Smashing Pumpkins
„Shiny And Oh So Bright, Vol. 1/LP: No Past. No Future. No Sun“
(Napalm Records)
Ein Album wie dieses ohne die Masse medialer Nebengeräusche zu beurteilen, ist ein schwieriges Unterfangen. Denn Bill Corgan, der Mann mit dem verletzlichen Superego, ist nicht gerade jemand, der sich der öffentlichen Diskussion verweigert und trotzig im Elfenbeinturm verschwindet. Dass er Anerkennung und Respekt auf offensive, geradezu provozierende Weise sucht, hat ihm jede Menge bissige Kommentare eingetragen, weniger bei seinen Anhängern als bei Kollegen und Wegbegleitern. Die wenigen, die uneingeschränkt zu ihm stehen, lassen sich wohl an einer Hand abzählen (und sind selbst nicht die größten Sympathieträger), die Liste derer allerdings, die ihn für einen weinerlichen Soziopathen halten, der mit nichts und niemandem dauerhaft seinen Frieden machen kann und in der Reihe der prominenten Nervtöter stets die vordersten Plätze belegt, ist eine endlose und hat erst kürzlich mit Ex-Bassistin D’arcy Wretzky den aktuellsten Neuzugang erfahren. Ein schwieriger Charakter, fürwahr, ein wirrer Querkopf auch. Ob ihn seine Begeisterung für’s Wrestling nun gleich zum Tim Wiese der Popmusik macht, sei dahingestellt, fest steht allerdings eines: Corgan ist und bleibt ein begnadeter Songschreiber.
Dass von der nahezu in Urbesetzung eingespielten Platte „Shiny And Oh So Bright…“ keine Wunderdinge zu erwarten waren, ist sicher unstrittig, über ein zweites „Gish“ oder eine Reinkarnation des furiosen Monsters „Mellon Collie…“ muss man deshalb nicht diskutieren. Zu dürftig war alles, was nach „Adore“ noch kam, zu viel gewollt und kaum etwas gelungen, den Streitereien Tribut gezollt und das Stückwerk mit Trotz zum Ergebnis der angeblichen Selbstbefriedung geadelt. Es war mehr ärgerlich und traurig, weil der Verdienst der Gründerjahre mithaftend in Verruf geriet. Um so erstaunlicher ist es deshalb, wie schnörkellos und vergleichsweise unaufgeregt nun das neue Album daherkommt. Man kann Rick Rubin, dem rauschbärtigen Urzeitguru ja einige Verfehlungen vorwerfen, daß ihm sein Gespür für verstecktes Potenzial gänzlich abhanden gekommen wäre, sicher nicht. Es ist ein angenehm knappes Werk geworden, acht Songs, keine elegischen Zwölfminüter dabei, keine experimentellen Wagnisse. Der Lärm hält sich in Grenzen und wenn im Eröffnungsstück „Knights Of Malta“, einer eher durchschnittlichen Soulrocknummer, das Violinensolo Sekundenbruchteile vor der Gitarre einsetzt, dann kann man das durchaus als schlechtes Zeichen deuten. Ist es aber nicht.
Corgan geht eher auf Nummer sicher, besinnt und beschränkt sich auf sein Handwerkszeug und liefert gleich im Anschluss drei wundervolle Beispiele begnadeten Songwritings ab: „Silvery Sometimes (Ghosts)“ klingt so lässig, als wäre „1979“ gerade mal drei Wochen alt, „Travels“ danach glänzt mit feiner Poesie und hübschen Indierockreminiszenzen und im famos marschierenden „Solara“ gibt er dem Zuhörer zwischen kernigen Mathrock-Riffs noch einmal gratis Auskunft über den Grund für seine ungebrochene, anhaltende Selbstbehauptung: „I’m not everyone!“ Vieles klingt hier wie aus einer anderen Zeit, an den Sound der 90er will man sich ja nicht so gern erinnern lassen, wenn man schon das Jahrzehnt davor zähneknirschend als stilbildend anerkannt hat. Breitbeinige Gitarren, irische Folkanklänge, Powerballaden – die Smashing Pumpkins werden es mit diesem Mix vermutlich nicht unbedingt auf die Trendlisten der aktuellen Saison schaffen. Dennoch bleibt zu vermerken, dass wir hier von einem überwiegend erfreulichen Ereignis sprechen dürfen (was nicht unbedingt zu vermuten war). Es ist nicht der befürchtete, abermalige Reinfall geworden, sondern eine solide, streckenweise sogar sehr gelungene Arbeit, die sich gut anhören lässt. Ob das allerdings dem Ego des einen und dem Argwohn der anderen zur Versöhnung reicht, bleibt abzuwarten. https://www.smashingpumpkins.com/
„Shiny And Oh So Bright, Vol. 1/LP: No Past. No Future. No Sun“
(Napalm Records)
Ein Album wie dieses ohne die Masse medialer Nebengeräusche zu beurteilen, ist ein schwieriges Unterfangen. Denn Bill Corgan, der Mann mit dem verletzlichen Superego, ist nicht gerade jemand, der sich der öffentlichen Diskussion verweigert und trotzig im Elfenbeinturm verschwindet. Dass er Anerkennung und Respekt auf offensive, geradezu provozierende Weise sucht, hat ihm jede Menge bissige Kommentare eingetragen, weniger bei seinen Anhängern als bei Kollegen und Wegbegleitern. Die wenigen, die uneingeschränkt zu ihm stehen, lassen sich wohl an einer Hand abzählen (und sind selbst nicht die größten Sympathieträger), die Liste derer allerdings, die ihn für einen weinerlichen Soziopathen halten, der mit nichts und niemandem dauerhaft seinen Frieden machen kann und in der Reihe der prominenten Nervtöter stets die vordersten Plätze belegt, ist eine endlose und hat erst kürzlich mit Ex-Bassistin D’arcy Wretzky den aktuellsten Neuzugang erfahren. Ein schwieriger Charakter, fürwahr, ein wirrer Querkopf auch. Ob ihn seine Begeisterung für’s Wrestling nun gleich zum Tim Wiese der Popmusik macht, sei dahingestellt, fest steht allerdings eines: Corgan ist und bleibt ein begnadeter Songschreiber.
Dass von der nahezu in Urbesetzung eingespielten Platte „Shiny And Oh So Bright…“ keine Wunderdinge zu erwarten waren, ist sicher unstrittig, über ein zweites „Gish“ oder eine Reinkarnation des furiosen Monsters „Mellon Collie…“ muss man deshalb nicht diskutieren. Zu dürftig war alles, was nach „Adore“ noch kam, zu viel gewollt und kaum etwas gelungen, den Streitereien Tribut gezollt und das Stückwerk mit Trotz zum Ergebnis der angeblichen Selbstbefriedung geadelt. Es war mehr ärgerlich und traurig, weil der Verdienst der Gründerjahre mithaftend in Verruf geriet. Um so erstaunlicher ist es deshalb, wie schnörkellos und vergleichsweise unaufgeregt nun das neue Album daherkommt. Man kann Rick Rubin, dem rauschbärtigen Urzeitguru ja einige Verfehlungen vorwerfen, daß ihm sein Gespür für verstecktes Potenzial gänzlich abhanden gekommen wäre, sicher nicht. Es ist ein angenehm knappes Werk geworden, acht Songs, keine elegischen Zwölfminüter dabei, keine experimentellen Wagnisse. Der Lärm hält sich in Grenzen und wenn im Eröffnungsstück „Knights Of Malta“, einer eher durchschnittlichen Soulrocknummer, das Violinensolo Sekundenbruchteile vor der Gitarre einsetzt, dann kann man das durchaus als schlechtes Zeichen deuten. Ist es aber nicht.
Corgan geht eher auf Nummer sicher, besinnt und beschränkt sich auf sein Handwerkszeug und liefert gleich im Anschluss drei wundervolle Beispiele begnadeten Songwritings ab: „Silvery Sometimes (Ghosts)“ klingt so lässig, als wäre „1979“ gerade mal drei Wochen alt, „Travels“ danach glänzt mit feiner Poesie und hübschen Indierockreminiszenzen und im famos marschierenden „Solara“ gibt er dem Zuhörer zwischen kernigen Mathrock-Riffs noch einmal gratis Auskunft über den Grund für seine ungebrochene, anhaltende Selbstbehauptung: „I’m not everyone!“ Vieles klingt hier wie aus einer anderen Zeit, an den Sound der 90er will man sich ja nicht so gern erinnern lassen, wenn man schon das Jahrzehnt davor zähneknirschend als stilbildend anerkannt hat. Breitbeinige Gitarren, irische Folkanklänge, Powerballaden – die Smashing Pumpkins werden es mit diesem Mix vermutlich nicht unbedingt auf die Trendlisten der aktuellen Saison schaffen. Dennoch bleibt zu vermerken, dass wir hier von einem überwiegend erfreulichen Ereignis sprechen dürfen (was nicht unbedingt zu vermuten war). Es ist nicht der befürchtete, abermalige Reinfall geworden, sondern eine solide, streckenweise sogar sehr gelungene Arbeit, die sich gut anhören lässt. Ob das allerdings dem Ego des einen und dem Argwohn der anderen zur Versöhnung reicht, bleibt abzuwarten. https://www.smashingpumpkins.com/