Sind Wohnmobile in Frankreich die “besseren” Camper?

Von Heike
Einen lieben Dank an alle Abonnenten, die sich im Laufe der letzten 2 Wochen hier in der Regenbogenkombüse registriert haben. Ich freue mich sehr über Ihr/ Euer Interesse.
Leider kann ich 2 Abonnenten nicht per Email erreichen, weil ich nach dem Absenden immer eine Fehlermeldung erhalte.
Mike und Matt – würdet Ihr euch bitte nochmals neu registrieren? Herzlichen Dank!

Hallo liebe Freundinnen und Freunde der Regenbogenkombüse,

wenn Sie die Beiträge hier in der Regenbogenkombüse verfolgen, wissen Sie, dass wir mit Begeisterung seit mehr als 25 Jahren in Frankreich Camping machen.

Camping in Frankreich damals und heute

Natürlich hat sich in einem Vierteljahrhundert viel verändert: Damals waren auf den Campingplätzen von Strasbourg bis Toulouse “französische Toiletten” (also Stehklos oder, wie Wikipedia in einem herrlich amüsanten Eintrag darstellt, “Hocktoiletten“) und in langer Reihe, ohne Trennwände aufgereihte Waschbecken die Norm. Duschen gab es meist nur wenige, die dazu noch rudimentär ausgestattet waren. Ein Swimmingpool gehörte damals in den südlichen Landesteilen ebenso zum Campingcomfort wie heute. Doch von Wellness, Hamam, Fitnessgeräten, Thalasso-Therapie und “Animations” für die Kids träumte noch niemand. Auch Komfortplätze mit 16 Ampere Stromversorgung, Wasser- und Abwasseranschluss oder gar privatem Mietsanitär standen noch nicht auf dem Urlaubsangebot. Das Camperglück bestand darin, sein von zuhause mitgebrachtes Zelt oder den Wohnwagen auf einem vorzugsweise flachen Stück Erde, am besten in Strand- oder Seenähe aufzustellen und dem lieben Gott in Frankreich einen guten Mann sein zu lassen.

Atemberaubende Landschaften.

Gute Tropfen.

Gutes Essen.

Zeitenwandel beim Camping

Doch wie wussten schon die Alten Römer: Tempora mutantur, nos et mutamur in illis – Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen.

Heute rümpfen die meisten Camper beim Anblick eines noch von anno Tobak übrig gebliebenen Stehklos die Nase und fordern Sitz-WCs, Einzelwaschkabinen, Duschkabinen mit integriertem Waschbecken sowie einen Pizzaservice auf dem Campingplatz ein. Was die Waschkabinen und Duschen angeht, da stimme ich, zumindest bei Schmuddelwetter, mit meinen Campingschwestern und -brüdern überein. Pizza, Hamam, “Animations” benötige ich für mein persönliches Urlaubsglück ebensowenig wie die hüfthohen Jägerzäune, lärmenden Motorrasenmäher,  Gartenpavillons jedweder Größe und Couleur und grienenden Gartenzwerge der Dauercamper. Ich ziehe in den knapp bemessenen und daher wertvollen Urlaubstagen lieber “Natur pur” vor. Eine Passion, die übrigens vom LEM uneingeschränkt geteilt wird.

Unser bisheriger Reisebegleiter:
Wohnwagen Westfalia Columbus.

Mit dem Wohnwagen auf Wohnmobilstellplätzen – geht das?

Deshalb trug es sich in den letzten 10 Jahren immer öfter zu, dass wir im Frankreichurlaub sehnsüchtig nach den Wohnmobilstellplätzen schielten. Auf vielen gibt es, von einer Entsorgungsstation einmal abgesehen, nämlich nur Land und Ausblick auf die oft großartige Landschaft. Also genau das, was wir eigentlich suchen. Um ebenfalls in den Genuss dieses minimalistischen Campingglücks zu kommen, hielten wir, die bekennenden Wohnwagencamper,  Ausschau nach einem Wohnwagen, der diese Form des Reisens ermöglicht. Wir suchten und fanden den Westfalia Columbus, der aufgrund seiner Ausstattung ein autarkes Reisen und Verweilen zu jeder Jahreszeit ermöglicht. In dieser Hinsicht stehen wir einem Wohnmobil in nichts nach.

Der Wohnmobilstellplatz in Angé.

Campinglektion Nr. 1: Ein Wohnwagen ist meist kein Wohnmobil!

Die Krux ist letztendlich nur, dass wir es, was die Ausstattungsmerkmale und den Komfort betrifft, zwar mit vielen Wohnmobilen aufnehmen können, de facto aber keins sind. Denn hier scheiden sich auch im ansonsten so campingfreundlichen Frankreich die Gemüter: Die hoheitlich staatliche wie oft auch individuelle Meinung der Betreiber sowie vieler Wohnmobilisten besteht darin, dass Wohnmobile auf einen Wohnmobilstellplatz, Wohnwagen dagegen auf einen Campingplatz gehören. Eine winzige Grauzone für Wohnwagen, die zwar von einem PKW gezogen, aber ansonsten alle Merkmale eines Wohnmobils aufweisen, gibt es zwar noch, aber sie wird von Jahr zu Jahr kleiner. In letzter Zeit prangt auf vielen Wohnmobilstellplätzen, auf denen zuvor Wohnwagengespanne noch wohlwollend toleriet wurden, jetzt ein dickes Verbotsschild. Meist mit einem ebenso dicken Hinweis auf den nächst gelegenen Campingplatz. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt?

Nur, dass mich niemand falsch versteht: Es geht mir hierbei nicht um das Finanzielle. Ich reise nicht mit der “Geiz-ist-geil-Attitüde” nach Frankreich. Dagegen spricht schon, dass wir aus jedem Urlaub  einen rappelvoll mit Wein gefüllten Kofferraum und einen mit französischen Leckereien bestückten Wohnwagenkühlschrank mit nach Hause zurückbringen. Ich ziehe die Wohnmobilstellplätze also nicht deshalb einem Campingplatz vor, weil sie manchmal noch günstiger sind.

Nein, mir geht es um die Art des Reisens und Übernachtens. Ich möchte nicht zwei Wochen lang  auf einem Campingplatz (und sei er noch so komfortabel) “eingepfercht” sein. Ich möchte frei stehen, gehen und kommen. Dabei die Natur, meine Mitmenschen und natürlich die örtlichen Gesetze respektieren.

Um das Festival des Jardins in Chaumont-sur-Loire zu besuchen,
parkten wir direkt an der Loire.

Gibt es eine Camping-Sittenpolizei?

Im letzten Urlaub (mehr dazu gibt es hier, hier und hier), stießen wir mit diesem simplen Ansinnen vermehrt an unsere Grenzen. Auf vielen Wohnmobilstellplätzen kamen wir, obwohl sie manchmal nichtmals zu einem Drittel belegt waren, partout nicht unter, weil ein großes, rot umrandetes Schild, in dessen Mitte ein mit einem dicken schwarzen Balken durchgestrichener Wohnwagen prangte, uns den Eintritt verwehrte.

An manchen Plätzen fühlten sich ein paar der bereits dort stehenden Camping-caristes quasi als örtliche “Sittenpolizei” dazu berufen, uns darauf hinzuweisen, dass Wohnwagen nicht erwünscht seien. Manchmal haben wir uns auf ein Gespräch eingelassen und ihnen erklärt, dass auch wir eine eigene Stromversorgung, einen verschließbaren Abwassertank und eine Chemietoilette haben, die wir nicht im nächsten Bach entsorgen… Manche unserer Gesprächsspartner zeigten sich einsichtig, manche nicht. Bei einigen Wohnmobilstellplätzen haben wir, um eine Konftrontation zu vermeiden, abgedreht und sind – zugegeben zähneknirschend – doch auf einen “ordentlichen” Campingplatz gefahren. Ohne Problem konnten wir diesmal übrigens in Angé, an Schloss Cheverny und auf einem Mitfahr-Parkplatz am bretonnischen Menez Hom stehen.

Unser Fazit

Wie lautet unser Fazit? Ja, wir wollen und werden auch im Herbst wieder gern nach Frankreich reisen. Wenn das Wetter und die Gesundheit unserer 15 1/2 jährigen Hündin mitspielen, möchten wir dann, wie gehabt, nicht ständig auf Campingplätzen übernachten, sondern werden trotzalledem nach geeigneten Wohnmobilstellplätzen Ausschau halten. Die Camperhoffnung stirbt zuletzt…

Dennoch haben wir uns schweren Herzens entschlossen, unseren Wohnwagen langfristig zu verkaufen und uns nach einem passenden Wohnmobil umzusehen! Ernst gemeinte und informierte Angebote zu unserem Wohnwagen nehmen wir übrigens schon jetzt entgegen.

Tempora mutantur, nos et mutamur in illis….

Hier dürfen Wohnmobile (und wir) übernachten.

Und welche Erfahrungen haben Sie, liebe Leserinnen und Leser der Regenbogenkombüse, im Campingurlaub in Frankreich gemacht? Sind sie eher mit dem Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil in Frankreich unterwegs? Haben Sie schon einen ähnlichen Konflikt erlebt? Ich würde mich freuen, wenn Sie berichten, wie es Ihnen beim Campingurlaub in Frankreich ergangen ist.

Ein schönes Wochenende und à bientôt

Ihre Heike Kügler-Anger