Als irgendwann früher (17.-18. Jh) die vielen Europäer nach Amerika auswanderten, um dort die neue Welt zu entdecken und aufzubauen, blieb Old Eutope unbeeindruckt zurück. Der Ozean, der die beiden Welten verläßlich voneinander trennt, sorgt für Abstand. ebenfalls der Zeitunterschied. es gibt “die” und “uns”.
Heute (also im 21. Jh) macht sich wieder ein Teil der Menschheit auf die Reise, und die anderen bleiben daheim. im übertragenen Sinn, da geographie-unabhängig. nun trennen uns weder Ozean noch Zeitzonen, sondern Verdtändnis dafür, was ein Hashtag ist und was man mir einem Mausklick im Internet anstellen kann.
Ich bin auf der re:publica, einer Konferenz zur Zukunft der digitalen Gesellschaft. uns werden hier die Möglichkeiten und Gefahren, Projekte und Fehlprojekte vorgestellt. und ich frage mich: ist diese neue Welt diesen Rummel wert? kann man die Welt mit den Möglichkeiten des Social Media verändern? verbessern? Kriege und Hunger beenden? verändert das Digitale wirklich unser Leben und uns oder verleiht es uns nur eine neue Oberfläche indem wir neben einem Abiturdurchschnitt auch Zahl der Facebookfreunde und Twitterfollower an die Wand hängen können? war die Auffuhr damals nicht vergleichbar groß als Eisenbahn oder Telefon in den Menschenalltag kamen?
Ich bleibe kritisch – auch wenn ich gefühlt mit auf dem Dampfer sitze, der in das gelobte digitale Land rast. ich frage mich: verlieren wir uns gerade oder erfinden wir uns neu? Finden wir noch Zeit für unsere Familie und Freunde neben der Pflege der digitalen Bekanntschaften, dem veröffentlichen von Blogs und eBooks und dem Abstimmen für mehr Menschenrechte im Web? hilft uns das ganze Brumborium, was neues zu erschaffen? werden wir es schaffen, unser wahres ich zu pflegen ohne uns in der Digitalität zu verlieren?
Vielleicht sollte ich “wir” durch “ich” ersetzen. es sind meine persönlichen Fragen. ich bin verwirrt. ich suche. ich merke, dass diese Reise mich verändert. und ich bin unsicher, ob ich auf dem richtigen Dampfer bin.
Jetzt gehe ich Antworten suchen. noch zwei Tage re:publica – es gibt gute Chancen, fündig zu werden.