Skepta
„Ignorance Is Bliss“
(Boy Better Know)
Da hat sich dann schon etwas geändert: Nicht nur, aber gerade im Hip-Hop bestimmt der Markt offenbar mehr und mehr die Vorherrschaft – vorbei die Zeiten, da mehrere Stile und Subgenres zur gleichen Zeit erfolgreich sein konnten, sich jede und jeder ausprobieren durfte, mit der gleichen Chance, gehört zu werden. War gestern Trap das große Ding, hörte man nur noch diesen, weil heute Grime in der Gunst ganz oben steht, werden andere Sachen ausgeblendet. Wer da nicht mitmischt, wird auch nicht wahrgenommen. Möglicherweise lernen wir hier gerade schmerzlich das Diktat der algorithmenbasierenden Playlisten für Stream und Radio kennen, die Außenseiter nicht dulden, sondern nur noch am Mainstream entlang optimieren. Nichts, worüber sich Joseph Junior Adenuga aka. Skepta jetzt den Kopf zerbrechen müßte, schließlich reden wir hier von einem der dienstältesten Grime-Stars der britischen Insel und noch dazu von einem der wenigen, der als Europäer (ähem…) selbst in der Wahlheimat des Rap, den USA, seine Credibility sicher hat.
Sein aktuell fünftes Album ist denn auch in der derzeitigen Vielzahl an Neuveröffentlichungen eine feste, verlässliche Größe (mit dem Vorgänger „Konnichiwa“ hatte er übrigens 2016 den renommierten Mercury Prize gewonnen), giftige Punchlines, dronige Synthloops, knackige Beats und reichlich heimisches Gastpersonal wie J Hus, Nafe Smallz, Lancey Foux und Wizkid. Thematisch sind wir natürlich bei allem, was England gerade durchlebt, -kämpft und auch -leidet, es geht um gesellschaftliche Abgründe, um den immerwährenden Kreislauf aus „sex, money, murder“, der vielen keine Chance läßt und den er, behauptet Skepta im titelgebenden Track „Going Trough It“, schon überwunden hat. Ebenso oft allerdings haben auf dem Album neben dem politischen Frust aber auch zwischenmenschliche Themen Platz, Stücke wie „Love Me Not“ oder „Same Old Story“ sind beste Beispiele dafür. Die größte Kunst – wenn man es denn will – ist es vielleicht, sich aus den dreizehn Songs den Favoriten zu suchen, heißeste Empfehlung von uns jedenfalls „No Sleep“ mit dem Maschinenmusik-Intro aus Depeche Modes Großzeiten Anfang bis Mitte der Achtziger. Da gelingt dem Mann eine wirklich beachtliche, generationsverbindende Schleife, Folge: Bonuspunkt.
21.07. Gräfenhainichen, Melt Festival
„Ignorance Is Bliss“
(Boy Better Know)
Da hat sich dann schon etwas geändert: Nicht nur, aber gerade im Hip-Hop bestimmt der Markt offenbar mehr und mehr die Vorherrschaft – vorbei die Zeiten, da mehrere Stile und Subgenres zur gleichen Zeit erfolgreich sein konnten, sich jede und jeder ausprobieren durfte, mit der gleichen Chance, gehört zu werden. War gestern Trap das große Ding, hörte man nur noch diesen, weil heute Grime in der Gunst ganz oben steht, werden andere Sachen ausgeblendet. Wer da nicht mitmischt, wird auch nicht wahrgenommen. Möglicherweise lernen wir hier gerade schmerzlich das Diktat der algorithmenbasierenden Playlisten für Stream und Radio kennen, die Außenseiter nicht dulden, sondern nur noch am Mainstream entlang optimieren. Nichts, worüber sich Joseph Junior Adenuga aka. Skepta jetzt den Kopf zerbrechen müßte, schließlich reden wir hier von einem der dienstältesten Grime-Stars der britischen Insel und noch dazu von einem der wenigen, der als Europäer (ähem…) selbst in der Wahlheimat des Rap, den USA, seine Credibility sicher hat.
Sein aktuell fünftes Album ist denn auch in der derzeitigen Vielzahl an Neuveröffentlichungen eine feste, verlässliche Größe (mit dem Vorgänger „Konnichiwa“ hatte er übrigens 2016 den renommierten Mercury Prize gewonnen), giftige Punchlines, dronige Synthloops, knackige Beats und reichlich heimisches Gastpersonal wie J Hus, Nafe Smallz, Lancey Foux und Wizkid. Thematisch sind wir natürlich bei allem, was England gerade durchlebt, -kämpft und auch -leidet, es geht um gesellschaftliche Abgründe, um den immerwährenden Kreislauf aus „sex, money, murder“, der vielen keine Chance läßt und den er, behauptet Skepta im titelgebenden Track „Going Trough It“, schon überwunden hat. Ebenso oft allerdings haben auf dem Album neben dem politischen Frust aber auch zwischenmenschliche Themen Platz, Stücke wie „Love Me Not“ oder „Same Old Story“ sind beste Beispiele dafür. Die größte Kunst – wenn man es denn will – ist es vielleicht, sich aus den dreizehn Songs den Favoriten zu suchen, heißeste Empfehlung von uns jedenfalls „No Sleep“ mit dem Maschinenmusik-Intro aus Depeche Modes Großzeiten Anfang bis Mitte der Achtziger. Da gelingt dem Mann eine wirklich beachtliche, generationsverbindende Schleife, Folge: Bonuspunkt.
21.07. Gräfenhainichen, Melt Festival