Der Bürgermeister von Sines, Nuno Mascarenhas, gab am Freitagnachmittag, 5. April, die Menge ausgeflossenen Heizöls mit rund 250 Kilogramm an. Er korrigiert damit frühere Schätzungen von etwa drei Tonnen Kohlenwasserstoffe. Der Kommunalpolitiker bezog sich auf Angaben der Hafenverwaltung APS.
Laut amtlichen Angaben ereignete sich der Vorfall im Terminal 21 des Hafens von Sines am Donnerstag kurz vor Mitternacht. Die Wasserschutzpolizei wurde gegen 23:45 Uhr informiert. Das in Spanien registrierte Tankschiff „Bahia Tres" hatte an dem unter der Flagge Panamas fahrenden Containerschiff MSC Sandra angelegt, um Treibstoff hinüber zu pumpen.
Wie die Polizei mitteilte, wurden im Rahmen von Notfallmaßnahmen sofort Ölsperren im Hafen eingerichtet. Aktivitäten zum Aufsaugen des Treibstoffs und zur Klärung des Wassers im Terminalbecken dauern an. Der Hafenbetreiber APS sprach im Verlauf des Nachmittags von "pequeno derrame de hidrocarbonetos", einer kleinen Ölpest. Sie sei aber völlig unter Kontrolle.
USA wollen über Sines mehr Flüssiggas nach Europa liefern
Wie im Februar deutlich geworden war, steht der Hafen von Sines derzeit im Mittelpunkt des Interesses der Vereinigten Staaten von Amerika. Diese sind seit Monaten im Gespräch mit Portugal über mehr Lieferungen von Flüssiggas nach Europa. Der Hafen von Sines präsentierte Ende Februar dem US-Botschafter Georg E. Glass seine entsprechenden Möglichkeiten.
In einer Pressemitteilung hieß es, der Diplomat aus den USA habe sich über die Möglichkeiten informiert, welche „die Hafeninfrastruktur für den nordamerikanischen Markt bietet". Schon In den vergangenen Jahren hatte der Hafen von Sines eine wichtige Rolle in den Handelsbeziehungen zwischen Portugal und den Vereinigten Staaten gespielt.
Bei den importierten Gütern ragt derzeit bereits verflüssigtes Erdgas (LNG) heraus, aber auch Kohle. Exportiert werden über Sines vor allem Benzin und Container-Fracht. Der Hafen hat eine exponierte Lage an der Atlantikküste der Region Alentejo. Er bietet derzeit vier Linenfrachtdienste zu Umschlagplätzen in den USA. Jährlich werden dorthin 200.000 Container transportiert, und zwar an die Atlantikküste, in den Golf von Mexiko sowie durch den Panamakanal an die Pazifikküste.
Sines will seine Kapazität ausweiten
Bei dem Treffen der Delegation aus den USA mit der Geschäftsführung der Hafengesellschaft APS hob deren Vorsitzender José Luís Cacho die Investitionsmöglichkeiten hervor, die Sines amerikanischen Unternehmen in verschiedenen Marktsegmenten bietet. Die bestehende Kapazität solle „zur Aufnahme neuer Projekte gestärkt werden, die den Ausbau der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern ermöglichen", hieß es diplomatisch.
Die US-Diplomaten nutzten auch die Gelegenheit, die Hafenterminals von Sines zu besuchen. Die Besucher begleiteten führende Repräsentanten der portugiesischen Außenhandelsförderung und der Generaldirektion für Meerespolitik. In Sines arbeitet seit 1978 eine der größten Raffinerien Europas. Sie hat auf 320 Hektar Fläche eine Destillationskapazität von rund elf Tonnen oder 220.000 Barrels pro Tag. Die Lagerkapazität beträgt drei Millionen Kubikmeter, davon entfällt die eine Hälfte auf Rohöl und die andere auf Zwischen- und Endprodukte wie Gas, Benzin, Diesel usw.
USA streckten schon im Frühjahr 2018 Fühler nach Sines aus
Bereits Mitte April 2018 hatte eine Delegation der US-Botschaft in Lissabon unter Leitung der Handelsberaterin Lora Baker den Hafen von Sines besichtigt, um - wie es hieß - „das Wissen über diese Hafen-Infrastruktur zu vertiefen". Laut Kommuniqué wurde während des Besuchs auch die Existenz des Erdgas-Terminals besprochen und die sich bietende Möglichkeit, „diese Art von Produkten mit Ursprung in den Vereinigten Staaten zu empfangen". Die Amerikaner interessierten sich dabei auch für die Pläne des Hafenausbaus in Sines. Insbesondere die Zukunft des neuen Containerterminals Vasco da Gama wurde ausführlich erörtert.
Ein Jahr zuvor, im März 2017, war schon Christof Weil, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Portugal, in Sines gewesen. Der deutsche Diplomat informierte sich damals über die „Wettbewerbsvorteile der Infrastrukturen als auch der Geschäftschancen im Hafen", so eine Pressemitteilung. Verwiesen wurde bei dieser Gelegenheit unter anderem auf das Frachtaufkommen des Siemens-Konzerns. Der Hafenbetreiber informierte die Möglichkeiten von Sines, „Investitionsprojekte jeglicher Art und Dimension" zu realisieren.
Was ist LNG?
LNG (Liquefied Natural Gas) ist flüssiges Erdgas, das vor allem aus Methan besteht und auf minus 162 Grad Celsius gekühlt wurde. Dies verringert das Volumen um das 600-fache. Aus den Produktionsländern wird der farblose, ungiftige Brennstoff durch spezielle Transportschiffe in die EU gebracht. Mit ihn wird vor allem Strom und Wärme produziert. LNG dient aber auch als Kraftstoff. Hauptabnehmer sind die Metallindustrie und Düngemittelproduktion.
Woher kommt das meiste LNG?
Die hauptsächlichen Produzenten von Erdgas sind die USA und Russland. Danach folgen Iran, Kanada, Katar, China und Norwegen. In der EU gibt es LNG-Terminals außer im portugiesischen Sines noch in Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien, aber auch in Swinemünde (Polen), Klaipeda (Litauen), Rotterdam (Niederlande), Seebrügge (Belgien) und Revithoussa (Griechenland).
Wie arbeitet ein LNG-Terminal wie das in Sines?
An einem Flüssiggas-Terminal wie in Sines können Tankschiffe anlegen, die aus Erdgas produzierenden Ländern kommen. Das transportierte LNG wird in so genannte kryogene Tanks geleitet und dort sehr kalt gelagert. Kleinere Transportschiffe können das LNG zu größeren Schiffen transportieren und sie betanken. Lkw verteilen das LNG im Inland. Es kann im Terminal aber auch wieder in Gas umgewandelt und in das Netz eingespeist werden.
Wie steht Deutschland zu LNG?
Deutschland bezieht bisher gar kein LNG über Transportschiffe, sondern sein Erdgas über Pipelines aus Russland, Norwegen und den Niederlanden.
Diskutiert wird über ein eigenes deutsches LNG-Terminal sowohl in Schleswig-Holstein (in Brunsbüttel sind die Planungen am konkretesten), als auch in Niedersachsen (mögliche Standorte Stade und Wilhelmshaven). Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier geht von mindestens zwei LNG-Terminals in Deutschland aus. „Ich sehe an mindestens zwei Standorten die Chance, dass wir rasch etwas verwirklichen können", erklärte Altmaier am Rande einer LNG-Konferenz mit US-Vertretern Mitte Februar in Berlin. Altmaier rechnet mit einer Entscheidung in den nächsten Wochen. Die Bundesregierung will den Bau mit staatlichen Fördergeldern in substanzieller, aber zugleich überschaubarer Höhe unterstützen.
Im September 2018 hat Shell die erste öffentliche LNG-Tankstelle eröffnet - in Hamburg. Der Treibstoff hat für Lkw-Flotten Vorteile gegenüber dem Diesel und gilt als umweltfreundlicher. Für private Autofahrer fehlt noch ein flächendeckendes Tankstellennetz in Europa.
In der Meyer-Werft in Papenburg ist kürzlich das weltweit erste mit Flüssiggas (LNG) betriebene Kreuzfahrtschiff entstanden, die AIDAnova.
Wie umweltfreundlich ist LNG?
Der Einsatz von LNG in der Schifffahrt ist im Vergleich mit dem heute meist genutzten Schweröl und Marinediesel deutlich schadstoffärmer. Schwefeloxid-, Feinstaub- und Schwermetallemissionen werden vermieden. Stickoxide und ultrafeine Partikel werden erheblich reduziert. Der Einsatz von LNG halt also für die Menschen in den Häfen und auf den Meeren gesundheitliche Vorteile. Ob LNG insgesamt auch klimafreundlicher ist, hängt davon ab, wo und wie das Erdgas gefördert, zu LNG verarbeitet und schließlich in Schiffen eingesetzt wird. Ein Problem ist der so genannte Methanschlupf: Es kann Erdgas auf dem Weg von der Förderung bis zum Einsatz auf Schiffen entweichen. Methan ist Hauptbestandteil von Erdgas, etwa 25 Mal so klimawirksam wie Kohlenstoffdioxid und trägt daher stark zum Treibhauseffekt bei. Für LNG aus den USA wird oft Fracking bei der Erdgasgewinnung genutzt. Diese Methode mit ihrem besonders hohen Aufwand setzt mehr Klimagase frei.
Was sind die LNG-Pläne der USA?
Die USA, getrieben von einem Boom bei Schiefergas, drängen derzeit verstärkt als Energieexporteur auf den Weltmarkt. Gesucht wird nach neuen Absatzmöglichkeiten. Schon unter der Regierung Obama war Ende des Jahres 2015 ein 40 Jahre altes Exportverbot aufgehoben worden.
In den USA sind derzeit eine handvoll LNG-Terminals im Bau. Europa soll das Flüssiggas als Alternative zu anderen Anbietern nahegebracht werden, gelten doch Lieferanten wie Nigeria oder Algerien nicht mehr als sicher. Auch Erdgas-Lieferungen aus Russland geraten immer mehr zum Politikum. Die USA sind zum Beispiel gegen den Ausbau der deutsch-russischen Nord Stream-Pipeline. Diese könnte Deutschland zur Drehscheibe der europäischen Energieversorgung werden lassen. Flüssigerdgas-Lieferungen nach Europa verstärken noch den Preiskrieg mit dem russischen Unternehmen Gazprom und mit Statoil aus Norwegen. Die Strategie der USA ist es, den europäischen Energiemarkt mit eigenem Schiefergas zu überfluten und dadurch den Anteil Russlands zu senken.
Die erste aus den USA kommende und für den europäischen Markt bestimmte Flüssigerdgas-Lieferung war im April 2016 auf der Jungfernfahrt des LNG-Tankers Creole Spirit im portugiesischen Hafen von Sines angekommen. Die Liefermenge von 170.000 Kubikmetern LNG aus dem Sabine-Pass-Terminal im US-amerikanischen Bundesstaat Texas deckte damals den portugiesischen Gesamtbedarf für eine Woche. Zuvor hatte der US-amerikanische Gaslieferant Cherniere langfristige Lieferverträge mit den Unternehmen Galp (Portugal), Gas Natural (Spanien) und Royal Dutch Shell (Großbritannien/Niederlande) abgeschlossen.
Welche Rolle spielt Flüssiggas in Portugals Hafen von Sines?
Der Hafen von Sines (APS - Administração dos Portos de Sines e do Algarve, S.A.) ist als Tiefseehafen der landesweit führende, was die Menge der beförderten Güter anbetrifft. Er kann alle Arten von Schiffen aufnehmen und ist mit modernen, spezialisierten Terminals ausgestattet, um die verschiedenen Arten von Gütern zu löschen und zu befördern. Er besitzt einen uneingeschränkten und offenen Zugang zum Atlantik. Sines als wichtigster Hafen an der iberisch-atlantischen Küste ist einerseits der wichtigste Energieversorgungs-Hafen des Landes (Erdöl und Erdölprodukte, Kohle und Erdgas), andererseits bedeutender Stückgut-/Container-Hafen mit hohem Wachstumspotenzial.
Portugals Strom- und Erdgas-Infrastrukturbetreiber Redes Energéticas Nacionais (REN) berichtete zu Weihnachten 2018, dass sein LNG-Terminal im Hafen von Sines die 500. Ladung des gekühlten Kraftstoffs erhalten habe. Es handelte sich um den Tanker Castillo de Merida, beladen mit 170.000 Kubikmetern LNG aus Katar. Es war bereits das 44. Schiff, das innerhalb von 12 Monaten am Sines-Terminal anlegte. Für das gesamte Jahr wurde ein Allzeithoch gemeldet. Die wichtigsten Herkunftsländer der LNG-Schiffe in Sines sind Nigeria, Katar, die Vereinigten Staaten von Amerika und Algerien. Ein Entladevorgang dauert knapp 24 Stunden. Laut REN verbleiben zwischen 55 und 70 Prozent der LNG-Menge in Portugal selbst.