Es war ein sonniger Frühlingstag, der mich magnetisch nach draußen zog. Den Mittag verbrachte ich ein einem Straßenrestaurant. Bei einer Tasse Milchkaffee beobachtete ich neugierig die zahlreichen und doch so unterschiedlichen Menschen, die den großen Platz frequentierten. Dabei erregte eine junge Frau mit ihrem Baby meine Aufmerksamkeit. Sie stand etwa 20 Meter von mir entfernt im Schatten eines Baums und telefonierte angeregt mit ihrem Handy, während ihr noch kein Jahr altes Baby im Kinderwagen lag. Der Blick der Mutter wirkte entleert, ihre Aufmerksamkeit galt dem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung. Gedankenverloren bewegte sie manchmal den Kinderwagen hin und zurück, schenkte ihrem Kind jedoch keinerlei Augenkontakt oder andere Zuwendung.
Das Baby hingegen unternahm vergeblich Anstrengungen, die Aufmerksamkeit seiner Mutter auf sich zu ziehen. Ein paar kleinere Pakete und Plastiktüren lagen im Kinderwagen in Reichweite. Das Kind, ungelenkt, aber mit unendlicher Geduld, arrangierte diese Dinge immer wieder neu, offensichtlich mit der Absicht, die Aufmerksamkeit seiner Mutter auf sich zu ziehen. Vergeblich. Das Telefonat erschien der jungen Frau offenbar so wichtig, dass diese keinerlei Reaktion für ihr Kind zeigte. Dessen Bewegungen wurden heftiger, ja, ich glaubte Verzweiflung in diesen Bewegungen wahrnehmen, bis schließlich das größte der kleinen Pakete aus dem Kinderwagen fiel. Mit dem Ergebnis, dass das Baby jetzt die volle Aufmerksamkeit der Mutter fand. Sie brüllte laut los, nicht ohne vorher ins Telefon zu beschwichtigen "Moment mal" oder ähnlich (ich konnte die Worte nicht verstehen, dazu war der Lärm um uns herum zu groß), um dann ihr Kind anzubrüllen und bedrohlich mit den Armen zu fuchteln. Das Baby brach laut weinend in Tränen aus.
Die Mutter hob das Paket auf, drückte es mit kaum verhohlener Wut in den Kinderwagen zurück und wandte sich demonstrativ von ihrem Kind ab, um weiter zu telefonieren. Sie hatte offenbar einen für sich selbst befriedigenden Weg gefunden, um ihr Kind demonstrativ noch deutlicher zu missachten, als dies bereits vorher der Fall war.
Es war schmerzhaft, traurig und ärgerlich, Zeuge dieses Schauspiels zu sein. Es gab einen Impuls in mir, zu der jungen Frau zu gehen, sie zu schütteln und das Baby zu trösten, wohl wissend, dass dies eher Befremden als Verständnis hervorrufen würde.
Die Szene zeigt, wie das Seelenleben in frühester Kindheit im alltäglichen Erleben geformt wird. Am Anfang steht eine Kontaktstörung und das Baby reagiert darauf mit verstärkter Aktivität, um den Kontakt wiederherzustellen, was zu dem "Unfall" führt, als ein Paket aus dem Wagen fällt. Dieser "Unfall" löst einen Aggressionsschub bei der Mutter aus, die sich dadurch in ihrem wichtigen Telefonat gestört fühlt. Wahrscheinlich wird sie auch daran erinnert, dass sie gerade als Mutter nicht gut funktioniert. Das Ego der Mutter poppt hoch und zielt aggressiv auf den Urheber dessen, was es ankratzt: ihr eigenes Kind, das sich ja nur der Bindung zur Mutter vergewissern wollte, wird zum Feind des mütterlichen Egos, immer alles richtig zu machen.
Das tut weh. Das Baby reagiert emotional auf diese aggressive Zurückweisung, reagiert mit seelischem Schmerz und Tränen, vielleicht auf mit wütendem Protest. Doch was geschieht, wenn sich diese Szenerie im Alltag in der Beziehung wiederholt, Tag für Tag, wieder und wieder? Irgendwann wird das Kind innerlich aufgeben, resignieren, verbunden mit der Erfahrung, dass nicht nur das Protestieren und Weinen ohne Antwort bleibt, sondern das Bedürfnis nach Kontakt bereits fehl und falsch ist. Das Kind lernt eine wichtige Lektion für sein Leben: Die emotionale innere Wahrheit ist keinen Pfifferling wert, authentische Bedürfnisse und Gefühle sind ohne Bedeutung und Wert, verglichen mit dem dieses kleinen magischen Gegenstands in den Händen der Mutter, mit dem sie so gerne spricht.
Das Baby hingegen unternahm vergeblich Anstrengungen, die Aufmerksamkeit seiner Mutter auf sich zu ziehen. Ein paar kleinere Pakete und Plastiktüren lagen im Kinderwagen in Reichweite. Das Kind, ungelenkt, aber mit unendlicher Geduld, arrangierte diese Dinge immer wieder neu, offensichtlich mit der Absicht, die Aufmerksamkeit seiner Mutter auf sich zu ziehen. Vergeblich. Das Telefonat erschien der jungen Frau offenbar so wichtig, dass diese keinerlei Reaktion für ihr Kind zeigte. Dessen Bewegungen wurden heftiger, ja, ich glaubte Verzweiflung in diesen Bewegungen wahrnehmen, bis schließlich das größte der kleinen Pakete aus dem Kinderwagen fiel. Mit dem Ergebnis, dass das Baby jetzt die volle Aufmerksamkeit der Mutter fand. Sie brüllte laut los, nicht ohne vorher ins Telefon zu beschwichtigen "Moment mal" oder ähnlich (ich konnte die Worte nicht verstehen, dazu war der Lärm um uns herum zu groß), um dann ihr Kind anzubrüllen und bedrohlich mit den Armen zu fuchteln. Das Baby brach laut weinend in Tränen aus.
Die Mutter hob das Paket auf, drückte es mit kaum verhohlener Wut in den Kinderwagen zurück und wandte sich demonstrativ von ihrem Kind ab, um weiter zu telefonieren. Sie hatte offenbar einen für sich selbst befriedigenden Weg gefunden, um ihr Kind demonstrativ noch deutlicher zu missachten, als dies bereits vorher der Fall war.
Es war schmerzhaft, traurig und ärgerlich, Zeuge dieses Schauspiels zu sein. Es gab einen Impuls in mir, zu der jungen Frau zu gehen, sie zu schütteln und das Baby zu trösten, wohl wissend, dass dies eher Befremden als Verständnis hervorrufen würde.
Die Szene zeigt, wie das Seelenleben in frühester Kindheit im alltäglichen Erleben geformt wird. Am Anfang steht eine Kontaktstörung und das Baby reagiert darauf mit verstärkter Aktivität, um den Kontakt wiederherzustellen, was zu dem "Unfall" führt, als ein Paket aus dem Wagen fällt. Dieser "Unfall" löst einen Aggressionsschub bei der Mutter aus, die sich dadurch in ihrem wichtigen Telefonat gestört fühlt. Wahrscheinlich wird sie auch daran erinnert, dass sie gerade als Mutter nicht gut funktioniert. Das Ego der Mutter poppt hoch und zielt aggressiv auf den Urheber dessen, was es ankratzt: ihr eigenes Kind, das sich ja nur der Bindung zur Mutter vergewissern wollte, wird zum Feind des mütterlichen Egos, immer alles richtig zu machen.
Das tut weh. Das Baby reagiert emotional auf diese aggressive Zurückweisung, reagiert mit seelischem Schmerz und Tränen, vielleicht auf mit wütendem Protest. Doch was geschieht, wenn sich diese Szenerie im Alltag in der Beziehung wiederholt, Tag für Tag, wieder und wieder? Irgendwann wird das Kind innerlich aufgeben, resignieren, verbunden mit der Erfahrung, dass nicht nur das Protestieren und Weinen ohne Antwort bleibt, sondern das Bedürfnis nach Kontakt bereits fehl und falsch ist. Das Kind lernt eine wichtige Lektion für sein Leben: Die emotionale innere Wahrheit ist keinen Pfifferling wert, authentische Bedürfnisse und Gefühle sind ohne Bedeutung und Wert, verglichen mit dem dieses kleinen magischen Gegenstands in den Händen der Mutter, mit dem sie so gerne spricht.