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Snapshots sind kurze Rezensionen zu gelesenen Büchern, die einen Einblick geben sollen, wie mir ein Buch generell gefallen hat, ob es in meine Augen empfehlenswert ist oder für welchen Geschmack es passen würde.
‘Alles, was wir geben mussten’
by Kazuo Ishiguro
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(© goodreads)
Dieses Buch erzählt von einer Welt, in der die Menschen es geschafft haben vollständige menschliche Klone zu erschaffen. Damit bewirkte die Menschheit, die meisten todbringenden Krankheiten zu heilen und ein langes gesundes Leben zu garantieren. Die menschlichen Klone werden daher quasi nur ‚produziert‘ um später, wenn sie erwachsenen sind, immer wieder Operationen über sich ergehen zu lassen, in denen sie ihre Organe spenden, solange bis sie ‚completed‘ sind, sprich bis zum Tod.
Nur handelt diese Geschichte nicht über die Menschen, die durch diese neue ‚Errungenschaft‘ ein besseres Leben bekommen haben, sondern von den menschlichen Klonen. Die Geschichte wird aus der Sicht der 31-jährigen Kathy erzählt, die nach 12 Jahren als ‚Betreuerin‘ kurz davor steht ebenfalls eine Spenderin zu werden.
Das ganze Buch über lässt Kathy nun ihre Vergangenheit Revue passieren: Angefangen mit ihrer Kindheit in dem Internat in Hailsham, über ihre Jugendzeit in den Cottages und später ihre Betreuerzeit. Aber es steht nicht die Frage der Spende und des unvermeidbaren Todes im Zentrum der Thematik, sondern vor allem die Freundschaft und Liebe zwischen den drei Hauptfiguren Kathy, Ruth und Tommy, welche alle drei gemeinsam in Hailsham aufwachsen. Ihnen wird bereits als Kinder immer wieder der Grund für ihr Dasein erklärt, aber nie wirklich die ganze Information, sondern immer nur Bruchstücke davon.
So verhält es sich auch im gesamten Buch. Kathy erzählt immer wieder Anekdoten, Rückblenden und es zieht sich kein richtiger roter Faden durch das Buch, sondern es ist ein hin und her Wechsel von einer Zeit in die nächste, in die Gegenwart und wieder zurück zu einem Zeitpunkt 2 Jahre davor oder 3 Jahre danach.
Ich weiß nicht, wie es das Buch geschafft hat 2005 für den höchsten britischen Buchpreis, den ‚Booker Prize‘, nominiert zu werden oder warum es von der ‚Time‘ in deren Liste der hundert besten englischsprachigen Romane von 1923 bis 2005 aufgenommen wurde. Vielleicht haben die dort das Buch nicht komplett gelesen, sondern nur die Inhaltsangabe. Wer weiß!? ^^
Für mich hat das Buch leider überhaupt nicht funktioniert, obwohl ich die Beschreibung und auch die Umstände die im Buch herrschten sehr interessant gefunden habe. Außerdem wäre es von der Thematik her ein wirklich spannendes Buch für Gruppendiskussionen oder für Schulklassen, weil es viele Fragen aufwirft, wie zb. wie wir mit einem unvermeidbaren Tod umgehen würden, wenn wir Klone wären. Oder die Frage, ob wir ebenfalls die Augen davor verschließen würden, wie man diese ‚Klone‘ behandelt, wenn man selber ein Organempfänger wäre und es um das eigene Überleben geht. Wer hat mehr Recht zu leben und wer entscheidet welche Methoden man verwenden darf um den Kollektiv Gesundheit zu verschaffen? Darf man dafür ‚Menschen‘ klonen, nur um ihr Organe dann zu ernten wie reife Früchte? Was ist ein vertretbarer Fortschritt der Wissenschaft oder was ist moralisch falsch?
Wie gesagt, es ist ein sehr diskussionsfreudiges Buch und das Thema lässt einem wirklich nicht kalt und zwingt einem dazu, seine eigene Meinung zu überdenken und das Für und Wieder abzuwägen.
Daher auch die zwei Punkte für das Buch, aufgrund der Thematisierung und die Konfliktbereitstellung.
ABER nun zu den Dingen, die mir im Buch nicht gefallen haben und die Bewertung so drastisch reduziert haben: Die Schreibweise war okay und die Formulierungen auch ziemlich flüssig zu lesen, doch die Erzählweise war furchtbar und diese ganze Rückblenden und Zeitsprünge waren der Horror. Ich mochte diese ganzen Sprünge in der Zeit überhaupt nicht. Erstens war es verwirrend und man kam in keinen Lesefluss, sondern es war viel zu abgehackt und zusammenhanglos. Weites wurde dadurch die ganze Spannung und die Motivation wie bei anderen Büchern genommen, wo man so schnell wie möglich weiter liest, weil man wissen möchte, was passiert jetzt danach. Aber Kathy hat immer zuerst erzählt was daraus resultiert war und erst danach wie es dazu gekommen ist. Daher war es nie wirklich spannend weiter zu lesen, weil man schon bevor wieder eine Erinnerung gekommen ist, gewusst hat, was daraufhin passiert. Klingt jetzt verwirrend und das war es ja auch, dazu noch nervig und unnatürlich obendrein. Wäre das Buch nicht für meine ‚Book2Movie‘ Challenge gewesen, hätte ich es wohl mehrmals zwischendurch abgebrochen.
Für mich war es sehr mühsam zu lesen und ich musste mich immer wieder dazu zwingen. Aber etwas nach der Hälfte wollte ich einfach wissen, wie es ausgeht. Nicht, weil ich mich mit den Charakteren so verbunden gefüllt habe, (das war gar nicht der Fall und diese beste Freundin Ruth war in meinen Augen sowieso ein rücksichtsloses, mieses Stück, der ich kein einziges Geheimnis erzählt hätte), sondern um zu wissen was das ganze Buch jetzt eigentlich sollte. Ich wollte nach den ganzen Strapazen einfach befriedigende Antworten nach unzähligen vagen Andeutungen und dem zeitlichen Sprüngen, aber sogar dabei wurde ich enttäuscht. Auch wenn hin und wieder sensible Passagen waren, die besonders die Freundschaft der drei Charaktere beschrieben hat, bzw. die Sicht auf ‚das Leben‘ generell und aus welchen Gründen die Menschen reagieren, was aus welchen Taten resultiert, wurde nie eine richtige Verbindung zur Hauptfigur Kathy geknüpft, weil sie nie erzählte wie sie sich dabei gefühlt hat. Sie hat einen nicht hinein schauen lassen, sie hat einfach nur ihre Erinnerungen erzählt und mehr nicht und dabei nicht viel von ihr selber als Person gegeben.
Ich habe gedacht das Buch verfolgt irgendeinen höheren Zweck, dass am Ende eine Lösung oder der gleiches Präsentiert wird, eine Ende, dass einen Aha-Effekt gibt, aber nicht einmal das hat man bekommen. Es wurde einfach beendet und man wurde als Leser quasi ‚in der Luft‘ hängen gelassen.
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Ich habe dieses Buch für die ‘Book2Movie – Challenge’ 2012 gelesen!