Wo du das wirkliche Norwegen erlebst. Wild, unberechenbar und ohne Touristen-Rummel.
Norwegen ist eines der einsamsten und weitläufigsten Länder in Nordeuropa. Die Region Møre og Romsdal in Mittelnorwegen ist bei uns als Skitouren-Destination bisher wenig bekannt. Perfekt, um das Land der Fjorde ohne Touristen-Rummel zu entdecken!
Møre og Romsdal – ein Geheimtipp?
Wenn es uns Österreicher und Deutsche zum Skitourengehen nach Norwegen zieht, dann landen wir meinst auf den Lofoten oder in den Lyngen Alpen. Wunderschön, keine Frage. Will man am Berg aber mehr Norwegisch und weniger Deutsch hören, sieht man sich besser nach einem anderen Reiseziel um. Uns hat es, wie im Sommer vor zwei Jahren, in die Region Møre og Romsdal gezogen. Schon damals haben wir uns in die Gegend verliebt. Bisher sind es primär die Norweger selbst, die zum Tourengehen hierherkommen.
Møre og Romsdal ist für norwegische Verhältnisse leicht erreichbar. Du kannst von Oslo den Flieger nach Molde nehmen und landest 40 Minuten später direkt im Skitouren-Paradies.
Die Provinz liegt an der Westküste in Mittelnorwegen und bietet neben klassischen Touristenattraktionen unendlich viele Möglichkeiten für ambitionierte Bergabenteuer. Møre og Romsdal ist wild und abwechslungsreich. An den Küsten findest du sanfte Berghänge für Skigenuss mit Fjordblick. In zahlreichen Seitentälern kannst du dich zu einsamen, namenlosen Gipfeln aufmachen. Im Hinterland fordern dich felsige Gratanstiege und steile Abfahrten.
Das Romsdalen und der Isfjord. Rau, kalt und wunderschön.
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Sunndal: einsame Täler und die längsten Abfahrten in Møre og Romsdal
Unser erster Stopp verschlägt uns ins Øskendal. Außer Wald, Bergen, einigen verstreuten Häusern und unserer Unterkunft, der Phillipshaugen Lodge, gibt es hier nicht viel. Der nächstgelegene Ort ist Sunndalsøra und der liegt 15 Kilometer entfernt. Perfekt. So haben wir uns Norwegen vorgestellt. Wenn man Glück hat, hat man hier unter der Woche einen kompletten Gebirgszug für sich alleine.
Unser erster Morgen in Norwegen. Verschlafen blicken wir aus dem Fenster. Nebel zieht durch das Tal. Einzelne Schneeflocken schweben zu Boden. Zwischen den Wolken blitzt ab und zu das Blau des Himmels durch. Wir sind guter Dinge, dass unsere Jungfernskitour in Norwegen perfekt werden würde. Als erstes Ziel bestimmen wir mit unserer Tourenführerin Ragni den Trolltinden – zu Deutsch den Trollzahn.
Der Ausgangspunkt der Tour liegt mit 500 Metern über dem Meer relativ hoch und wir erhoffen uns, dass wir von dort aus schnell über den Nebel gelangen. Unser Plan geht auf. Zwar ist es zu Beginn recht frisch, bald aber ziehen wir unsere Skier bei strahlendem Sonnenschein über die knusprige Schneeschicht.
Die Skitour auf den Trolltinden (1.347 m) ist perfekt, um sich einen Überblick über das umliegende Gebiet zu machen und um Ziele für die nächsten Tage auszuspähen. Zudem kann man den Gipfel gut mit benachbarten Bergen kombinieren.
Die Paradetouren in Sunndal sind die Dronningskrona und die Kongskrona. Bei ausreichender Schneelage genießt man dort eine 1.800 Höhenmeter lange Abfahrt von den Gipfeln bis an das Ufer des Sunndalsfjords.
Über Nacht schlägt das Wetter um und der Tag beginnt mit dichtem Schneefall. Das Øskendal präsentiert sich weiß in weiß. Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Lodge fahren wir bis ans Ende des Tales. Unterhalb des Fløtatinden (1.711 m) breiten sich sanfte Hänge aus. Sie sind von einem lichten Laubwald bewachsen. Perfekt, um uns bei schlechter Sicht zu orientieren und Abfahren durch den frischen Pulverschnee zu genießen. Wir steigen bis zum Saufjellet auf. Wenn es die Verhältnisse zulassen, kannst du bis zum Fløtatinden weitergehen. Er ist einer der höchsten Gipfel im Øskendal und die Abfahrt über seinen breiten Nord-Ost-Hang ein absoluter Klassiker.
Der Auftakt in Norwegen ist gelungen. Für uns ist es Zeit für einen Location-Wechsel. Von Sunndal fahren wir eineinhalb Stunden mit dem Auto nach Åndalsnes und checken im Hotel Aak ein.
Rund um Åndalsnes und Isfjorden: Norwegen aus dem Bilderbuch
Åndalsnes ist die geheime Bergsteiger-Hochburg Norwegens. Hier reihen sich viele namhafte Gipfel aneinander: Romsdalshorn, Store Venjetind, Store Trolltind, Bispen und Kongen. Im Winter tummeln sich die Bergsportler gerne in den Bergen rund um Isfjorden.
Die Touren dort erfüllen jedes Norwegen-Klischee: frisch angezuckerte Bergkuppen, im Tal die Zunge des Fjords, die unter dem klaren Himmel silberblau schimmert.
Wirklich fassen können wir die Szenerie nicht. Ist das wirklich real? Skitourengehen mit Meerblick? Bei solch perfekten Bedingungen? Das muss es sein, dieses Norwegen-Gefühl!
Der erste Tag im Romsdalen. Wir sind relativ spät gestartet. Das Frühstück im Hotel Aak war einfach viel zu ausgiebig und gut. Fehler war das keiner. Der Wetterbericht hat für Mittag Besserung versprochen. Wir starten bei dichtem Schneefall etwas oberhalb von Isfjorden. Im Schneetreiben stapfen wir durch den Wald, bis dieser bei einigen Hütten lichtet. Das Gelände ist hier weitläufig und die Hänge sind von einzelnen Birken bewachsen. Je mehr Höhenmeter wir gewinnen, umso schlechter wird die Sicht. Wir beschließen, durch den Wald zu den Hütten abzufahren, um wenigstens den guten Pulverschnee auszunützen.
Die Abfahrt war so gut, dass wir gleich nochmal aufsteigen. Die Berge zeigen sich plötzlich freundlicher. Die Nebeldecke über uns wirkt dünner. Wir spüren die Sonne durchscheinen. Die ersten blauen Lücken in der Wolkenwand tun sich auf. Wenig später knallt uns die Sonne ins Gesicht und wir setzen unseren Weg bei Traumwetter zum Gipfel des Skarven (1.150 m) fort.
Wir steigen über den Ostgrat zum Gipfel hinauf und können über den breiten Südhang abfahren. Vierzig Zentimeter frischer Pulverschnee bedecken die Flanke. Uns steht eine Abfahrt mit Fjordblick bevor. Der Hang liegt unverspurt vor uns.
Heute werden Träume wahr. Ja, Norwegen ist genau so wie wir es uns vorgestellt haben. Wild, unberechenbar und jeder Zeit gut für eine Überraschung. Gerade weil wir nicht mit einem so perfekten Ausgang der Tour gerechnet haben, ist sie so besonders.
Die Genialität der Abfahrt ist nicht in Worte zu fassen. Am besten du siehst dir die Bewegtbilder dazu an. Zurück an den Hütten fellen wir nochmals auf und steigen zum Steinberget an.
Die verschneiten Gipfel vor der Nase, den Isfjord im Rücken, ein Lächeln im Gesicht. Dass unsere Beine schon müde sind, fällt uns gar nicht auf.
Der Steinberget ist ein wunderbarer Aussichtsberg. Unter uns liegt das Örtchen Isfjorden, dahinter stößt die Zunge des Fjordes ins Landesinnere vor.
Wir sehen uns nach Tourenzielen für die nächsten Tage um. Da wäre noch der Kyrkjetaket, der Gjuratinden, der Galtåtind. Zu tun gäbe es noch genug.
Eine andere Traumtour mit Fjordblick ist die von Skorgedalen auf den Skarven Nummer zwei. Irgendwie werden hier alle Gipfel so genannt, für die man keinen besseren Namen findet. Der Ausgangspunkt der Tour liegt ebenfalls am Isfjord direkt gegenüber von Åndalsnes. Auf Skarven Nummer zwei sind es weniger Höhenmeter als auf Skarven Nummer eins. Dafür ist die Aussicht genauso gut – wenn nicht besser. Vom Gipfel blicken wir hinab auf die eindrucksvolle Gabelung des Romsdalsfjords und des Langfjords.
Sonnenschein haben wir heute keinen. Dafür stehen die Wolken hoch und tauchen die Landschaft in ein graues, dramatisches Licht.
Wo du gut schläfst und isst
Wir waren während unserer Zeit in Norwegen in zwei bezaubernden Unterkünften untergebracht. Die ersten Tage im Sunndal war die Phillipshaugen Lodge unser Stützpunkt. Das Gebäude wurde 1899 erbaut und noch heute erinnert viel an die früheren Jahre.
Die Räume sind stilvoll mit alten Möbeln eingerichtet. Sobald man die Lodge betritt, fühlt man sich wie ein Lord auf Jagdurlaub. Im Kamin knistert trockenes Holz, während wir in überdimensionalen Ohrensesseln die Touren für die nächsten Tage planen.
Die abgeschiedene Lage der Lodge verleiht deinem Aufenthalt dieses besondere Norwegen-Gefühl. Im Øskendal stört nichts den Bergfrieden. Neben der Lodge liegen im Tal verstreut nur ein paar Bauernhöfe und der nächste Ort 15 Kilometer entfernt.
cofEtwas zentraler waren wir in unserer zweiten Unterkunft beheimatet. Im Hotel Aak nächtigst du am Eingang des Romsdalen einige Minuten außerhalb von Åndalsnes. Die Besitzer haben das Haus erst vor Kurzem renoviert. Jetzt glänzen die Räume in modernem, aber klassischem norwegischen Stil.
nfdAm meisten hat uns die Herzlichkeit unserer Gastgeber Kristine und Erik berührt, die ihr Hotel mit größter Hingabe führen. Zu Abend gegessen wurde mit allen anderen Gästen an einer großen Tafel. Der Koch hat am Abend jeden der vier Gänge persönlich vorgestellt und die Bedienung uns einen passenden Wein oder Saft dazu empfohlen.
Beide Unterkünfte bieten geführte Touren mit lokalen Guides an und versorgen dich vor Aufbruch mit einem fantastischen Frühstück.
Wie ist der Schnee in Norwegen?
Für uns Alpenländler ist der Schnee in Norwegen…anders. Der Niederschlag kommt hier meist über den Atlantik herein. Der Schnee weist durch den Salzgehalt eine etwas andere Struktur auf. Er ist ineinander gut gebunden und die Schneedecke hat häufig eine hohe Spannung. Das Risiko für Schneebretter ist also höher. Diese Erfahrung haben auch wir gemacht. Der Neuschnee war weniger locker und fluffig, sondern eher kompakt. Perfekt, um aggressive Schwünge zu ziehen. Das Skifahren macht hier richtig Spaß, weil dir die Schneedecke bei jedem Schwung enormes Feedback gibt. Aufzupassen gilt es bei steileren Hängen und wenn der Neuschnee auf eine harte Altschneeschicht gefallen ist.
Firnverhältnisse, so ehrlich muss man sein, findet man in Norwegen nur, wenn alles super passt. Die Schneedecke firnt auch bei Sonnenschein nicht so schnell auf, weil es in Norwegen auch im März, April und Mai noch relativ frisch sein kann. Fällt kein Neuschnee, ist man oft mit einer harten Kruste konfrontiert, die aber super trägt. Pistenbedingungen im Gelände, sozusagen.
Romsdalen: Was tun bei Schlechtwetter?
Das Wetter in Norwegen ist eigenwillig. An die Wettervorhersage hält es sich nur selten. Dabei kann man Glück haben, und der Tag entwickelt sich besser, als vorhergesagt. Oder man rechnet mit Sonnenschein und irrt bei dichtem Schneefall durch unbekanntes Gelände. Als Bergsteiger muss man also flexibel sein. Am besten du legst dir Plan A, B, C und D zurecht und entscheidet dich am Morgen des jeweiligen Tages für eine der möglichen Varianten.
Uns hat Norwegen mit sämtlichen Witterungsbedingungen konfrontiert, die es zu bieten hat: mit strahlendem Sonnenschein, Frühjahrstemperaturen, dichtem Schneefall, Whiteouts und orkanartigen Winden.
Obwohl die Sonne nicht ständig ungetrübt geschienen hat, hatten wir mega Glück mit dem Wetter. Der Schneefall hat für frischen Pulverschnee gesorgt und die Sicht war, bis auf einmal, immer so gut, dass wir die Touren fortsetzten konnten.
Ist die Sicht mal wirklich schlecht, findet man im Romsdalen immer irgendwo das passende Gelände für eine kurze Tour. Die Ufer der Fjorde säumen häufig lichte Birkenwälder, in denen du dich gut orientieren kannst, die super Tree-Runs zulassen und dir Anhaltspunkte bei Whiteouts bieten. Wir haben eine solche Tour im Øskendal auf den Saufiellet unternommen.
Sollte das Wetter wirklich keine Skitour zulassen, machst du einen Ausflug in die Jugendstilstadt Ålesund. Das Städtchen liegt direkt am Meer und verzaubert die Besucher durch seine bunten Häuschen, die auf mehrere Inseln verstreut erbaut wurden.
Åndalsnes ist der Kletter-Hotspot im Romsdalen. Bei Schlechtwetter kannst du dort in Norwegens höchster Kletterhalle kraxeln, bis dir der Saft ausgeht.