Singen macht Spaß

Singen macht Spaß


Veröffentlicht am 21 August 2013 - Tags: Blaue Vögel Singen

Dass Singen Spaß macht, durfte und darf ich am eigenen Leib erfahren. Nicht zuletzt wegen dieser eigenen Erfahrungen habe ich Mechthild, der Protagonistin im bald erscheinenden Roman "Rausgekickt: Blaue Vögel", einen Hang zum Singen mitgegeben. Seit über einem Jahr singe ich nun im Chor und entgegen den Ängsten, die ich vorher hatte, hat diese Zeit meinen Spaß am Gesang enorm gesteigert und mich in ganz neue Welten eintauchen lassen. Mein Chor, das sind die Soulville Jazzsingers (siehe auch www.soulville-jazzsingers.de).

Soulville Jazzsingers

Mein Chor, die Soulville Jazzsingers - Foto: Franklin Berger


Der Chor ist ein Projekt von Barbara Beckmann. Mit ihrer mitreißenden Art begeistert sie mich immer wieder. Daher freue ich mich sehr, dass sie sich bereit erklärt hat, hier in meinem Blog ein paar Fragen zu beantworten.
Barbara Beckmann

Barbara, du hast dich nach einer Karriere als Pianistin und Kabarettistin für die Arbeit als Chorleiterin entschieden. Wie kam es dazu und was bedeutet für dich die Arbeit mit einem Chor?


Chorleiterin zu werden war ein lange gehegter Wunsch, der sich bereits zu Beginn meines Klassikstudiums 1988 zeigte. Inspiriert durch einen Jazzworkshop, bei dem die damals mit Jazz und Lyrik erfolgreiche Gabriele Hasler ihre innovative Chorarbeit vorstellte, war ich fasziniert von der Möglichkeit nur mit der menschlichen Stimme, Klänge, Harmonien und Jazzstilistiken musikalisch zu gestalten, und bin es bis heute geblieben. Nach einem erfüllten, fast 15-jährigen Bühnenleben ausschließlich mit Musik und Kabarett war es dennoch eine spannende Entscheidung zum Sparten- und Fachwechsel, den ich zum richtigen Zeitpunkt gewagt habe. Der Erfahrungsreichtum von Theater und Bühne ergänzt sich in seiner Basis ganz wunderbar in der Chorarbeit, die mir vorschwebt. Erst 2007 öffnete sich die deutsche Chorlandschaft maßgeblich der sogenannten U-Musik. Mit dem ersten Pilotprojekt „Jazz- und Popchorleitung“ und einem gleichnamigen zweijährigen Intensivseminar, das in der Bundesakademie Wolfenbüttel angeboten wurde. Meine Mentoren waren darüber hinaus vor allem Anne Kohler, Jens Johannsen (DK) und Peder Karlson (S), die mir eine für mich bis dahin unbekannte Welt im Chorsingen eröffneten.
Über meine Tätigkeit als Kinderchorleiterin, die einen verantwortungsvollen Umgang mit der Kinderstimme erfordert, habe ich auch wieder ganz neu zum Stimmgebrauch gefunden und konnte so meine klassischen Wurzeln mit den Anforderungen an die moderne Chorarbeit im Jazz- und Popbereich verknüpfen.

Du arbeitest mit Profis und mit Laien. Wie unterscheidet sich die Arbeit mit diesen unterschiedlichen Gruppen?


Profis können i.d.R. ihr Handwerk und ich kann direkt musikalisch arbeiten.
Das Buch zum Artikel:
Rausgekickt Blaue Vögel
D.h. wir können sofort in individueller musikalischer Sprache kommunizieren, das bringt den eigentlichen Erfolg und Spaß am gemeinsamen gestalten.
Die Einsicht den (musikalischen) Text zu können, bevor man zusammen schöne Klänge erzeugen kann, ist bei vielen Laien so erst mal nicht vorhanden. Das bremst leider immer wieder den gesamten Chor aus, auf Kosten des schönen Stückes oder Klanges und wirkt sich auf die Gesamtstimmung in der Gruppe aus, vor allem auf Kosten derjenigen Chorsänger, die Ihre Stücke gut gelernt haben.
Ich als Dirigentin kann bei Profis musikalische Parameter abrufen und gestalten als direkter Spiegel meiner Arbeit, bei Laien muss ich mich häufig auch um disziplinarische Hinweise kümmern, die ein direktes musikalisches Miteinander verzögern.
Dennoch setzte ich ergebnisorientiert die gleiche Intensität an in meiner Arbeit mit Profis oder Laien, denn letztlich zeigt die Musik selbst immer, wo es hingehen soll.

Was sagst du Menschen, die behaupten, nicht singen zu können?


Ich habe letztes Jahr im Düsseldorfer Schauspielhauschor diesbezüglich eine vertiefende Erfahrung machen dürfen. Ich konnte mit ca. 70, zum großen Teil unerfahrenen Sängerinnen und Sängern fast ein Jahr lang musikalisch arbeiten und sie auf ein Bühnenstück vorbereiten (F.Kafka: Der Prozeß). Meiner Ansicht nach wiederholen sich die immer wiederkehrenden Denkmuster dieses "Ich kann nicht singen" aus ganz individuellen Gründen. Entscheidender Faktor ist sich dem Singen zunächst mit einigen Körperübungen zu nähern, um das Instrument Stimme=Körper erfahrbar zu machen. Wichtig hierbei ist für mich primär zunächst nicht der Klang, sondern die Bereitschaft Bewegungs- und Atemimpulse umzusetzen und eigene Befindlichkeiten zu beobachten, ohne diese zu bewerten. Zeit spielt hier eine entscheidende Rolle, es dauert manchmal Wochen oder Monate bis sich ein Wohlgefühl zum Thema achtsame Selbstwahrnehmung einstellen kann. Denn soll der Gebrauch des Körpers sich von unangenehmen Handlungsmustern verabschieden und sie durch neue, ungewohnte, aber angenehmere Bewegungen ersetzen, ist schon eine Menge in Bewegung. Genau da kann ich gut ansetzen mit Atem und Stimme, teilweise mit erstaunlichen Klangergebnissen im Hinblick auf die individuelle Ausdrucksfähigkeit.
Um zu Deiner Frage zurückzukommen, Düsseldorf hat mit einem Vorzeigeobjekt seit 2006 die Nase vorn in Deutschland, initiiert vom Musikverein Düsseldorf die sogenannte "Singpause": Mittlerweile lernen jedes Jahr 12.000 (!) Grundschüler während ihrer gesamten Grundschulzeit zweimal in der Woche Singen und allgemeine Musiklehre nach der Ward-Methode. Ich bin seit 2011 Singleiterin in diesem Projekt. Der Titel unseres Ward Lehrbuches lautet: "Jeder kann singen!"

Wenn du über längere Zeit mit Menschen am Gesang arbeitest. Welche Veränderungen nimmst du an ihnen wahr?


Da fällt mir eine von meinen Lieblings-Warm-Up-Stücken von Kirby Shaw ein:
"Singing is good, singing is fine, I’d  like to sing most all the time!"
Ich bekomme viele Rückmeldungen von singenden Menschen, die sich sehr wohlzufühlen beginnen beim Singen. Auch dass sich dadurch mit der Zeit Ihr Leben teilweise verändert hat, in Richtung mehr Selbstvertrauen und Stärkung im Blick nach außen und auf ihr Umfeld. Das beobachte ich immer wieder. Wie in dem Warm-up eben: Singen tut gut, und wenn man die Klänge allein und in der Gruppe genießen kann, strahlt man das auch ganz natürlich aus. Singen ist etwas ganz Urtümliches, das von innen her berühren kann. Mich erfüllt es sehr, wenn ich singende Menschen sehe, die zufrieden strahlen!
Dieses Privileg die Klänge zu genießen, habe ich ja als Chorleiterin, wenn ich vorne stehen darf.

Was würdest du Menschen empfehlen, die gerne einmal singen würden, sich aber nicht trauen?


Ich gebe ihnen meine Telefonnummer ...
Im Ernst, 'Sucht euch einen Chor, der euch anspricht und gefällt' würde ich empfehlen. In den Stadtmagazinen oder übers Internet findet man viel über die Gesangslandschaft.
Beim Wunsch zum individuellen Einzelunterricht empfehle ich, einen Gesangslehrer/-in des Vertrauens zu suchen, der euch echt begeistern kann!

Welches sind Deine nächsten Ziele?


Im Rahmen meiner intensiven Selbststudien während meiner Chorleiterausbildung habe ich die Improvisationstechniken von Bobby McFerrin kennengelernt und habe 2010-2011 noch ein Masterclassjahr Vokalimprovisation bei Rhiannon (ATWI Europe) drangehängt.
Diese wunderbare Art des spontanen Momentsingens möchte ich verstärkt zum Gegenstand von Fortbildung und Unterricht machen und biete dieses u.a. im Klangraum 61 in Düsseldorf ab Herbst 2013 als Dozentin an.
Im Moment beschäftige ich mich außerdem mit der Vertonung von zwei Balladen für mehrstimmigen Gesang, ein spannender Kompositionsauftrag und eine echte Herausforderung.

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