Sechzehn Jahre hat man sich nicht mehr gesehen. 16 Jahre, ja, damals war Helmut Kohl noch an der Macht, Erich Honecker noch am Leben, Thilo Sarrazin ein geachteter Bürokrat, und Eva Herman verlas als "beliebteste Moderatorin Deutschland" die Tageswahrheiten bei der "Tagesschau". Zu jener Zeit begab es sich, dass Jens Breivik seinem Sohn Anders das letzte Mal begegnete. Seitdem Funkstille zwischen Vater und Sohn.
16 lange Jahre lang.
Nicht lange genug, finden nun allerdings Qualitätsautoren wie Michael Kläsgen von der "Süddeutschen Zeitung". Kaum war bekannt geworden, dass Jens Breivik seine Sommer in Frankreich verbringt, eilte eine Meute von Reportern zu dem "abgeschiedenen Anwesen in Südwestfrankreich" (SZ), in dem der frühere Diplomat sich "verschanzt" (SZ) hält. Nicht reden wolle er mit dem Rudel vor der Tür, kritisiert Kläsgen, nur norwegische Kollegen hätten noch Auskunft bekommen.
Ungeheuerlich, wo sich doch der Anschlag des Sohnes allen Fernsehrunden und Kommentatorenanalysen zufolge direkt gegen deutsche Interessen richtet. Dass der Massenmörder Chemikalien in Polen kaufte, der Vater Asyl in Frankreich sucht und der Anschlag in Norwegen stattfand, kann nicht darüber hinwegtäuschen, das Deutschland am schwersten getroffen ist und folglich am ausufernsten berichten muss. Auch, selbstverständlich, über Jens Breivik, der nichts mit seinem Sohn und dessen Taten zu tun hat, der nichts weiß, nicht ahnte und nicht einmal rechts oder rechtsradikal ist.
Sippenhaft 2.0. Breivik Ehefrau Wanda, die vorgibt, den Massenmörder nie gesehen zu haben, versucht verzweifelt, "sich und ihrem Gatten mit einer Notlüge Ruhe zu verschaffen" (SZ). Aber das gelingt natürlich nicht, denn das Rudel ist auf der Hut. Jeder weiß, dass Breivik verpflichtet wäre, sich zu rechtfertigen. Wenigstens die Anfrage von "Stern TV", für 500 Euro Aufwandsentschädigung und freien Flug einen Abend lang Verantwortung zu übernehmen, müsste er beantworten.
Aber nein. Statt wie ein Mann herauszukommen und seine Erziehungsfehler vor allem Welt zu offenbaren, versteckt sich Breivik. "Der Diplomat saß in diesem Moment drinnen in der Einsamkeit des Hauses und trauerte im Stillen", fabuliert Kläsgen, als habe er wenigstens auf dem Schoß Platz nehmen dürfen, aus dem das kroch. Anmutung Note 1. Ein Schmeckerchen für den nächsten Henri-Nannen-Preis. Jetzt "mit Video"! Ja, wie geil ist das denn?