Sind wir tatsächlich auf noch mehr Zuwanderung angewiesen?

Sind wir tatsächlich auf noch mehr Zuwanderung angewiesen?

Von Gastautor Albrecht Künstle

– Die Bad. Zeitung wiederkäut wie andere Medien auch, dass wir sonst aussterben

– Demoskopen rechnen immer noch mit den Geburtsdaten der Vergangenheit

Wieder mehr Kinder – und doch nicht genug“ titelte unsere Regionalzeitung:

https://www.badische-zeitung.de/wieder-mehr-kinder-in-baden-wuerttemberg-und-doch-nicht-genug–175624533.html. Die Geburtenrate reiche für den Erhalt des Bestandes der Baden-Württemberger nicht aus, das Ländle bleibe auf die Zuwanderung angewiesen, wurde im Untertitel behauptet. Na und, werden manche sagen, ohne Schwaben kein Kretschmann, was soll daran schlimm sein? Aber: Wir Badener gehören ja auch dazu, und uns gilt es zu erhalten! Das kann Rest-Deutschland nicht egal sein, denn wir sind wichtige Nettozahler beim Länderfinanzausgleich. Ohne uns müsste man für Berlin eine neue Luftbrücke organisieren.

Wir Baden-Württemberger wie auch das übrige Deutschland würden auch ohne eine stärkere Zuwanderung nicht aussterben. Die Einwohnerzahl unseres Bundeslandes hat die 11 Mio. überschritten, das sind jetzt 310 EW/km² gegenüber 230 bundesweit. Und bei uns bleiben die aus dem Süden einfallenden Migranten vorerst hängen. Erst wenn sie einen Aufenthaltsstatus geschenkt bekommen, zieht die Hälfte in die Metropolen weiter, wo schon ihre Verwandten residieren.

Wie kommen nun „Demographen“ darauf, dass die Geburtsrate für den Bevölkerungserhalt nicht ausreiche? Wenn man sich die Entwicklung anschaut, ging die Kinderzahl der Frauen von 2,6 Anfang der 60er Jahre auf 1,5 im Jahr 1980 zurück. Das war die Zeit, in der deutsche Familien sich kaum mehr Kinder leisten konnten. Und die Gastarbeiterfamilien getan haben, wozu sie gerufen wurden. Sie arbeiteten, Kinder in die Welt setzen war nicht einmal ein Markenzeichen der türkischen Gastarbeiter. Dann hat sich die Geburtenrate rund 30 Jahre lang auf niedrigem Niveau bei ungefähr 1,4 Kindern stabilisiert. Doch dann ging es mit den Geburten auf 1,6 Kinder bergauf.

Das reiche nicht, wir bräuchten 2,1 Kinder je Frau, behaupten die geistigen Schlepper in Institutionen, Medien und der Politik. Auch die 1,93 Kinder ausländischer Frauen seien zu wenig, wir brauchen noch gebärfreudigere Migrantinnen. Doch machen die Hiobs-Propheten den Fehler, den man nach dem Absolvieren einer einfachen Hauptschule nicht mehr machen dürfte. Sie prognostizieren die Bevölkerungsentwicklung nur mit der Kinderzahl je Frau, nicht mit dem Alter, in dem die Kinder geboren werden.

Ich mache für diese Bevölkerungsuntergangs-Botschafter ein einfaches Beispiel: Es macht einen Unterschied, wie viel täglich im Bauch landet, ob man im Abstand von sechs Stunden oder alle fünf Stunden isst. Abzüglich Schlaf speist man im ersten Fall dreimal am Tag, im zweiten Fall jedoch viermal. Nicht anders ist es bei den Geburten.

Wenn Neu-Migrantinnen ihr erstes Kind schon im Alter von 20 Jahren gebären, statt wie bei uns mit 30 Jahren, dann bringen die zugewanderten und nachgeholten Frauen und deren Kinderbräute mehr Kinder zur Welt als unsere einheimischen Frauen – sogar bei gleicher Kinderzahl. Konkret: Bei einer Lebenserwartung von angenommen 84 Jahren hat das Kind einer 30jährigen Mutter noch eine Oma, aber schon keine Ur-Oma mehr, macht 2,8 Generationen aus. Kinder von 20jährigen Müttern haben eine Oma, Ur-Oma und sogar noch eine Ur-Ur-Oma, also 4,2 Generationen der Großfamilie.

Was wir brauchen ist keine neue Anwerbungsoffensive, sondern Experten, Fachkräfte die in den Instituten richtig rechnen können, Leute bei den Medien, welche die zum Fraß vorgeworfenen Zahlen hinterfragen können. Und Politiker, welche die Lösung der Probleme unseres Landes in einer ideologiefreien Wirtschafts-, Finanz- und Energiepolitik suchen. Ob wir solche Fachkräfte mit Hilfe des neuen Fachkräfte-Zuwanderungsgesetzes finden können, darf stark bezweifelt werden. Wenn bei uns etwas ausstirbt, ist es nicht das Volk, sondern Volksvertreter, die ihr Hirn benutzen, statt die Beschlussvorlagen ihrer Fraktionsoberen.


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