Skandinavien: Bergen, Wal-Wurst und die Lepra

Von Der Muger @derMuger
Heute fahren wir mit der Bahn nach Bergen. Ich freute mich auf einen eleganten Fernzug mit weichen Polstersitzen und einem Bordrestaurant. Es war dann aber bloss ein bummliger Regionalzug mit ohne weich.
Die Strecke führt fast immer einem wunderschönen Fjord entlang. Leider sehen wir davon kaum etwas, da wir mehr als die halbe Strecke in Tunnels unterwegs sind. Oft kommen wir nur bei einem Bahnhof kurz ans Tageslicht, dann wurmt unser Zug gleich wieder in den Berg hinein.
Nach anderthalb Stunden erreichen wir den Endbahnhof Bergen. Eine schöne Glas-Gusseisenhalle mit nur vier Gleisen. Aber keine Fahrgästen, nur gähnende Leere.
Wir schlendern Richtung Hafen. Ein Stadt-Teich mit Springbrunnen, akkurate Rabatten mit Frühlingsblumen und paar Denkmäler. Schon bald kommen wir an den Fischmarkt am alten Hafen. An vielen Ständen werden Fische und Krebse verkauft, aber vor allem gekocht und gegessen. Wir probieren Elch- Rentier- und Walwurst. Und wunderbare Krabben, knackig und meersalzig.
Die Verkäufer und Köche tragen bei der Arbeit stylische Ganzkörper-Gummistiefel – schaut sehr – öööhm - malerisch aus.
Gleich neben dem Fischmarkt stehen die alten Handelshäuser aus dem vorigen und vorvorigen Jahrhundert. Die buntgestrichen Holzhäuser und mächtigen Backsteinpaläste erinnern an die Zeiten, als noch deutsche Händler hier geschäfteten. Heute sind in den Handelshäusern Gaststätten und Kunsthandwerkläden untergebracht. Und viele Souvenirläden mit Elch-Kitsch. Wir schauen uns auch einen Weihnachtsladen an, doch ich kann mich irgendwie nicht so recht dafür begeistern.
Die grossen Kreuzfahrtschiffe legen gleich neben der Altstadt an. Deshalb ist hier alles voller betagter Engländer und Rudel-Asiaten. Wir schauen dem Treiben zu und spazieren dann quer durch die alte Festung zurück in die Altstadt. Alte Kanonen, ein wenig königliches Gemäuer und ein Betonbunker aus dem Weltkrieg, eher wenig interessant.
Die Lamm-Pølse mit Röstzwiebeln und Rucola mundet tadellos. Dazu gibt es Gratis-Limonade so viel man mag. Toll dieses Bergen.
Als letzte Sehenswürdigkeit besuchen wir das Lepra-Museum. Früher brachten die Matrosen die Krankheit mit nachhause und wurden hier behandelt. Besonders witzig finde ich die Türfalle zum Lepra-Krankenhaus; eine Messing-Hand – mit allen Fingern dran!
Gegen Abend bringt uns der Zug wieder nach Voss. Der Zug ist der gleiche wie am Morgen, doch hält er nicht mehr an jedem Bahnhöflein an, so dass wir nur gut eine Stunde brauchen.
Wir übernachten noch einmal neben dem Friedhof. Letzte Nacht haben wir hier nämlich wunderbar geschlafen; sehr ruhige Nachbarn.
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