Ich gebe es zu: der Titel ist etwas reißerisch, aber so ist er gar nicht gemeint! Fast wäre es zu diesem Blogpost auch gar nicht gekommen und zwar aus zweierlei Gründen:
Ich weiß, dass das Thema reizfreie Pflege nicht für jeden ganz "reiz-frei" ist ;). Der ein oder andere ist schon etwas genervt und predigen möchte ich nicht. Allerdings hat sich für mich, seit meiner Umstellung auf eben genau diese, sehr viel geändert und daran möchte ich Euch teilhaben lassen. Ich persönlich finde die "Hautgeschichte" hinter dem Blogger ja immer sehr spannend - auch um vergleichen zu können, ob verwendete Produkte wohl für mich in Frage kämen - und deshalb erzähle ich heute meine.Der zweite Grund: ich finde, man kann immer viel behaupten, aber ich sehe gern Belege - und an diesen hat es bisher gemangelt. Im März 2015 hatte ich Euch, nach ewigen Zeiten, meine aktuelle Gesichtspflegeroutine gezeigt, die ich kurz vorher endgültig auf reizfrei umgestellt hatte. Nur an eine fotografische Dokumentation meines Hautzustands hatte ich nicht gedacht...
Zufällig bin ich nun auf ein paar Fotos meiner Haut vor der Umstellung gestoßen, so dass ich Euch heute einen Vorher-Nachher-Vergleich liefern kann. Denn: ein Bild sagt mehr als 1000 Worte (die schaffe ich allerdings bei dem Thema trotzdem ;)).The Story of my (Skin-)Life...
In Kürze: während meiner Teenager-Zeit hatte ich alles, nur keine Teenie-Haut: pickelfrei, glatt, weich, unproblematisch. Anfang 20 änderte sich das: mein Hautzustand wechselte von "yay" zu "ney". Ich bekam Unreinheiten, Pickel, Unterlagerungen und trockene Haut. Ein schleichender Prozess der Verschlimmerung unter dem ich zu leiden begann. Mit Mitte - Ende 20 begann ich mich ein bisschen mehr mit Inhaltsstoffen auseinanderzusetzen, blieb aber an der "Wissenschaftlichkeitshürde" hängen und hinterfragte nicht sehr viel. Ich fing an einen Reinigungsschaum zu verwenden und liebte das squeaky-cleane Gefühl. Anfänglich nahmen die Unreinheiten auch ab, aber irgendwann wurde meine Haut fettig. Etwas, das ich von ihr überhaupt nicht kannte. Es wurde so schlimm, dass ich tagsüber sogar zu Blotting Papers griff, um den ständigen Glanz zu minimieren. Für einige nicht außergewöhnlich, kannte ich aber von meiner Haut so gar nicht
Ich besuchte das erste Mal eine Kosmetikerin und litt! Schmerzen! Hinterher sah ich furchtbar aus, aber nach einer knappen Woche besserte sich die Lage. Danach traute ich mich allerdings erst mal eine Weile nicht mehr zu einer Behandlung. Zum einen, weil ich es unangenehm fand jemanden so nah an mich & meine schlechte Haut zu lassen und zum anderen, weil es einfach dermaßen weh getan hatte. Ich lebte also weiterhin mit Spannungsgefühl, Unterlagerungen und Unreinheiten.
Irgendwann wurde mir das sogar egal, einfach weil ich immer mehr Probleme mit meiner Kopfhaut bekam: trocken, Schüppchen und ein ständiges Jucken, das mich die Wände hochgehen ließ. Von den kühleren Monate kannte ich das bei mir zwar schon, aber es wurde immer schlimmer und quälte mich auch die restlichen Monate des Jahres. Ich begann zu recherchieren und auszuprobieren. Ich konnte SLS (Sodium Lauryl Sulfate) und SLeS (Sodium Laureth Sulfate) als die Hauptauslöser identifizieren; der Umstieg auf NK-Shampoos mit milderen Tensiden brachte Erleichterung. Ich wollte mehr: wenn das auf dem Kopf schon gut funktionierte, dann doch sicher auch im Gesicht. Zudem wollte ich ohnehin verstärkt auf tierversuchsfreie und umweltschonende Produkte achten. Für einen leichteren Umstieg - und die Gewissheit welchen Hauttyp ich eigentlich habe - suchte ich erneut eine Kosmetikerin auf, diesmal eine aus dem NK-Bereich und begann auf die Produkte von Martina Gebhardt umzusteigen.
Dies brachte schon mal eine leichte Besserung. Ich ließ den Reinigungsschaum weg und meine Haut normalisierte sich; die Zeiten des permanenten Glanzes waren vorbei - den Zusammenhang zwischen fettiger Haut und der zu aggressiven Reinigung erkannte ich allerdings (noch) nicht.
Die Sache mit den Hauttypen...Das Angebot im Laden suggeriert einem, dass es nur eine kleine Auswahl verschiedener Hauttypen gibt: entweder hat man normale, trockene oder fettige Haut. Im Zweifelsfall dann Mischhaut. Lange fiel es mir schwer mich einer Kategorie zu zuordnen, weil ich mich mit verschiedenen Problemen quälte: meine Haut neigt zu Unreinheiten und Unterlagerungen, Mitesser habe und hatte ich jedoch nie. Ich glänze - im Normalfall -nicht oder nur kaum, habe aber auch keine typischen trocknen oder rauen Stellen. Dafür spannt meine Haut schnell,fühlt sich trocken an und reagiert auf mechanische Reize. Auch auf Sonne reagiert sie sensibel und ich bekomme schnell einen Sonnenbrand. Pickelmale und große Poren sind ebenfalls ein Thema.
Wer sich nicht gern Unreinheiten anschaut, sollte sich die folgenden Bilder überspringen! ;)
Diese zeigen meine Haut im August/September 2014.
Man sieht hier ganz schön, dass die Poren im Wangenbereich recht groß sind und sich die Unreinheiten vor allem auf den Kinnpartie konzentrieren, aber schon langsam in den Wangenbereich übergehen. Die Bilder zeigen übrigens eine normale bis gute Phase!
Im Winter wurde es dann noch mal schlechter und auch schmerzhafter. Ich sah aus wie ein Streuselkuchen und das mit Anfang 30. Mit der Annahme, dass es nun auch nicht mehr schlimmer kommen könnte, begann ich chemische Peelings auszuprobieren. Tatsächlich brachte dies eine Verbesserung; nicht über Nacht, aber sukzessive.Ich hatte vorher zwar schon mild gereinigt, war aber in Sachen Pflege noch nicht so konsequent. Ich stellte noch einmal um und verbannte alles Reizende aus meiner Routine. Inzwischen sieht meine Haut so aus:
Die Bilder habe übrigens während einer eher schlechteren Phase aufgenommen, nachdem ich mit ein paar neuen Produkten experimentiert habe und im Urlaub eine Reinigungsmilch mit hohem Alkoholanteil verwendet, da ich meine reizfreie zu Hause vergessen hatte.
Worauf achte ich?
Ich versuche Irritationen, also Reize, auf die die Haut reagiert, zu vermeiden. Das ist natürlich nicht ganz so einfach, weil die Haut prinzipiell erst mal durch alles gereizt wird resp. gereizt werden kann; Wasser, Temperatur, Inhaltsstoffe, UV-Strahlung, Druck,...dabei kommt es natürlich immer auch auf die Intensität dieser an. Oft sind es schon Kleinigkeiten: ich hab' natürlich nicht aufgehört mein Gesicht mit Wasser zu waschen, achte aber beispielsweise auf eine lauwarme Temperatur.
- keine harschen Tenside in Reinigungsprodukten, wie die o.g. SLS oder SLeS oder Seife (basisch), da sie zwar hervorragend zum Entfernen von Schmutz, Talg, etc. geeignet sind, gleichzeitig aber eben auch die hauteigenen Lipide auswaschen. Die Folge: durch die geschwächte Hautbarriere verdunstet Wasser schneller und die Haut wird trocken(er), zugleich können Schmutz und Bakterien leichter eindringen.
- kein übermäßiger Alkoholgehalt (zumindest kein "schlechter" wie Alkohol [denat] oder auch Witch Hazel/Hamamelis Wasser); dieser zieht die Poren zwar zusammen und wirkt antibakteriell, der Effekt ist aber nur von kurzer Dauer. Alkohol kann die Haut leicht penetrieren und andere Stoffe gleich mit. Er führt zu Irritationen und ist verantwortlich für Zellsterben. Wer fettige Haut hat, wird den Effekt erst mal mögen; das Problem liegt hierbei aber darin, dass durch die Austrocknung die Sebumproduktion angeregt wird und man damit genau das Gegenteil der eigentlichen Absicht erzielt: die Haut wird noch fettiger. "Gute" Alkohole wie Fettalkohole benutze ich. Und auch eine geringe Benzyl Alkohol-Konzentration zur Konservierung nehme ich in Kauf. Was direkt zum nächsten Punkt führt:
- keine (allergenen) Duftstoffe/ätherische Öle; diese findet man am Ende der INCI-Deklaration, wie Linalool, Citral, Menthol. Zur Zeit gibt es 26 deklarationspflichtige, die ein hohes allergenes Potential haben und deshalb gekennzeichnet werden müssen, um Allergikern die Möglichkeit zu geben, sie zu erkennen. Diese sind nicht nur für Allergien, sondern auch für Irritationen verantwortlich.
- auch wenn ich ansonsten Irritationen meide, in Sachen chemisches Peeling mache ich sie mir zu nutze, da hierbei die Vorteile für mich überwiegen: trotz Säure ist diese Art des Peelings milder als mechanische und dabei gründlicher! Der Entstehung von Pickeln wird vorgebeugt, ausgedehnte Poren kehren wieder in ihre ursprüngliche Form zurück, Inhaltsstoffe und Sonnenschutz wirken besser, besserer Glow und die Kollagenproduktion, die mit dem Alter abnimmt, nimmt wieder zu (wenn man es über einen längeren Zeitraum verwendet). Wichtig ist allerdings
- täglicher Sonnenschutz. Für mich sogar ein Vorteil; da ich, wie bereits geschrieben, sehr empfindlich reagiere.
Was hat sich für mich seit der Umstellung geändert?
Allem voran: Ich kann wieder völlig entspannt und mit einem Lächeln in den Spiegel schauen. Foundation gehört zu den Produkten, die ich, bis auf wenige Ausnahmen im Jahr, nicht verwende. Im vergangen Jahr habe ich mich dann doch ausführlicher damit beschäftigt, obwohl es ein leidiges Thema für mich ist, weil sie sich meistens in den größeren Poren oder Mini-Narben absetzt. Vom Entfernen ganz zu schweigen. Gekauft habe ich dann eine, weil ich, wenn die Unreinheiten schon da sind, sie zumindest abdecken wollte. Das Thema hat sich für mich inzwischen wieder erledigt, weil ich mich wohl in meiner Haut fühle und nicht das Gefühl habe sie verstecken zu müssen. Früher konnte mir mein Freund, der sich Termine eher nicht so gut merken kann, richtiggehend am Gesicht lesen, wann ich meine Periode bekomme (und hat mich auch gern mit einem süffisanten "Na, ist es mal wieder soweit?" darauf hingewiesen...).
Natürlich ist meine Haut nicht plötzlich perfekt: die in der Vergangenheit angerichteten Schäden sind da und Stress und Hormone zeigen weiterhin ihre Wirkung. Aber eben längst nicht so deutlich wie früher.
Auch das Spannungsgefühl ist verschwunden und damit das Brennen, das ich insbesondere immer Sommer,gbhhz häufig hatte. Egal wie oft ich mich eingecremt habe und Sonnenschutz nachgetragen; ich hab' ständig gefragt, ob ich schon einen Sonnenbrand hätte. Diesen Sommer hat meine Haut nicht gebrannt und wenn meine Haut nun spannt, kann ich es auf zwei Ursachen zurückführen und daran arbeiten: entweder ist meine Haut trockener oder sie reagiert auf einen Inhaltsstoff wie Parfum oder Alkohol. Nachdem ich ewig an einer Pflegeroutine herumlaboriert habe, habe ich sie nun endlich gefunden. Und wenn ein Produkt für mich mal nicht so gut funktioniert, ist es schnell identifiziert. Auch das Rätselraten auf welche Stoffe ich mit Unreinheiten reagiere hat nun ein Ende und einige meiner Annahmen konnte ich inzwischen widerlegen.
Ich habe ein Fläschchen Rosehip-Öl geleert! Was habe ich mich geärgert, dass das Öl bei allen so wunderbar funktioniert und ich Geld dafür verschwendet habe. Bei mir hat es nach dem Auftragen immer gespannt, ganz egal wie und mit wie viel Feuchtigkeit drunter ich es aufgetragen habe. Seitdem ich reizfrei pflege, sind wir Freunde und ich kann mir ein Gesichtsöl aus meiner Routine nicht mehr wegdenken.
Selbst mein Sorgenbereich Kinn ist soviel besser geworden. Unterlagerungen habe ich kaum noch und wenn, verschwinden sie schnell wieder und ich laufe nicht mehr ewig mit schmerzenden Stellen und Monsterpickeln herum. Mein verbesserter Hautzustand fällt auch meiner Umgebung auf - auch meiner Kosmetikerin, die immer wieder bestätigt, um wieviel besser sie geworden ist.
Ich trage täglich Sonnenschutz. Und ich find's gut! Vorbei die Zeiten in denen ich nicht mit der Sonneneinstrahlung gerechnet habe und Angst vor Sonnenbrand hatte. Außerdem neige ich zu Pigmentflecken; am Körper finde ich sie noch ganz nett, aber im Gesicht stören sich mich dann schon. Dank LSF vermehren sich diese nun nicht mehr. Und so'n bisschen Hautkrebsschutz ist ja auch ganz nett ;).
Ich bin mega-pingelig geworden und kaufe viel weniger. Ich habe mich sonst gern mal von der Euphorie Anderer anstecken lassen, wenn sie von Produkten geschwärmt haben. Inzwischen kann ich einigermaßen an den Inhaltsstoffen ablesen was zu mir und meiner Haut passt und was nicht. Damit haben die Verlockungen stark abgenommen. Dabei muss ich aber nicht völlig auf Neues verzichten: inzwischen gibt es auch im NK-Bereich immer mehr Produkte, die meine Kriterien erfüllen.
Und natürlich war auch vorher nicht alles schlecht: auch da hatte ich durchaus gute Phasen! Aber gerade die letzten Monate und auch die Winterphase zeigen, dass mein Hautbild konstant ruhiger und wesentlich weniger unrein ist als zu den Zeiten in denen ich nicht auf die Inhaltsstoffe geachtet habe.
Wie sieht's bei Euch aus? Reizt Ihr noch oder pflegt Ihr schon? ;)