Er ist ein Phänomen der Popkultur – was auch immer man darunter versteht. Er ist der strahlende Held der freien Welt. Er ist stets eine Momentaufnahme der realen Welt und ein Spiegel, der uns auf eine gewisse naive und unterhaltsame Weise vorgehalten wird. Er ist außerdem der Albtraum aller Feministinnen weltweit. Er ist ein verdammter Chauvinist – aber kann der küssen...
Er ist gleichzeitig die längste und ambitionierteste Filmreihe aller Zeiten. Nun – nach vier langen Jahren – ist er wieder da. Der Mann, der seinen Namen nicht sagen kann, ohne, dass jedes Mal smoother 60s Jazz angespielt wird: Bond – James Bond...
Agent 007 ist mit einem heiklen Auftrag betraut worden. Er muss verhindern, dass eine Liste mit den Namen aller Geheimagenten gestohlen wird, die sich in terroristische Organisationen einschleusen konnten. Dieser Auftrag führt ihn an einen absurd-abwegigen Ort und so muss Bond den flüchtigen Dieb durch Istanbul verfolgen. Während die beiden Kontrahenten mit Motorrädern über die Dächer der Stadt brausen, sitzt M in der Zentrale und verfolgt die Ereignisse über Funk.
Bonds Kollegin Eve ist ebenfalls vor Ort und bildet den Backup – falls etwas schief geht. Und es geht schief. Bond stellt den Dieb auf dem Dach eines Zuges und es sieht ganz so aus, als ob er den Kampf diesmal verlieren würde. M wird das Risiko zu hoch und sie befiehlt Eve, zu schießen, obwohl kein eindeutiges Schussfeld besteht. Noch mehr geht schief und der Bösewicht wird verfehlt. Stattdessen wird Bond getroffen, der darauf hin in eine tiefe Schlucht fällt und für tot erklärt wird.
Kurz darauf geschieht etwas unfassbares. Der Verschlüsselungscode für die Liste mit den Namen, der sich ausschließlich auf M's persönlichem Computer befindet, wird geknackt und die Zentrale des MI6 wird durch einen Bombenanschlag zerstört. M muss sich nun vor der Regierung rechtfertigen und gerät zunehmend unter Druck. Außerdem muss sie die ersten Spuren zu den Tätern verfolgen. Offensichtlich steckt der mysteriöse Silva hinter den Angriffen und der scheint seinen Gegnern immer einen Schritt voraus zu sein. Es sieht recht finster aus für den MI6; da taucht James Bond wieder auf...
Nachdem James Bond durch die späteren Teile mit Pierce Brosnan eine ausgeprägte Talfahrt absolviert hat, war die Neukonzeption des smarten Geheimagenten ein echter Segen. Daniel Craig entwickelte einen Bond mit Ecken und Kanten, der hart und kompromisslos mit ebenso kompromisslosen Schurken um die Geschicke der Welt und um sein eigenes Seelenheil kämpft. Der neue Bond wurde nämlich mit extrem emotionalen Situationen konfrontiert, mit denen sich ein Sean Connery nie herumschlagen musste. Diese recht einfachen und klischeehaften Storykniffe reichen aber aus, um eine überraschende Tiefe dieser bisher recht oberflächlichen Figur zu schaffen. Hinzu kommt eine tragische Note, die man bei bisherigen Abenteuern des Agenten auch nicht kannte. Das Ganze hat einen nüchternen und auf das Wesentliche reduzierten Rahmen und bot so einen perfekt konstruierten und super spannenden Agenten-Thriller.
Nach diesem überraschenden Reboot kam ein schwacher Nachfolger. Dessen Defizite wurden auf die Produktionsschwierigkeiten und dem Autorenstreik zurück geführt. Das kann nun keine Entschuldigung mehr sein, denn auch „Skyfall“ hatte mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Zunächst drohte die Pleite des Studios MGM. Anschließend wurde das Budget enorm zusammen gestrichen und dann wurden längst erteilte Drehgenehmigungen in Indien wieder entzogen. Der oscarprämierte Regisseur Sam Mendes ging es souverän an und man merkt dem fertigen Produkt keinerlei Querelen oder Schwierigkeiten beim Entstehungsprozess an. Ganz im Gegenteil: „Skyfall“ ist nahezu perfekt inszeniert. Hier erlebt man sofort das meisterliche Können eines Regisseurs, der seinen eigenen Stil in zahlreichen Filmen prägen konnte, die mit James Bond überhaupt nichts zu tun hatten.
Mendes' Filme waren immer sehr tragisch und von sehr gut konstruierten und starken Figuren geprägt. Es war nicht ganz klar, ob dieser Stil bei James Bond funktionieren würde, ohne die Fans der klassischen Variante zu verschrecken. „Skyfall“ ist nun genau das geworden: Ein Film, versetzt mit liebevollen Zitaten und Querverweisen auf die klassischen Filme und voll mit tragischen Momenten. Weder die Einführung eines neuen Q's, noch die Beleuchtung von Bonds tragischer Kindheit, wirken dabei bemüht oder krampfhaft.
Neben der gut inszenierten und platzierten Action, nimmt sich der Film viel Zeit, um die Charaktere zu entwickeln. So dauert es ein gutes Drittel des Films, bis Bösewicht Silva – grandios: Javier Bardem – das erste Mal auftaucht. Wirkte ein LeChiffre damals beim ersten Auftritt noch ein bisschen übertrieben – und mit seinem künstlichen Auge, der Narbe im Gesicht und dem Asthmaspray, wie die Reinkarnation aller bisherigen Bondschurken in einer Person – braucht es bei Silva nur eine einzige, geniale Einstellung, um alles über diese Figur zu erfahren. Das Verhältnis zwischen Bond und M wird extrem wirkungsvoll dargestellt, durch einige wenige Nahaufnahmen von Gesichtsausdrücken.
Das sind die Unterschiede und in diesen Momenten zeigt Sam Mendes, fast schon gönnerhaft, wie man es richtig macht. Und – sozusagen als Zugabe – liefert er den spektakulärsten Showdown der kompletten Reihe.
Ich bin von „Skyfall“ begeistert. Es ist ein Film, der mir einfach in jeder Hinsicht gefällt. Mehr Lob geht nicht und mehr kann ich dazu wohl nicht mehr sagen. Von vorne an zu fangen, wäre wohl wirklich unnötig...
Skyfall (GB, 2012): R.: Sam Mendes; D.: Daniel Craig, Judi Dench, Javier Bardem, u.a.; M.: Thomas Newman; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, 12:00 bis 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.
Er ist gleichzeitig die längste und ambitionierteste Filmreihe aller Zeiten. Nun – nach vier langen Jahren – ist er wieder da. Der Mann, der seinen Namen nicht sagen kann, ohne, dass jedes Mal smoother 60s Jazz angespielt wird: Bond – James Bond...
Agent 007 ist mit einem heiklen Auftrag betraut worden. Er muss verhindern, dass eine Liste mit den Namen aller Geheimagenten gestohlen wird, die sich in terroristische Organisationen einschleusen konnten. Dieser Auftrag führt ihn an einen absurd-abwegigen Ort und so muss Bond den flüchtigen Dieb durch Istanbul verfolgen. Während die beiden Kontrahenten mit Motorrädern über die Dächer der Stadt brausen, sitzt M in der Zentrale und verfolgt die Ereignisse über Funk.
Bonds Kollegin Eve ist ebenfalls vor Ort und bildet den Backup – falls etwas schief geht. Und es geht schief. Bond stellt den Dieb auf dem Dach eines Zuges und es sieht ganz so aus, als ob er den Kampf diesmal verlieren würde. M wird das Risiko zu hoch und sie befiehlt Eve, zu schießen, obwohl kein eindeutiges Schussfeld besteht. Noch mehr geht schief und der Bösewicht wird verfehlt. Stattdessen wird Bond getroffen, der darauf hin in eine tiefe Schlucht fällt und für tot erklärt wird.
Kurz darauf geschieht etwas unfassbares. Der Verschlüsselungscode für die Liste mit den Namen, der sich ausschließlich auf M's persönlichem Computer befindet, wird geknackt und die Zentrale des MI6 wird durch einen Bombenanschlag zerstört. M muss sich nun vor der Regierung rechtfertigen und gerät zunehmend unter Druck. Außerdem muss sie die ersten Spuren zu den Tätern verfolgen. Offensichtlich steckt der mysteriöse Silva hinter den Angriffen und der scheint seinen Gegnern immer einen Schritt voraus zu sein. Es sieht recht finster aus für den MI6; da taucht James Bond wieder auf...
Nachdem James Bond durch die späteren Teile mit Pierce Brosnan eine ausgeprägte Talfahrt absolviert hat, war die Neukonzeption des smarten Geheimagenten ein echter Segen. Daniel Craig entwickelte einen Bond mit Ecken und Kanten, der hart und kompromisslos mit ebenso kompromisslosen Schurken um die Geschicke der Welt und um sein eigenes Seelenheil kämpft. Der neue Bond wurde nämlich mit extrem emotionalen Situationen konfrontiert, mit denen sich ein Sean Connery nie herumschlagen musste. Diese recht einfachen und klischeehaften Storykniffe reichen aber aus, um eine überraschende Tiefe dieser bisher recht oberflächlichen Figur zu schaffen. Hinzu kommt eine tragische Note, die man bei bisherigen Abenteuern des Agenten auch nicht kannte. Das Ganze hat einen nüchternen und auf das Wesentliche reduzierten Rahmen und bot so einen perfekt konstruierten und super spannenden Agenten-Thriller.
Nach diesem überraschenden Reboot kam ein schwacher Nachfolger. Dessen Defizite wurden auf die Produktionsschwierigkeiten und dem Autorenstreik zurück geführt. Das kann nun keine Entschuldigung mehr sein, denn auch „Skyfall“ hatte mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Zunächst drohte die Pleite des Studios MGM. Anschließend wurde das Budget enorm zusammen gestrichen und dann wurden längst erteilte Drehgenehmigungen in Indien wieder entzogen. Der oscarprämierte Regisseur Sam Mendes ging es souverän an und man merkt dem fertigen Produkt keinerlei Querelen oder Schwierigkeiten beim Entstehungsprozess an. Ganz im Gegenteil: „Skyfall“ ist nahezu perfekt inszeniert. Hier erlebt man sofort das meisterliche Können eines Regisseurs, der seinen eigenen Stil in zahlreichen Filmen prägen konnte, die mit James Bond überhaupt nichts zu tun hatten.
Mendes' Filme waren immer sehr tragisch und von sehr gut konstruierten und starken Figuren geprägt. Es war nicht ganz klar, ob dieser Stil bei James Bond funktionieren würde, ohne die Fans der klassischen Variante zu verschrecken. „Skyfall“ ist nun genau das geworden: Ein Film, versetzt mit liebevollen Zitaten und Querverweisen auf die klassischen Filme und voll mit tragischen Momenten. Weder die Einführung eines neuen Q's, noch die Beleuchtung von Bonds tragischer Kindheit, wirken dabei bemüht oder krampfhaft.
Neben der gut inszenierten und platzierten Action, nimmt sich der Film viel Zeit, um die Charaktere zu entwickeln. So dauert es ein gutes Drittel des Films, bis Bösewicht Silva – grandios: Javier Bardem – das erste Mal auftaucht. Wirkte ein LeChiffre damals beim ersten Auftritt noch ein bisschen übertrieben – und mit seinem künstlichen Auge, der Narbe im Gesicht und dem Asthmaspray, wie die Reinkarnation aller bisherigen Bondschurken in einer Person – braucht es bei Silva nur eine einzige, geniale Einstellung, um alles über diese Figur zu erfahren. Das Verhältnis zwischen Bond und M wird extrem wirkungsvoll dargestellt, durch einige wenige Nahaufnahmen von Gesichtsausdrücken.
Das sind die Unterschiede und in diesen Momenten zeigt Sam Mendes, fast schon gönnerhaft, wie man es richtig macht. Und – sozusagen als Zugabe – liefert er den spektakulärsten Showdown der kompletten Reihe.
Ich bin von „Skyfall“ begeistert. Es ist ein Film, der mir einfach in jeder Hinsicht gefällt. Mehr Lob geht nicht und mehr kann ich dazu wohl nicht mehr sagen. Von vorne an zu fangen, wäre wohl wirklich unnötig...
Skyfall (GB, 2012): R.: Sam Mendes; D.: Daniel Craig, Judi Dench, Javier Bardem, u.a.; M.: Thomas Newman; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, 12:00 bis 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.