In der Zeitschrift „Neues Deutschland“ fordert die Ärztevereinigung Hartmannbund eine Männerquote für das Medizinstudium. Hintergrund ist, dass der Anteil weiblicher Studenten mittlerweile bei über 80 Prozent liegt und viele angehende Medizinerinnen anschließend nur in Teilzeit praktizieren möchten:
Wie lässt sich einem drohenden Ärztemangel begegnen? Diese Frage hatte die »Hannoversche Allgemeine Zeitung« dem Landesvorsitzenden des Hartmannbundes, Bernd Lücke gestellt, und bekam unter anderem die Antwort: durch eine Männerquote für das Medizinstudium. Der Anteil der Frauen daran liege derzeit bei 80 Prozent. Lückes Erfahrung zufolge wollten viele junge Ärztinnen nur in Teilzeit arbeiten, aber: »Man kann Chirurgie im Krankenhaus nicht als Halbtagsjob machen«, zitiert die Zeitung den Ärztefunktionär.
Selbstverständlich folgt der scharfe Gegenwind der frauenpolitischen Sprecherinnen von SPD und Die Linke auf dem Fuß:
So weiß die Sprecherin der Frauenbüros in Niedersachsen, Maybritt Hugo: Oft seien es doch gerade junge Frauen, denen nach dem Medizinstudium viele Hürden in den Weg gestellt werden, wenn sie ihren Beruf ausüben wollen. Das gelte besonders hinsichtlich der Weiterentwicklung. Chefärztinnen gebe es nur wenige in Deutschland.
Ach… und Männer bekommen keine Steine in den Weg gelegt? Die werden anscheinend so mir nichts, Dir nichts Chefarzt, Anstrengungen hingegen werden nur von Frauen erwartet. Man fragt sich immer wieder, in welcher Welt Frauenbeauftragte leben. Wer Chefärztin werden will, muss nun mal einiges an Leistung bringen und das geht in der Tat garantiert nicht mit einem Halbtagsjob.
Kopfschütteln hat die Forderung nach einer Männerquote auch bei der hochschulpolitischen Sprecherin der Landtags-SPD, Gabriele Andretta, hervorgerufen: Der Hartmannbund-Vorsitzende sehe seine Aufgabe wohl eher darin, patriarchalische Strukturen zu schützen, anstatt die Attraktivität des Arztberufes aufzuzeigen. Der Ärztemangel sei nicht dadurch zu lösen, dass Frauen vom Medizinstudium ausgegrenzt werden.
Ach so, beim Ärztemangel darf es also keine Quote geben, weil zufällig diesmal Frauen davon betroffen wären? Eine interessante Feststellung insofern, da es in Schweden ähnliche Abwehrreflexe gab und die Quote an Universitäten gekippt wurde, weil plötzlich Frauen benachteiligt wurden.
Wenn Gleichberechtigung nicht hilft
[..]Es ist vor allem das weibliche Geschlecht, das sich durch die vermeintliche Bevorzugung benachteiligt fühlt. Denn die Statistik zeigt, dass gerade für bei Frauen beliebten Studiengängen wie Medizin oder Psychologie wegen der Quotenregelung bevorzugt Männer genommen werden, um das weibliche Übergewicht auszugleichen, obwohl es mehr qualifizierte Frauen als Männer für die Studienplätze gibt.
[..]“Dieses System diskriminiert in Wahrheit also Studentinnen, weshalb wir die Vorschriften abschaffen werden”, schrieb Schwedens Hochschulminister Tobias Krantz von der Liberalen Volkspartei in der Zeitung “Dagens Nyheter”. Das Bildungssystem sollte Türen öffnen und sie nicht motivierten jungen Frauen vor der Nase zuschlagen. Welt.de
Nun, bei so viel politischer Abwehrhaltung der Politikerinnen darf man noch froh sein, wenn zumindest die Sprecherin des Frauenbüros Niedersachsen zur Forderung des Hartmannbundes feststellt:
Auch Männer hätten heutzutage berechtigte Teilzeitwünsche, denn auch sie möchten »etwas von der Familie haben«, so die Frauensprecherin.
Allerdings hat sie auch gesagt:
»Die Forderung nach einer Männerquote ist absurd«, betont die frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im niedersächsischen Landtag, Kreszentia Flauger. Der Landesvorsitzende des Hartmannbundes solle sich lieber dafür einsetzen, dass die Aufgaben in Haushalt und Familie auf Frau und Mann aufgeteilt werden. Leider weise die Gesellschaft diese Bereiche noch immer vorwiegend den Frauen zu. »Nachdem wir endlich soweit sind, dass ein Medizinstudium für Frauen selbstverständlich ist und sie als hoch qualifizierte Ärztinnen die Universitäten verlassen, überlegt Herr Lücke nur, wie er die Frauen wieder verdrängen kann«, konstatiert Flauger.
Erfreuen wir uns also weiterhin an der Goldröckchen-Diskussion um Quoten für Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten, denn da werden ja immerhin „nur“ die Männer diskriminiert.
Die Gesundheit von Patienten scheint dabei nebensächlich zu sein, Hauptsache das weibliche Geschlecht darf weiter dominieren. Das wird man bei 80 Prozent Frauen-Überschuss wohl noch sagen und hinterfragen dürfen.
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