Als Robert Randolph mit seiner Family Band Anfang des Jahrhunderts weltweit bekannt wurde mit seiner umwerfenden Steel-Gitarre, da nahmen viele außerhalb der USA erstmals Notiz von der „Sacred Steel“-Bewegung in bestimmten amerikanischen Pfingstgemeinden. Jetzt hat Randolph mit den Slide Brothers eine Band aus ein paar der wichtigsten Steel-Gitarristen gebildet. Ihr Debütalbum ist eine Mixtur aus Gospel und klassischen Blues- und Bluesrocknummern.
Es war in den 30er Jahren, als Willie Eason die Pedal Steel zuerst als Instrument im Gottesdienst spielte. In Pfingstgemeinden entwickelte sich daraufhin eine Spielweise der Slide-Gitarre, die Blues, Gospel und später auch Rock und Funk aufnahm. Die aus Hawaii stammende Pedal Steel Gitarre, sonst hauptsächlich im Country eingesetzt, hatte hier einen Ort gefunden, wo sie integraler Bestandteil der Musik der farbigen Gemeinden wurde. Und erst mit Randolphs Schritt hinaus in die Bluesclubs und die Rock-Arenen wurde die Welt wirklich drauf aufmerksam.
Die Slide Brothers, das sind Chuck und Darick Campbell (sonst mit den Campbell Brothers erfolgreich), Calvin Cooke und Aubrey Ghent. Die werden in der Szene unbestritten als die größten lebenden Vertreter der Sacred Steel Tradition angesehen. Ghent etwa ist der Enkel von Eason. Und auch sein Vater hat die Steel Gitarre gespielt. Calvin Cooke nennt man den „B.B. King of gospel steel guitar“ - seit den 50er Jahren ist er schon dabei. Und er hat in die oft wilde und ungezügelte Sacred Steel Musik langsamere Tempi und Rhythmen eingebracht. Chuck Campbell schließlich war der erste, der Verzerre, Wahwah-Pedale und andere Effekte in die Tradition einbrachte und so die ursprünglich mit der Gitarre angestrebte Imitation menschlicher Stimmen auf ein ganz neues Level hob.
„Robert Randolph Presents The Slide Brothers“ hätte ein Fest werden können mit der Besetzung. Und wenn man sich die jagenden Gitarrenläufe anhört, die Duette der Spieler, die so ziemlich jeden Southernrocker die Freudentränen ins Gesicht treiben dürften, dann kann man da auch nicht viel meckern. Neben großartigen Gospelnummern wie „Praise You“ (mit Shemekia Copeland als Gastsängerin) oder „No Cheap Seats In Heaven“ finden sich aber auch Nummern, die überflüssig scheinen: „My Sweet Lord“ etwa ist auch bei den Slide Brothers nur langweilig. Und „Motherless Children“ ist eine Kopie von Eric Claptons Arrangement und daher auch nicht wirklich nötig. Und es gibt Cover, die gut funktionieren: Etwa der Opener „Don‘t Keep Me Wonderin“, das ursprünglich von den Allman Brothers stammt: Hier wird klar und deutlich, woher der Southern Rock usrpünglich eine Menge seiner Energie und Virtuosität bezog. Und auch „The Sky Is Crying“ hat seine Berechtigung: Elmore James und andere elektrische Slide-Gitarristen des Blues sind von ihrer Spielweise her den „heiligen“ Slide-Spielern eng verwandt. Und so kann man trotz der Schwachpunkte diese Scheibe uneingeschränkt allen Blues- und Gospelfans empfehlen. Und für Gitarristen sollte sie zum Unterrichtsmaterial gehören.