgrad auch als sehr schießwütiger Sniper spielen. Andererseits lassen die Upgrades der Maske, die markierte Gegner auch durch Wände anzeigt, ebenso wie Sichtkegel von Überwachungskameras und unter zur Hilfenahme entsprechender anderer Gadgets, auch absolut auf schleichen fokussiertes Gameplay zu. Schade, dass das Spiel optisch, trotz leistungsstarker Cry Engine, so wechselhaft ist. Alles in allem bekommen Sniper-Fans hier ein solides Spiel mit gewissem Wiederspielwert ohne nennenswerte Story. Und das zum Release zum Neupreis von unter 40 €. Gerne mehr davon, dann aber vielleicht auf der nächsten Konsolengeneration mit entsprechender technischer Optimierung für eine maximal ansprechende Optik! Die Veränderungen am Spielaufbau im Vergleich zum dritten Teil sind wohl überlegt und bereichern die Reihe. Ich freue mich auf den nächsten Teil und versuche nun, noch ein paar Herausforderungen abzuschließen.