SK Rapid: 10 Punkte für die Zukunft?

Von Rapidhammer

Der SK Rapid Wien präsentierte die zukünftigen Maßnahmen nach dem Platzsturm beim Derby gegen die Austria. Nicht alles findet meine Zustimmung, aber insgesamt muss man wohl sagen: Es geht wahrscheinlich nicht anders

SK Rapid v Besiktas, Ernst Happel Stadion

Dienstag gab Rapid eine Pressekonferenz und stellte auf der Vereins-Hompage als Reaktion auf die Vorfälle vom 22. Mai im Hanappi Stadion ein 10-Punkte-Programm vor. “Schluss mit Lustig”? Oder: “Wir werden unserer Verantwortung als Verein Rechnung tragen”, wie Präsident Edlinger sagte. Das sind die 10 Maßnahmen, die Rapid umsetzen möchte, und was der RAPIDHAMMER davon hält:

1. Stadionverbote:
Der SK Rapid Wien wird so viele Platzstürmer wie möglich ausforschen, ab dem Beginn der kommenden Saison sollen Stadionverbote gelten. Für die voraussichtlich 70 – 100 Personen verhängt der unabhängige Senat 3 der Bundesliga die Strafen in der Dauer von 10 Jahren. – Da muss allerdings klar sein, dass der Höchstrahmen von der Bundesliga erst nach dem 22. Mai auf 10 Jahre erhöht wurde. Rückwirkende Strafbestimmungen sind verfassungsrechtlich nicht zulässig, man wird juristisch also keine längeren Stadionverbote als die bisherigen 2 Jahre durchbringen. Der SK Rapid könnte aber mithilfe seines Hausrechts vielleicht noch “nachdoppeln” (was Präsident Edlinger allerdings abgelehnt hat). In eindeutigen und schwerwiegenden Fällen wäre das vielleicht vertretbar. Wird man sich genau anschauen müssen, wenn einmal der Senat 3 geurteilt hat!

2. Regress:
Die Verursacher sollen einen Beitrag zur Milderung des wirtschaftlichen Schadens leisten. So wird jeder identifizierte Platzstürmer mit einem Regressbetrag von € 1000,– oder Sozialarbeit von 150 Arbeitsstunden sanktioniert. – Wenn Rapid nachweisen kann, dass im Gefolge des Platzsturms ein monetärer Schaden eingetreten ist – und das ist unzweifelhaft der Fall! – dann können diejenigen, deren “summierte Einwirkung” den Schaden herbeigeführt hat, auch schadenersatzpflichtig werden.

3. Personalisierter Zutritt zu den Fantribünen West und Ost:
Jahreskarten von West und Ost-Tribüne können vom registrierten Inhaber nicht mehr weitergegeben werden und bei West/Ost muss man beim Eintritt in das Stadion einen gültigen Lichtbildausweis vorweisen. Diese Regelung gilt ”aus organisatorischen Gründen” nicht fürdie Längstribünen Süd und Nord. - Eine umständliche Vorgangsweise, die den Fans viel Geduld am Stadioneingang abverlangen wird. Da die Ausweispflicht auf Nord/Süd nicht gilt, ist fraglich, ob das Ziel des “gläsernen Besuchers” erreicht werden kann. Und dass man sein Abo verfallen lassen muss, wenn man einmal nicht Zeit hat, ist auch alles andere als kundenfreundlich. Besser wäre, die Ticketweitergabe zu erlauben, aber eben auch nur an namentlich registrierte Benützer. Eine Ticket-Börse im Internet, zu der man sich vorher mit Lichtbildausweis anmelden muss, kann doch heutzutage keine Hexerei sein! Und könnte man nicht das Ticket mit einem Lichtbild ausstatten, anstatt Ausweis und Abo vorweisen zu müssen? Ob die “Sicherheitslücke Süd/Nord” dazu führt, dass jetzt von dort Probleme kommen, wird man sehen.  

4. Zutritt mit Tageskarten:
Es wird auf der Tribüne West keine Tageskarten geben. Auf der Tribüne Ost gibt es einen Erwerb einer Tageskarte nur mit Lichtbildausweis und personalisierter Eintrittskarte. Der Lichtbildausweis wird dann auch beim Zutritt zur Tribüne Ost benötigt. Wenn schon, denn schon…

5. Keine Lagerbereiche im Stadiongelände:
Bisher gab es im Hanappi-Stadion 3 Lagerbereiche für die Fanszene. Dies waren das immer wieder angesprochene „Kammerl“ bei der West, ein Container bei der Süd und ein Container bei der Tribüne Ost. Als Maßnahme nach den Vorfällen beim Derby werden alle Lagerbereiche gesperrt. – Für mich kein Problem, aber was bedeutet das für die europaweit berühmten Choreographien der Ultras?

6. Absage an illegale Pyrotechnik:
Der SK Rapid Wien ist bisher sehr tolerant in Sachen „bengalischer Feuer“ umgegangen. Als Maßnahme nach den Vorfällen beim Derby wird Rapid in Zukunft jeden, der illegal Pyrotechnik im Stadion zündet, mit einem Stadionverbot belegen (zwischen 6 und 24 Monaten). Einzige Möglichkeit ist eine Pyrotechnik-Ausnahmebewilligung, die aber genauestens eingehalten werden muss. – Als bekennender Fan der Einhaltung der geltenden Gesetze d’accord.

7. Werfen von Gegenständen:
Wer beim Werfen eines Gegenstandes auf das Spielfeld identifiziert wird, erhält ein Stadionverbot für 12 Monate plus Regressforderungen. – Wirklich eine der größten Unarten! Absolut und eingeschränkt dafür, dass das Werfen von Feuerzeugen, Münzen, Bierbechern etc. abgestellt wird!

8. Geschlossenes Stadion:
Da dem SK Rapid Wien nachgesagt wird, es jedem Fan leicht zu ermöglichen verbotene Gegenstände in das Stadion zu bringen, wird es ab Saisonstart nur einmal wöchentlich die Möglichkeit geben, das Training der Kampfmannschaft des SK Rapid Wien zu besuchen. An allen anderen Tagen bleibt das Stadion geschlossen, bzw. kann nur mit einer Akkreditierung betreten werden. – Schade, dass man die Fans vom Training aussperrt! Hier wird das Kind mit dem Bad ausgegossen, und es kommen alle, die bisher gerne beim Training Autogramme holten, Fotos mit ihren Stars machen lassen konnten oder mit dem einen oder anderen Spieler plauderten, zum Handkuss! Und überhaupt: Was mach ich später in der Pension, wenn ich meine Vormittage nicht im Kreise von “Experten” auf dem Trainingsplatz des Hanappi Stadions verbringen kann? Oder kriegen ich und meine Freunde dann eine Akkreditierung? Da muss man eine fan-freundlichere Lösung finden!

9. Rapid-Dorf “NEU”:
Das Bierzelt neben dem Stadion soll familienfreundlich neu gestaltet werden. – Kein Einwand, vielleicht bin ich dann auch öfter dort.

10. Derbys im Ernst Happel-Stadion:
Zukünftige Wiener Derbys (Heimspiele des SK Rapid) werden im Ernst Happel-Stadion ausgetragen. (Die Austria allerdings will im eigenen Stadion bleiben.) – Warten wir’s mal ab! Wenn zu den Derbies im Stadion 50.000 kommen (davon sicher Rapid Fans >40.000 !), dann wird die Stimmung passen, und die Happel-Derbys können  für den Klub außerdem ein dringend benötigtes finanzielles Trostpflaster nach der verpassten Europa League-Qualifikation sein… Das Happel Stadion war bei der Europa League ein toller Spielort, die Rapid Fans werden hoffentlich auch gegen den “Erzrivalen” zeigen, wo die beste Stimmung in Wien zu Hause ist! Hoffen muss man, dass es keine Probleme damit gibt, dass der Prater rund ums Happel Stadion nicht so sicher ist, wie Hütteldorf mit den getrennten Anmarschwegen für die unterschiedlichen Fangruppen.

Nachsatz des SK Rapid:
“Die Fankultur des SK Rapid soll weiterhin gefördert werden, und sich zukünftig noch mehr durch Fairness und Respekt auszeichnen.” – Klingt gut, und dass der SK Rapid zusätzliche Fanbetreuer anstellt, ist auch gescheit. Hoffentlich spielen da alle mit! Und man darf hoffen, dass es vielleicht noch ein paar Verbesserungen gibt. Denn das Maßnahmenpaket sollte der großen Mehrheit von Rapid-Fans, die mit Platzsturm und Randale nichts im Sinn haben, das Leben nicht allzu schwer machen. Aber alles in allem muss man sagen: es sind 10 Punkte für die Zukunft, denn der SK Rapid muss das Image des Vereins und seiner Fans wieder verbessern – jetzt kommt es darauf an, ob das 10-Punkte-Programm als “notwendiges Übel” auch von jenen angenommen werden kann, die sich von den zum Teil rigorosen Maßnahmen ungerecht behandelt fühlen werden. Und ob man will oder nicht, man muss zur Kenntnis nehmen, dass der Fan grundsätzlich nicht bestimmen kann, was im Verein passiert…

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